„Würde im Alter mit Heimvorteil“ – Sterbebegleitung . . .


Ließt man sich die Kurzbeschreibungen der div Pflegeheime auf dieser Seite durch, so findet man bei einigen Heimen unter „Bewohner Betreuung“ den Begriff der „Sterbebegleitung“. Bei näherer Betrachtung des entsprechenden Internetauftritt der entsprechenden Pflegeheime sucht man vergebens nach der Art und Weise wie Bewohner*Innen in einem Pflegeheim (dies dürfte von wenigen Ausnahmen abgesehen für alle Pflegeheime in der BRD zutreffen) während ihres Sterbeprozeß begleitet werden.
 
Vieles wird in den jeweiligen Internetauftritten der Pflegeheime erklärt, hervorgehoben bzw. betont. Warum wird kein Wort über das „Wie“ das Begleiten eines Menschen der im Sterben liegt verloren?

Den Königsweg einer „Sterbebegleitung“ gibt es nicht. Sie ist privat und individuell. Das steht außer Frage.

In der Sterbebegleitung geht es darum, Menschen in den letzten Wochen vor ihrem Tod beizustehen, sie zu trösten und rücksichtsvoll zu betreuen. Menschen jeden Lebensalters – das gilt für Kinder ebenso wie für alte Menschen, ihre Familien und die ihnen Nahestehenden – benötigen in der letzten Lebensphase Zuwendung und Unterstützung. Quelle: Wikipedia Sterbebegleitung

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Am 28.8.2012 wurde das Grundsatzpapier „Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen im hohen Lebensalter in Pflegeeinrichtungen“ auf einer Pressekonferenz in Berlin vorgestellt. Quelle: Deutscher Hospitz und Palliativverband e.V.

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Meinem Vater wurde der Segen zu Teil zu Hause im Kreis seiner Familie sterben zu dürfen. Seine Familie bestand aus meiner Mutter und mir seinem Sohn. „Zu Hause Sterben zu dürfen“ ist ein Glück und heute 16 Jahre später ein Segen. Glück weil die Zahlen von Menschen die in einem Pflegeheim im Jahr 2020 leben und möglicherweise auch sterben bei bis zu 2,9 Millionen Menschen betragen könnten. 
Segen weil die Begleitung meines Vaters bei seinem Sterben für mich ein Segen war. Ihn bei seinem Sterben begleiten zu dürfen erfüllt mich heute immer wenn ich sein Bild in meinem Altar in dem Zimmer des Pflegeheimes in dem ich jetzt lebe betrachte mit Dankbarkeit.

© Wolfgang Kirsch

Die letzten Wochen meines Vaters vor seinem Tod waren von Weinen und Rufen nach Hilfe geprägt. Stundenlang saß meine Mutter an seiner Seite, hielt seine Hand. „Ich bin bei Dir“ sagte sie zu ihm. „Du brauchst keine Angst zu haben. Es ist alles gut so wie es ist“.

In der Nacht vom 30. November auf den 1. Dezember 2001 ist mein Vater friedlich im Schlaf gestorben.

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In dem Wohnbereich in dem ich lebe liegen immer wieder Bewohner*Innen im Sterben. Dies gehört zum Alltag in jedem Pflegeheim. Wenn ich in meinem Pflegestuhl unterwegs bin höre ich oft ihre Rufe nach Hilfe. Das Pflegeteam begleitet Bewohner*Innen die im Sterben liegen nach besten Kräften; im Rahmen dessen was ihnen möglich ist. „Möglich“ deshalb weil die Teams in ihrer täglichen Arbeit ebenso den Bedürfnissen der übrigen Bewohner*Innen gerecht werden müssen.
Angehörige, Familie, Seelsorger*Innen, Freunde, sie begleiten – soweit möglich – ihre*n Angehörige*n, Freund*In wenn sieer im Sterben liegt.

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Ich klage die Regierungen der letzten 30 Jahre an weil sie nichts getan haben das Menschen die ihren Lebensabend in einem Pflegeheim verbringen in „Würde alt werden und während ihres Sterbens begleitet werden“ so wie es den vielfach inflationären gebrauchten Begriff der „Christlichen Werte“ impliziert.

Im Januar 2008 wurde Claus Fussek für sein besonderes Engagement das Bundesverdienstkreuz verliehen. Ein Schlag ins Gesicht der Gesellschaft für die „Sterben und Tod“ immer noch ein Tabu Thema ist. Ein Schlag auch für Claus Fussek der nicht müde wird zu mahnen. Vor allen Dingen ein Schlag ins Gesicht all der politisch Verantwortlichen die nicht müde werden eine Pflegereform anzumahnen. Sie allerdings haben diesen Schlag ins Gesicht verdient. Sind letztendlich sie es die den Schwanz eingezogen haben bzw ziehen weil sie nichts weiter als Flickschusterei betrieben haben. Das was sie bis dato in die Wege gleitet haben wie z.b. die Reform der „Pflegestufen in Pflegegrade“ ist auch ein Schlag ins Gesicht von engagierten Altenpfleger*Innen weil diese „Reform“ mit einem erheblich bürokratischem zeitlichen Mehraufwand an Dokumentation für jedes Pflegeteam verbunden ist. Zeit die jedem einzelnen Pfleger*In fehlt um sich Bewohner*Innen zuzuwenden wenn diese*r der Zuwendung bedarf. Statt in qualifiziertes Pflegepersonal zu investieren werden Milliarden u.a. von Steuergelder verschwendet oder „EZB sei Dank gedruckt“ und Automobilkonzernen bzw Großbanken hinterhergeschmissen denen Anklagen wegen justitiabler Verfahren drohen.

