Der berühmte Tropfen der das Faß füllte; in meinen Zustand „24/7 auf dem Rücken im Bett liegen“ zu beenden, meine Angst zu überwinden, Mut zu fassen und mich dem Thema „Rollstuhl <-> mobil <-> Freiheit <-> Unabhängigkeit + Selbstvertrauen“ zu stellen, ging von der Ärztin die für die meisten Bewohner*Innen des Wohnbereich des Pflegeheimes in dem auch ich seit Anfang Juni 2016 wohne/lebe, aus.
Ich hatte Angst das mir der suprapubische Dauerkatheder Schmerzen bereiten könnte wenn ich im Pflegerollstuhl sitzen würde. Dazu gesellte sich noch die Angst vor den MuskelkaterSchmerzen da meine Muskeln im Rücken/Lendenwirbel/Becken/Nacken/Halsbereich, in den Armen und besonders im rechten Bein (Polyneuropathie im Schienenbein und Fuß) 11 Monate nicht mehr gefordert – bewegt wurden.
Woche 1. 23. Jan – 27. Jan
Wie es sich herausstellen sollte waren meine Ängste völlig unbegründet. Wie dass des öfteren mit Ängsten der Fall ist. Zumindest werde ich hin und wieder mit diesem Aspekt der Angst, diesem Muster konfrontiert. Vorbeugend und weil es für mich keinen Grund gibt Schmerzen ertragen/aushalten zu müssen habe ich während der ersten Zeit ein verschreibungspflichtiges Schmerzmittel eingenommen.
Abgemacht (Warum und mit Wem darauf werde ich zu gegebener Zeit näher eingehen) waren das ich an 4 Tagen in der Woche „Mo, Di & Do, Fr“ vormittags von 12.00 – 13.00 jeweils 60 Minuten im Pflegerollstuhl sitzen und mich mit der Kraft meiner „ArmMuskulatur“ fortbewegen sollte-werde. Das ich noch Kraft in meinem Armen hatte verblüffte niemand mehr als mich selbst. Da ich Mittwochs geduscht werde und ich danach im Bett erst mal wieder auf Betriebstemperatur kommen mußte fiel die Stunde im Rollstuhl an diesem Tag aus. Zum einen spüre ich trotz eines gut temperierten Zimmers die „kalte Jahreszeit“ zum anderen geht „das Duschen“ an meinem Kreislauf nicht spürbar vorüber.
Da Menschen keine Maschinen sind wurden aus den „abgesprochenen 60 Min pro Tag im Rollstuhl 75 Minuten. Für mich war es in Ordnung. Während der Stunde im Rollstuhl hatte ich keine Schmerzen. Weder im HalsNacken noch im RückenBauchBereich. Der relativ kurze Moment von RückenSchmerzen den ich, während man mich mittels eines Lifters aus dem Rollstuhl gehoben und ins Bett geliftet hatte spürte, verschwand im Laufe dieser Woche.
Woche 2. 30. Jan – 03. Feb
Auch an diesen 4 Tagen verbrachte ich 75 Minuten pro Tag im Rollstuhl. Ab Mitte dieser Woche habe ich die Tabletten gegen Schmerzen abgesetzt.
Woche 3. 06. Feb – 10. Feb
Da diesem Montag die Live Übertragung des Super Bowl Endspiel LI zwischen den „Atlanta Falcons und den New England Patriots“ mit dem Gewinn des 5. Ring für QB Tom Brady nächtens bis in die frühe Morgenstunde vorausging und ich bis mittags schlief, fiel der „MonTag im Rollstuhl“ aus. An den übrigen Tagen Di, Do, Fr verbrachte ich Ø 90 Min im Rollstuhl.
Woche 4. 13. Feb – 17. Feb
An diesen 4 Tagen verbrachte ich pro Tag Ø 110 Min im Rollstuhl.
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Mein Ziel ist es innerhalb der nächsten 8 Wochen meine ArmBein und BauchBeckenMuskulatur soweit zu kräftigen, daß ich mich täglich mind 3 Std im Rollstuhl fortbewegen kann. Längerfristig will ich aus dem Bett aufstehen, stehen und mich aus eigener Kraft in den Rollstuhl setzen können.
Ein entsprechendes Update meiner Bemühungen – Vorstellungen dieses Ziel zu erreichen liegt in der Natur der Sache.