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Jedesmal wenn ich die Rufe nach Hilfe von Bewohner*Innen höre sage ich zu mir: 
Der Tod ist das Ende einer manchmal langen Reise. Diese Art zu sterben hat nichts mit einem „Sterben – Tod in Würde zu tun. Von „Würde im Alter“ ganz zu schweigen. „So möchte ich nicht sterben“

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Springer Verlag und HIV – Nichts dazu dazugelernt


Heute dacht ich so vor mich hin:

„Du hast lange nicht mehr die Google News zum Thema HIV aufgerufen. Schau doch mal was es so Neues gibt“.

Gesagt – Getan

Als ich die folgende Überschrift eines Artikel in der Welt vom 27. Sept. 2017 (aus dem TV Sender N24 der zum Springer Verlag gehört wird ab 18. Jan 2018 der TV Sender Welt ) las dacht ich: „Das darf doch nicht wahr sein“:

„Immunschwäche HIV-Infektionen bei Menschen ab 50 nehmen deutlich zu“

Unter Anderem bezieht sich der Autor Walter Willems von der Welt auf eine Studie die in der englisch sprachigen Ausgabe der Zeitschrift „Lanzet“ – ein Link oder die Nr der Ausgabe fehlt! – (höchstwahrscheinlich handelt es sich um diese Ausgabe/Artikel der Lanzet) veröffentlicht wurde. Eine Kernaussage ist (in der deutschen Übersetzung):

 „Das geht möglicherweise darauf zurück, dass HIV und seine Übertragung älteren Menschen weniger bewusst ist.“

Nun ja. „Ich vor 1967 geboren – weiß das es HIV gibt, weiß das ich mich mit dem Virus infizieren kann. Aber erst mal passiert es den Anderen. Nicht mir“.

Es wird vermutet das die Ursache „Mögliche Faktoren: Prostitution und Sextourismus“ sein könnten. Damit werden wieder einmal Stigma und Diskriminierung Tür und Tor geöffnet.

Das es auch anders geht: „Wir kennen die Ursachen in Deutschland letztlich nicht“, sagt die deutsche Co-Autorin Barbara Gunsenheimer-Bartmeyer vom Robert-Koch-Institut (RKI).

Zum Glück gibt es aber auch immer Jemand – Person oder Instituition – dem man den Schwarzen Peter zuschieben kann:

Der Trend zeige aber auch, dass diese Altersgruppe von „Aufklärungskampagnen“ vernachlässigt worden sei, betont sie (Tavoschi-Lanzet“.

In gleichem Maß wie die vor 1967 Geborenen älter – sexuell aktiv*er geworden sind, in gleichem Maß haben Aufklärung, Information, Wissen um HIV und HIV Medikamente zugenommen. Besonders was die Aufklärung in Schulen der heute 50+ betrifft. Die Meisten meiner Freunde die heute 50+ sind haben HIV mit all seinen Schrecken, seiner Tragödien pers. erlebt. Von wem zum Teufel spricht der Autor, die Autorin überhaupt?

Die Welt ist eine überregionale Tageszeitung die zum Springer Konzern gehört. Gerade der Springer Konzern hat in den „Anfangsjahren von HIV in Deutschland in einer Art und Weise über das Thema HIV berichtet“ die bewirkten das nicht wenige „Ältere Menschen mit HIV die der LGBTI Community angehören bzw Teil sind bis heute „traumatisiert sind“.

So heißt es im Spiegel vom Juni 1983 „Homosexuellen Seuche – AIDS . . . „. Im Nov 1984 schreibt der Spiegel „Die Seuche bricht aus dem Schwulen-Getto aus“.

Ich will es bei diesen Ergüssen belassen. Die damalige „journalistische Recherche“ vor allen Dinge die „Ausdrucksweise und der Tenor“ war und ist nach wie vor „oberflächlich“ um es höflich zu formulieren. Ein Tenor der jedoch immer noch bzw wieder verstärkt zu Stigma und Diskriminierung beiträgt.

Die heutigen 50+ wurden vor 1967 geboren. Als HIV Thema in Deutschland wurde (1982 – 1990) waren sie 15 Jahre und älter. Spätestens ab 1990 war Aufklärung zum Thema „Schutz vor HIV“  kein Thema mehr. Wenn man – Wer zu dieser Zeit „HIV nicht auf dem Schirm hatte“ der muß imho damals völlig verpeilt gewesen sein.

Allerdings gab es auch nicht Wenige die glaubten das „je weiter man von Deutschland entfernt <-> im Urlaub war, umso geringer war die Wahrscheinlichkeit sich mit dem HIVirus zu infizieren“. Wie sich herausstellen sollte traf dies besonders auf heterosexuelle Urlauber*Innen zu.