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Am Montag den 20. Feb fand die Evaluierung, das Gespräch zwischen der PDL, ihrer Stellvertreterin und mir bzgl der vorangegangenen 4 Wochen „Fortschritt im Rollstuhl“, in einer angenehmen, entspannten Atmosphäre statt. U.a. stellte es sich heraus, das es in einigen Apekten bzgl der Ursache warum „Besuch der Heimaufsichtsbehörde“ zu Übereinstimmungen kam. Seitens der PDL habe ich konstruktiven Input „Sie können z.b. die Mahlzeiten unten im Restaurant einnehmen. Die Kommunikation ist ja für Sie eine Andere als im Gemeinschaftsraum des Wohnbereiches“ und weitere Unterstützung bekommen. Bzgl meines Ziel „mehr Autonomie, mehr Selbstständigkeit, mehr Mobilität“ stimmte man mir zu und unterstüzte meinen Aufenthalt „im Rollstuhl“.
Woche 5. 20. Feb – 24. Feb
Bis auf Freitag den 24. Feb. verbrachte ich an 3 Tagen 100 Min im Rollstuhl. Der Freitag im Rollstuhl fiel wg. Personalmangel/Krankheit aus. Am 23. Februar war das Liften aus dem Bett und in den Rollstuhl setzen durch eine qual. Pflegekraft weniger von ihrer fachlichen Qualifikation sondern mehr von ihrer negativen Haltung (sie war sauer weil ich die Heimaufsichtsbehörde eingeschlatet habe) mir gegenüber „geprägt“. Das Ergebnis davon war das ich weder im Netz noch im Rollstuhl in der Art und Weise saß wie in den vorausgegangegen 4 Wochen. Die Folge davon waren extreme Muskelschmerzen im RückenRumpfBereich von Donnerstag Nachmittag bis einschließlich Freitagmorgen. Trotzdem ich 2 Tabletten des verschreibungspflichtigen Medikamentes (Arcoxia 30 mg) nahm, verschwanden die Schmerzen nicht völlig sondern sie wirkten sich auf alle Bewegungen – Grundpflege im Bett, Essen, Reinigung ect – aus. Ihre Haltung – Professionalität die von ihrem „auf mich sauer sein“ geprägt war empfand ich als Körperverletzung. Ich habe kein Problem wenn jemand sauer auf mich ist. Wenn eine solche Attitüde jedoch in eine LmaA Haltung umschlägt und ich als Folge davon körperliche Schmerzen habe, dann wurde eine Grenze der Sorgfaltspflicht zu meinem Nachteil überschritten. Sobald diese Pflegerin wieder Dienst hat wird ein Gespräch mit ihr stattfinden.
Woche 6. 27. Feb – 03. März
An diesen 4 Tagen verbrachte ich pro Tag Ø 110 Min im Rollstuhl.
Woche 7. 06. März – 10. März
An diesen 4 Tagen verbrachte ich pro Tag Ø 110 Min im Rollstuhl.
Woche 8. 13. März – 17. März
Diese Woche verbrachte ich 5 Tage pro Tag Ø 110 Min im Rollstuhl. Anlaß für den Tag Nr 5 war der 90. Geburtstag meiner Mutter die im gleichen Pflegeheim lebt und der mit Freunden am Mittwochnachmittag bei Torte und Kaffee entsprechend gefeiert wurde.
Woche 9. 20. März – 24. März
An 4 Tagen dieser verbrachte ich pro Tag 110 Min im Rollstuhl. Das Mittagessen habe ich erstmals in dieser Woche im Restaurant/Cafe des Pflegeheim eingenommen. Der Vorteil ist dass das Mittagessen direkt aus der Küche/Topf/Pfanne auf den Teller und sofort serviert wird. Obwohl die Qualität/Zutaten die Gleichen sind, isr der Unterschied im Geschmack ist bemerkenswert. Anders ausgedrückt: Ein paniertes Schnitzel oder Backofen Kartoffeln/Pommes Frittes sind „knusprig“ und nicht pappig warm . . .
Um dem Essen einen qualitativen Kick zu geben habe ich mir eine kleine Flasche Olivenöl extra vergine sowie eine kleine Flasche japanische Sojasauce „Shimousa“ die für 1 Jahr in einem Zedernholzfaß gereift ist.
Woche 10. 27. März – 31. März
Seit dieser Woche sitze ich jeden Tag von Mo bis Fr – inkl des Duschtages am Mittwoch – im Rollstuhl. An der Zeit pro Tag Ø 110-120 Min hat sich nichts geändert. Bzgl der Einnahme des Mittagessen im Restaurant/Cafe im Haus hat sich auch nichts geändert. Bislang liege ich genau in dem von mir aufgestellten Plan.
Woche 11. 03. April – 07. April
In dieser Woche hat eine neuer Abschnitt aus meinem Plan begonnen. Bis auf Mittwoch den 5. April habe ich 3 1/2 Std pro Tag im Rollstuhl verbracht. Am Freitag den 7. April war ich in Begleitung von 2 Sozialarbeiterinnen ca 30 Minuten auf dem Wochenmarkt der direkt auf einem Platz vor dem Pflegeheim wöchentlich stattfindet.
Woche 12. 10. April – 14. April
In der Karwoche habe ich an 4 Tagen 3 1/2 Std im Rollstuhl verbracht. Da der Markt in dieser Woche am Gründonnerstag stattfand, war ich in Begleitung von 2 Sozialarbeiterinnen ca 30 Minuten auf dem Wochenmarkt. Vormittags kam ein Rollstuhltechniker, der die Bodenhöhe i.e. Abstand zwischen „Fußauflage und Boden,Bürgersteig, Strasse ect. neu eingestellt hat. Mittlerweile ist meine Bauch und Rumpfmuskulatur soweit gekräftigt das ich z.b. meinen Pullover alleine an- und ausziehen kann, ich mit den FußBein Halerungen ans Waschbecken fahren und ich an die Wasserhähne komme. Des weiteren gelingt es mir meinen Oberkörper, wenn ich am Tisch sitze um das Mitttagessen einzunehmen, über den Teller der auf dem Tisch steht zu beugen und die Gabel bzw den Löffel vom Teller zum Mund zu führen.
Woche 13. 17. April – 21. April
Da ich mich immer noch irgendwie erkältet gefühlt habe saß ich nur an 3 Tagen ca 10 Std in dieser Woche im Rollstuhl.
Woche 14. 24. April – 28. April
Der Aufenthalt im Rollstuhl war diese Woche auf Grund von äußeren Umstände, Arzt ect etwas kürzer. Insgesamt war ich in dieser Woche 13 Std im Rollstuhl unterwegs. Positiv war das ich in dieser Woch mit Krankengymnastik im Rollstuhl angefangen habe, die um einiges effektiver war als diejenige die ich im Bett liegend erhielt.
Woche 15. 01. Mai – 05. Mai
Der Plan den ich vor einigen Wochen in meinem Kopf hatte ist mit dem Alltag im Einklang. Überraschend, weil ich nicht damit gerechnet habe, saß ich am 1. Mai = Feiertag = Wochende die üblichen 3 1/2 Std im Rollstuhl. Dafür war es am Mittwoch nicht möglich. Die Zeit die ich insgesamt diese Woche im Rollstuhl verbrachte betrug 12 Std. Die KG im Rollstuhl bekommt mir gut. Zwar fühle ich mich danach wie gerädert. So ist das eben.
Seit einiger Zeit habe ich nichts mehr geschrieben. Mittlerweile ist es Routine geworden das ich täglich bis auf Samstag und Sonntag (wegen Personalmangel liege ich an diesen Tagen 24/7 im Bett) für ca 4 Std im Rollstuhl sitze. Ich rolle dann ins Bad, wasche – Oberkörper – und rasiere mich selbst. Insofern hat es sich gelohnt das ich die Heimaufsichtsbehörde eingeschaltet habe. Nicht nur was meine pers Situation betrifft – ich bin fitter geworden – auch in Kontext was den Aufwand der Pflege durch das Team betrifft. Aber irgendwie scheinen die es nicht zu verstehen. Einige fühlen sich immer noch persönlich verletzt weil ich es „gewagt habe“ ihren Vorschlag Erst 1 mal 1 Std in der Woche im Rollstuhl zu sitzen „Es sind unsere Erafahrungen“ abzulehnen sondern meinen Kopf „Nö. Jeden Tag 1 Std und dann immer länger“ durchzusetzen. Dass das Team jetzt weniger Zeit für mich für die Pflege aufwendet und diese Zeit anderen Bewohner*Innen zu Gute kommt, das verstehen sie nicht. Kamma halt nix machen. Wer nich will der hat schon.
Seit Anfang Juni rolle ich in eine Physiotherapiepraxis die Anfang Januar gegenüber des Pflegeheimes ihre Pforten eröffnet hat.
15. Juli 2017
Bis auf den Sonntag sitze ich täglich Ø 4 Std im Rollstuhl. An 2 Tagen in der Woche nehme ich die technischen „Geräte“ Möglichkeiten einer Physiotherapiepraxis unter Anleitung einer Physiotherapeutin für jeweils 40 Minuten in Anspruch was mir gut tut. Meine Kraft im Becken – Bauch – Oberkörper -Nacken Bereich haben zugenommen was mich dem mir gesteckten Ziel „mehr Selbstständigkeit“ Schritt für Schritt näherbringt. Als eine der „Nebenwirkung“ ist das Verhältnis zwischen mir und dem Pflegepersonal wesentlich entspannter geworden.