So gab es politische Überlegungen – sie standen im Kontext zu den Ängsten der Menschen der Gesellschaft bzgl HIV, der Unkenntnis über HIV weil man bzgl des Wissen medizinisch am Anfang stand und den Inhalten vieler schlecht recherchierter „journalistischer Ergüsse“ (in den USA war man uns in der BRD in dieser Hinsicht einen wenn auch kleinen Schritt voraus) -. . .

„Die Zeit von Aids-Hysterie, von Verfolgungs-Phantasien und Ausgrenzungs-Experimenten war auch die Hochzeit des CSU-Politikers Peter Gauweiler und seiner Politik, insbesondere des „Bayrischen Maßnahmen-Katalogs“. Quelle: 2Mecs Frank & Ulli

Heute schreiben wir den 1. Oktober 2017. HIV ist dank einer Vielzahl von HIV Medikamente – Kombinationen behandelbar. Mittlerweile ist es möglich das HIV-negative Menschen sich mittels einer PrEP (PräExpositionsProphylaxe) vor HIV schützen können. Das Wissen <-> die Informationen um HIV – Schutz und Erfahrung ist seit 1982 gewachsen, vorhanden und auffindbar.

„Das schlimmste an einer Krankheit <-> HIV ist nichts über eine Krankheit <-> HIV zu wissen.“

„Wissen, Information sind die Basis Stigma, Diskriminierung und Ängsten in Schach zu halten“.

Bei dieser Gelegenheit möchte ich auf die Publizistischen Grundsätze wie sie im Pressekodex des Presserat, die die Maßstäbe hinsichtlich der Berichterstattung und des journalistischen Verhaltens festlegen, hinweisen.

 

 

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Mir doch egal – Alltag im Pflegeheim


Aus dem Alltag des Pflege/Verwaltungspersonal im Pflegeheim

Subjektive Wahrnehmung? – Definitiv
Verallgemeinernd? – Definitv nicht
Interpretierend? – Nicht ausgeschlossen
Vom Standpunkt eines Beobachters aus? – Ja

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Der Ladezustand der Batterie eines Personenliftes ist fast leer:„Oh die Batterie ist fast leer“

Anstelle die Batterie des Personenliftes in einer Ladestation aufzuladen wird der Liter einfach in das Bad gestellt. „Mir doch egal“ Die nächste PflegePerson die den Lifter benötigt um Bewohner*Innen mittels des Lifters aus dem Bett zu heben, kann diesen Lifter nicht benutzen und muß im Haus nach dem zweiten von 3 Personenliften suchen.
Angeblich kostet ein neuer Lifter € 10.000. Das Internet sagt anderes. „Das glaube ich nicht“ ist die Antwort. (Bewohner*Innen eines Pflegeheimes sind eben grundsätzlich nicht ernst zu nehmen.)

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„Können wir (von einem anderen Wohnbereich) den Personenlifter haben oder braucht ihr ihn jetzt?“ „Ich bringe ihn Euch auch wieder zurück“.„Wir brauchen ihn im Moment nicht. Du kannst ihn mitnehmen. IdR wird der Lifter nicht zurückgebracht. „Mir doch egal“. In der nächsten Schicht fragt man mich ob ich weiß wo der Lifter ist. Wenn ich mitbekomme wer ihn holt weiß ich es. Ansonsten nicht. Folglich sucht das Personal einen Lifter in den übrigen Wohnbereichen des Hauses.

Statt miteinander arbeitet man gegeneinander. Die Zeit die jedeR des Pflegepersonals auf diese Art und Weise verwendet ist Zeit die dem Pflegepersonal fehlt um sich den Bewohner*Innen zuzuwenden i.e. dem eigentlichen Sinn und Zweck ihrer Arbeit.

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Ähnliches gilt für Material wie Handtücher, Hygienemittel, Artikel zur Grundpflege etc. Man nimmt den letzten Hygieneartikel, Handtuch aus dem Bad und läßt Gott einen guten Mann sein. Auffüllen kommt in dem Wortschatz von Manchen nicht vor.  „Mir doch egal“. Ganz zu schweigen davon man das in den allmorgendlichen Teambesprechungen solches Verhalten der Kollegen*Innen thematisiert. Einige leben die Haltung „Mir doch egal“, Andere schlucken solches unkollegiale Verhalten.

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In der Küche wäscht jemand Geschirr ohne Handschuhe mit einem Geschirrtuch. „Könnte ich bitte ein Brötchen haben?“ frage ich. „Ja“ sagte man mir. Sprachs, nahm mit der nassen Hand mit der das Geschirr gewaschen wurde, das Brötchen, steckte es in eine Plastiktüte und reichte mit die Plastiktüte. Da ist mir erst mal nix eingefallen. Das ich mir von einer solchen Person keine Mahlzeiten mehr reichen lasse liegt auf der Hand. Sollte es zu einer Aussprache – Konfrontation kommen ist die Haltung klar: „Es ist nicht wahr“!

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In einem Pflegeheim zu wohnen heißte das man mit Menschen die den Querschnitt einer Gesellschaft repräsentieren zusammenwohnt bzw aufeinandertrifft. Das gilt für die Pflegekräfte wie für die Bewohner*Innen gleichermaßen.
Für die Bewohner*Innen gilt das man den Einen klarkommt mit Anderen nicht. Der Kontakt beschränkt sich auf in freundliches „Guten Tag“. Der Standard einer Begegnung ist freundlich.
Für das Pflegepersonal gilt neben dem respektvollen Umgang mit den Bewohner*Innen grundsätzlich eine Professionalität die eine spürbare ablehnende Haltung gegenüber demR Bewohner*In ausschließt. Diese „Professionalität“ wird leider nicht von allen Pflegekräften an den Tag gelegt. Der Eine oder die Andere aus dem Pflegeteam ist nicht in der Lage eine ablehnende Haltung gegenüber Bewohner*Innen bei der Arbeit außen vor zu lassen. Dies geht mitunter soweit das sich das in der täglichen Arbeit niederschlägt. Je nach pers „Tagesforn“ werden Routinen in der Grundpflege oberflächlich, mitunter auch grob <-> unachtsam verrichtet. Solch unprofessionelles Verhalten gipfelt dann – weil man sich persönlich angegriffen fühlt – in „moralinsauren“ Sprüchen wie z.b. „Jetzt hab ich ihnen einen heißen Pfefferminztee gebracht und sie trinken ihn nicht solange er heiß ist“.

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IdR erfolgt der Urinbeutelwechsel bei mir wöchentlich. „Wöchentlich“ heißt nach meinem Verständnis im Rahmen des „Kathederwechsels“. Da dieser während der letzten Monate immer „Nachts“ durch den Arzt eines Bereitschaftsarztes stattgefunden hatte und der jeweilige BereitschaftsArzt*Ärztin immer einen „neuen Urinbeutel nimmt“ erfolgt der Urinbeutelwechsel an dem Tag einer Woche an dem der „nächtlichen Kathederwechsel durch den Bereitschaftsarzt stattgefunden hatte. Kommt er In der Nacht vom Mittwoch zum Donnerstag, so erfolgt der Urinbeutelwechsel in der nächsten Woche „Donnerstags“.
„Wir wechseln aber immer Montags“. Klar wenn man Geld zum Fenster rauswerfen will.

„Warum sagen Sie nicht das der Urinbeutel gewechselt werden muß?“
Antwort: „Weil es nicht mein Job, die Aufgabe des Bewohners*In ist?“

Aber Wert darauf legen  vom Bewohner*In mit „Schwester“ angeredet zu werden“.
P.S.
Wie spricht man dann eine männliche examinierte Pflegekraft an? Bruder Martin*
Ungläubige Blicke.

Die Genderdiskussion wird in den nächsten Jahren auch in die Pflegeheime Einzug halten. Ungläubige, fragende Blicke wird die mildeste Form der Verwunderung sein.

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Da ich seit 3 Monaten regelmäßiges Training in Pflegestuhl zwecks Stärkung meiner Muskulatur unter Anleitung von Fachpersonal einer Physiotherapiepraxis betreibe – was Erfolge zeitigt – betreibe bin ich in der Lage nachdem ich täglich mittels eines Personenlifters aus dem Bett in meinen Pflegestuhl gehoben wurde mich selbst zu waschen, rasieren und mich (T-Shirt, Oberhemd) anzukleiden. Sehr oft passiert es das Damen des Reinigungspersonals während ich mich wasche in das Zimmer in dem ich im Pflegeheim Wohnung bezogen habe, ins Bad platzen um es zu reinigen. „Kommen Sie doch bitte in 10 Minuten wieder. Dann bin ich angezogen, verlasse das Zimmer und Sie können in Ruhe das Bad und das Zimmer reinigen. Bis auf 2 Aufnahmen ist es als spreche ich mit einer Wand. „Ich bin alleine. Muß bis XX Uhr auch noch den X Stock reinigen.“ Kein Funken Respekt gegenüber meiner Würde. Ganz zu schweigen davon das sie keiner Argumentation“Wie würden Sie zu Hause reagieren wenn die Reinigungskraft die Sie zum reinigen Ihrer Wohnung ihr Bad reinigen möchten während Sie sich waschen?) zugänglich sind.

Es gibt nicht genügend Reinigungspersonal. Dies ist eine unumstößliche Tatsache.

Verwaltung: „Mir doch egal“. Hauptsache wir schreiben in unserer Bilanz – Gewinn/Verlust schwarze Zahlen.

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Die Verpflegungspauschale für Nahrungsmittel pro Tag beträgt € 10,03. Nach Abzug der Personalkosten bleibt ca. ein Rest von € 5,40 für Frühstück, Mittagessen, Kaffee und Kuchen und Abendessen. Was das über die Qualität der Nahrung (TK, Convenience Produkte minderer Qualität etc) betrifft liegt auf der Hand. Fast alle Pflegeheime haben Verpflegungspauschalen zwischen € 12,— und € 16,—.

Verwaltung: „Mir doch egal“. Hauptsache wir schreiben in unserer Bilanz – Gewinn/Verlust Bilanz – schwarze Zahlen.

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Das Pflegeheim in dem ich wohne ist eines der teuersten Pflegeheime in Frankfurt.

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Pflegeheime arbeiten Gewinnorientiert. Das zunehmend Pflegeheime zum Zweck der Kapitalanlage/Finanzinvestition verkauft werden ist kein Geheimnis. Pflegeheime inklusive all dessen was dazu gehört wie Catering, Hilfsmittel, Pharmaindustrie ist der Markt der Zukunft mit der größten und sichersten Rendite.

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„Neue Besen kehren gut“ . . .


. . . so sagt der Volksmund

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Da ich geschlafen hatte, habe ich den üblichen Rundgang des Nachtdienstes verschlafen. Irgendwann später bin ich aufgewacht, klingelte weil ich der Meinung war das mein Urinbeutel geleert werden müßte. Auf Grund meines Klingelns kam er – die neue Pflegehilfskraft – in seiner ersten Nacht hereingestürmt wie ein Panzer. Von 1/2 Schlaftablette die ich zum Einschlafen nehme war ich halbwach. Ohne sich vorzustellen schob er den Nachttisch zur Seite, stellte fest das sich in dem Urinbeutel nur wenig Urin befand und war stinksauer “ Der ist ja leer“ schnaubte er und stürmte wie ne Dampfwalze aus meinem Zimmer. Jetzt war ich hellwach. „Ich hab auch nur zum Spaß geklingelt. Schöne Nacht noch.“ Gab ich ihm auf den Weg.

Am 20. August gegen 5.30 bin ich wach geworden weil ich Durst hatte. Wenn ich schlafe rutsche ich im Bett immer etwas in Richtung Bettende. Ich ware gerade dabei mich zum Kopfanfang des Bettes hochzuziehen als besagter „Neuer Besen“ in mein Zimmer hereinfegte. Mit einem donnnerndem „Guten Morgen“ kam er ans Bett, griff an meine Einlage. Vielleicht glaubte er etwas verloren zu haben und meinte er würde es dort finden was allerdings nicht der Fall war. Er schob den Nachtisch zur Seite stürmte ins Bad um die Schüssel für den Urin zu holen. Weil wenig Urin in dem Beutel war sagte ich „das es sich nicht lohnen würde ihn zu entleeren“. Das hat ihn alles nicht interessiert. Es ist seine Pflicht den Beutel zu entleeren also entleert er ihn. #Basta Und die Bewohner*Innen – in dem Fall ich den er weil ich wach war „nur um etwas zu trinken“ mit einem donnerndem Guten Morgen zu beglücken.

Ich bat ihn den Nachttisch wieder so hinzustellen – Rückenlage und aus eigener Kraft nicht mobil“ sodas ich ihn erreiche. Im Grunde genommen den Nachttisch wieder so hinzustellen wie er stand als er mein Zimmer betrat. Alles was es dazu benötigt ist etwas das man gemeinhin als „Wahrnehmung“ bezeichnet. Doch anstelle der Wahrnehmung lief bei ihm das 0815 Programm ab. Einer lärmenden schnaubenden Dampfwalze aus der Zeit von 1873 knallte er mir mit einem Spruch „Dann machen sie´s doch selber“ den Nachttisch ans Bett und verließ wütend mein Zimmer.

Er gehört zu der Gattung Pflegehilfskräfte die meinen das alle Bewohner*Innen eines Pflegeheimes #GAGA sind. Vor allen Dingen müßte man Ihnen Dankbar sein das es Menschen wie ihn gibt. Menschen die andere Menschen – Bewohner*Innen eines #Pflegeheim von oben herab behandelten. So als wären wir „die Bewohner*Innen eines Pflegeheim“ „Menschen 2er Klasse“.

„Neue Besen kehren gut“ so sagt man. Die Stadt sucht immer wieder ungehobelte grobschlächtige, unsensible Grobmotoriker mit einem Defizit an Empathie zum säubern der Strassen und Bürgersteige (Damit möchte ich nicht die Arbeit des Personals der städtischen Reinigungskräfte herabwürdigen. Im Gegenteil. Es spiegelt – das gebe ich gerne zu – den Inhalt einer Schublade von mir wieder).  Zudem ist die Bezahlung besser als der Nachtdienst in einem #Pflegeheim.

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In der Nacht gab es ein interessantes Gespräch.

Tenor: Es steht Aussage gegen Aussage.
Eine der üblichen Formulierungen wenn ein Unbeteiligter*E per se Partei von vorn herein Partei (weil sie z.b. der Vorgesetzt ist) für eine Person ergreift. Man selbst hat dann keine Chance. Beliebtes Muster vor Gericht im Kontext zwischen Instituitionen z.b. Polizei und Einzelpersonen.

Tenor: Ich habe gelernt das man das so und so macht . . .

Es ist diese Haltung die zum Ausdruck bringt das „alle“ Bewohneriner*Innen per se auf Hilfe angewiesen sind. Den Bewohner*Innen wird von vornherein unterstellt das sie in jedem Bereich ihres Alltages hilflos somit auf Hilfe angewiesen sind. Eine Differenzierung ist von vornherein ausgeschlossen. Auf die Idee das Bewohner*Innen möglicherweise in bestimmten Aspekten ihres Alltages „Selbstständig“ in Denken und Handeln sind kommt man nicht. Ganz zu schweigen von Würde im Zusammenhang mit Selbständig sein. „Bewohner*Innen sind hilflos und auf uns „Pfleger*Innen angewiesen.

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Was mir immer wieder begegnet ist eine Haltung von Einigen des Pflegepersonals gegenüber Bewohneriner*Innen und auch ihren Kollegen*Innen die ich erschreckend finde weil sie ein Mangel an Würde und Respekt offenbart. Ich schwanke an deren Haltung zwischen „Besser Wisser“ oder schlicht und einfach „Überheblichkeit in Person“.

Da ich aus eigene Kraft nicht aufstehen kann werde ich mittels eines Lifters aus dem Bett -> in den Rollstuhl und zurück „geliftet“. Da ich täglich einige Stunden im Rollstuhl verbringe steht der Lifter bei mir im Bad. Hier im Pflegeheim gibt es 5 Wohnbereiche = 5 Etagen. Leider gibt im gesamten Pflegeheim nur 2 – in Worten „Zwei“ – dieser Lifter. Und das obwohl es a) viele Bewohner*Innen gibt die auf ihn angewiesen sind und b) besagte Personenlifter nicht die Welt kosten. Um die € 1.400 – 1.500.

Pfleger eines anderen Wohnbereiches:
Guten Morgen. Wir benötigen Ihren Lifter.
Kein Problem. Sind Sie bitte nur so nett und bringen ihn wieder zurück. Ich – wir benötigen ihn später.
Klar mach ich.

Natürlich hat er ihn nicht zurückgebracht. Nur Wenige bringen ihn tatsächlich zurück. Da ich wußte auf in welchem Wohnbereich er arbeitet bin ich einige Stunden später in diesen Wohnbereich gefahren. Als er mich sah hat er eine Bewohnerin auf ihr Zimmer begleitet . . . über einen Ausgang wo er nicht an mir vorbei mußte. Nach 10 Minuten – es war Ende der Übergabe kam er mir in Freizeitkleidung entgegen.

Hey sagte ich freundlich grinsend zu Ihm. In diesem Dress Style können Sie den Lifter auch zu unsmir auf den Wohnbereich bringen.
Ich hab jetzt Feierabend, sagte er.
Macht mir nix aus sagte ich.
Mir doch egal. Sprachs und ging in den „Feierabend“.

Ihn werde morgen mal fragen ob er sich dessen bewußt ist das er mit seinem Verhalten seinen Kollegen*In vor die Füße kotzt. Als ich ihn anderntags darauf angesprochen habe, blies er als Reaktion seine Backen auf.

Zum einen bringt dies eine Haltung zum Ausdruck das ihm Bewohner*Innen im Grunde genommen egal sind. Zum anderen – und das schnallt die Blitzbirne nicht – rennt er und seine Kollegen*Innen wenn er einen Lifter benötigt durch alle Wohnbereiche weil derdie Anderen nicht wissen wo ein Lifter ist wenn er nicht bei mir im Bad ist. D.h. er wie auch seine Kollegen*Innen machen sich gegenseitig das Leben schwer. Insbesonders da keineR demder Anderen bescheid sagt wo er ist. Ergebnis: JedeR hat n Hals.

Ähnliches gilt für den Akku. Wenn der Akku eines Lifters fast leer ist dann wird der Akku nicht in eine Ladestation (auf jedem Wohnbereich) angeschlossen sondern man nimmt sich einen anderen Lifter dessen Akku voll ist.

Statt Miteinander arbeitet man Gegeneinander. JedeR hat Hals ist jedoch unfähig oder nicht willens die Ursachen zu ändern.

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Ich befürchte das die Qualität der zukünftigen Pflegehilfskräfte von erheblichen Defiziten geprägt sein wird. Dies betrifft die Haltung gegenüber Menschen die auf Hilfe von Pflegekräften angewiesen sein werden wie auch was das Thema Empathie betrifft.

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Update April 2018

Ergänzend zu meinem letzten, obigen Absatz ist hinzuzufügen das meine Aussage gleichermaßen für examinierte Pflegekräfte Gültigkeit besitzt. Neben der fachlichen Qualität sind „soziale Kompetenz“ und „emotinale Intelligenz“ für die Leitung eines Wohnbereiches unabdingbar. Das ist in vielen Pflegeheimen noch nicht angekommen.

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Warten auf Godot 2.0 – Pflegeheim 2017


Warten auf Godot

Über das Schauspiel „Warten auf Godot“ von Samuel Beckett das in der Spielzeit  2015/2016 vom Staatstheater Darmstadt, Kleines Haus aufgeführt wurde heißt es unter anderem im Programmheft:

Eine Straße, ein Baum. Schon lange stehen Wladimir und Estragon hier und warten. Warten auf Godot. Von dem niemand weiß, wer er ist. Oder ob er jemals kommt. Doch eigentlich tut das nichts zur Sache. Denn längst ist die Zeit stehen geblieben. Zur Sache tut nur eins: Was um alles in der Welt unternehmen Wladimir und Estragon, um sich die Zeit zu vertreiben? Quelle: Programmheft „Warten auf Godot“ von Samuel Beckett, Staatstheater Darmstadt, Kleines Haus

*

Fazit nach 1 Jahr Aufenthalt in dem Pflegeheim meiner Wahl: Auf Grund meiner gegenwärtigen Gemütsverfassung wird dieses Fazit sehr subjektiv ausfallen.

Zwischenspiel

Über Spielereien, Clownereien, Amüsement und Ablenkung oder „Wie war das, damals, als ich noch in meiner Wohnung lebte . . . ?“

Ich stand mit den Jahreszeiten auf, erledigte meine Morgentoilette, kochte mir eine Tasse Kaffe und genoß sie am PC. Diese Zeit, dieses „in den Tag heineinkommen“ Procedere war mir wichtig. „Ungestört in den Tag hineinzukommen“

2 mal wöchentlich kam ein ambulanter Pflegedienst zu mir nach Hause. Die „Aufrechterhaltung sozialer Kontakte“ Kommunikation mit den betreffenden Personen des ambulanten Pflegedienste war ein Aspekt neben der Tätigkeit der vertraglich festgelegten Arbeiten. Pro Woche waren dies je 2 Std zum gründlichen säubern – Boden und Kacheln im Bad naß feudeln und Staub auf Schränken in meiner Wohnung i.e. an den Stellen die ich nicht erreichte wischen sowie 2 Std für den wöchentlichen Einkauf.

Danach habe ich mir mein Mittagessen zubereitet i.e. geschnibbelt, gemischt, gekocht. Anschließend erfolgte wie es sich für einen allein lebenden Mann geziemt der Abwasch von Topf, Pfanne, Gerätschaften und Teller.

Zufrieden und von einer leichten Müdigkeit umwoben legte ich mich dann für 1 oder 2 Stunden auf`s. Ohr. Langeweile oder das Gefühl etwas tun zu müssen – wollen kam nie auf.

Wäsche waschen (Waschmaschine anstellen) aufhängen, Wäsche in den Wäscheschrank einräumen, die Küchenspüle sowie den Herd säubern, dies war mir der ich während der letzten 2 Jahre in meiner Wohnung schon im Rollstuhl saß möglich. Insofern war mein Alltag „strukturiert“.

Allerdings will ich nicht mir selbst gegenüber ungerecht sein. Zeit mit Freunden zu verbringen „in Kontakt zu ihnen zu sein“, eine Schale Matcha zubereiten, Nahrung für ein Essen zubereiten, fotografieren, dies hat mich mit einer inneren Zufriedenheit im Sinne von „in Balance mit mir selbst sein“ ausgefüllt.

Und hier? Im Pflegeheim?

*

Alltag 2017

Im Eingangsbereich hängen neben zahlreichen „Qualitäts Zertifizierungen div Organisationen“ Bewohner*Innenverzeichnisse je nach Wohnbereich. In dem Wohnbereich in dem ich wohne gibt es insgesamt 34 Bewohner*Innen mich eingeschlossen. Pflegepersonal: 13
Auf dem Wohnbereich in dem meine Mutter lebt, wohnen 37 Bewohner*Innen. Pflegepersonal: 17
Das Fenster des Medikamentenraumes ist seit 8 Monaten mit 12 Fotos der Geburtstagsfeier – große Tafel mit div Speisen – der Wohnbereichsleiterin mit dem auf dem Wohnbereich arbeitenden Pfleger*Innen und Pflegekräfte gepflastert.

Eine Lesart: Schaut her – Sind wir nicht ein tolles Team?
Eine Andere: Wir – das Team steht an erster Stelle. Die Bewohner*Innen sind zweitrangig.

Unterstrichen wird diese Aussage durch den folgenden Sachverhalt: Das Pflegeheim ist in 5 Wohnbereiche = Etagen aufgeteilt. 4 der 5 Wohnbereiche war mit österlichen Motiven i.e. Zweigen an denen ausgeblasene, bunt bemalte Eierschalen sowie „Osterhasen“ geschmückt. Die meisten Bewohner*Innen die dement sind haben nicht nur solche Traditionen verinnerlicht; sie finden durch diese „traditionelle Volkskunst“ aus ihrer „Welt der Demenz heraus und leben – je nach dem – für einen bestimmten Zeitraum in der Gegenwart. Sie nehmen am Alltag teil. Erinnern sich bewußt an einen Teil ihres früheren Lebens. Auf meine Frage warum der Wohnbereich in dem ich wohne nicht geschmückt ist antwortete man mir: „Es ist nicht unsere Aufgabe – die Aufgabe des Pflegeteams – den Wohnbereich zu schmücken“.

*

Die soziale Kälte ist spürbar, fast greifbar. Erdrückend. Emotionale Nähe die durch eine Kommunikation auf Augenhöhe entstehen, ja möglicherweise wachsen kann ist nicht möglich. Gewollt? Ich neige dazu dies mit einem „Ja“ zu beantworten. Zwangsläufig ergeben sich Spannungen die sofern man sie nicht herunterschluckt sich dann in einer „Konfrontation“ entladen. Natürlich gilt dies nicht für alle Bewohner*Innen des Pflegeheimes. Ca 2/3 der Bewohner*Innen sind dement. Der Grad der Demenz ist, soweit ich das als Laie in der Lage bin zu beurteilen, höchst unterschiedlich. Sie ist wie ich persönlich immer wieder erfahre auch von der Häufigkeit der die Bewohner*Innen besuchenden Freunde bzw Familienangehörige abhängig. Nicht zwangsläufig. Doch der soziale Kontakt hat einen immensen Einfluß – Wirkung auf das Wohlbefinden vieler Bewohner*Innen die an einer Demenz leiden. Ich erlebe es nicht nur mit meiner Mutter sondern mit vielen Bewohner*Innen wenn diese von Familienangehörigen besucht werden. Gemessen an der Zahl der Bewohner*Innen in dem Wohnbereich in dem ich auch lebe sind es nur Wenige. Wenn ich oder eine Freundin meine Mutter in ihrem Wohnbereich besucht, dann ist sie sehr oft „in der Gegenwart“ präsent. Auch wenn sie schweigt nimmt Sie ihre Umgebung wahr, nimmt teil am Leben.
Ein anderer Aspekt ist der Personalschlüssel. In der Frühschicht von 6.00 – 14.00 arbeiten max 6 Pflegekräfte, in der Spätschicht 3 Pflegekräfte. Dem organisatorischen Aspekt wie Pflegen, Nahrung austeilen im Speisesaal und den Zimmer der jeweiligen Bewohner*Innen, die Versorgung mit Medikamente etc ist schon ein Wunder. Gleichzeitig muß jedes Team die entsprechenden Anforderungen der „div Qualitätssiegel“ grecht werden i.e. dokumentieren was einen immensen Zeitaufwand beansprucht. Dazu kommt noch die übrige Dokumentation im Kontext der aktuellen Geschehnisse der Bewohner*Innen im Alltag.  Allein damit ist eine Pflegekraft in jeder Schicht beschäftigt. Für Kommunikation mit den Bewohner*Innen ist weder Raum noch das Personal vorhanden. Versorgung von Grundbedürfnissen und Verwaltung der Bewohner*Innen. Das ist der Alltag. Total Versagen der Gesellschaft <-> der Politik.

Das wirft mich wieder auf mich selbst zurück. Die Kommunikation mit Freunden Off und Online sind ein „wider Erwarten“ positiver Aspekt. Der Kontakt zu alten Freunden ist nach wie vor ungebrochen. Da meine Freunde über ganz Deutschland und der Schweiz verstreut wohnen findet die Kommunikation über die sozialen Netzwerke bzw auf telekommunikativem Weg statt.

Eine Frage die sich mir stellt, die immer mal mehr, mal weniger vorhanden war  ist „Habe ich nicht schon immer auf etwas gewartet? War es nicht immer so das mein Dasein von der Ambivalenz  von „Sinnlosigkeit <-> Sinnhaftigkeit“ geprägt war? Das Gefühl der inneren Leere ist seit Langem kein fremdes Gefühl für mich. Hoffnung und Hoffnungslosigkeit wechselten sich ab. Zeiten die mit „Spielereien, und Absurditäten angefüllt waren wechselten sich mit einem verstärkten Gefühl der innere Leere ab. Heute – ohne Struktur und gewohnten Alltagsspielereien- und absurditäten wird mein Dasein – mit Hoffnungslosigkeit überschwemmt. Die gegenwärtigen Spielereien, Absurditäten und die Unzulänglichkeiten, das distanzierte Verhalten des Pflegepersonals verstärken diese innere Leere sodaß ich der Wahrnehmung der „inneren Leere“ nicht entkommen kann, ihr ausgeliefert bin. Den Alltag im Pflegeheim ist mehr von Sinnentfremdung als Spielerei und Absurdität zu sehen. Selbst im Gefängnis war das Verhalten der Wärter was dem Verhalten des Pflegepersonals entspricht weit von „Spielerei, Absurdität und Clownerei entfernt. Ich wurde damals wie heute verwahrt. Damals wie heute bin ich auf mich zurückgeworfen.

Der Alltag im Pflegeheim ähnelt der durch den Krieg heraufbeschworenen Endzeitstimmungen wie sie Beckett zum Ausdruck bringt. Man kann es durchaus mit dem Gefühl eines nicht enden wollenden Zwischenzustands vergleichen. Insofern sehe ich mich mit vielen Bewohner*Innen auf der gleichen Stufe. Der Ausgang ist gewiß, die Dauer dieses Zustandes ist ungewiß. Eine Ungewißheit die gefühlt ewig anzudauern scheint.

„En attendant Godot“ – der Titel des französischen Originals – trifft den Nagel auf den Kopf: Das was während des Wartens auf Godot passiert – nicht davon, wofür sich das Warten lohnt; davon, wie man sich die Zeit vertreiben kann, mit allerlei Spielereien und Clownerien, Spuren eines längst untergegangenen Varieté und Zirkus, dessen ausrangierte Nummern Wladimir und Estragon zu letztem Amüsement und Ablenkung dienen – nicht davon, wie omnipräsent die alles verschluckende innere Leere werden kann, wenn jeder Antrieb, jedes Ziel verloren gegangen ist. Quelle: Programmheft „Warten auf Godot“ von Samuel Beckett, Staatstheater Darmstadt, Kleines Haus

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Ihre Vermählunge geben bekannt: Frau Antriebslos und Herr Mutlos

9 Monate später gab das Ehepaar Antriebs-Mutlos die Geburt ihres Kindes „Hoffnungslos“ bekannt.

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„Warten auf Godot 2.0.“

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