Der Tag X

Wie war das damals, wie habe ich mich gefühlt, was ging mir damals, am Tag X durch den Kopf, als man mir mitteilte das ich HIV + bin?

Nach und nach werde ich Geschichen von Menschen und ihrem „Tag X“ als sie erfahren haben das sie HIV + sind hier einstellen. Alle Geschichten werde ich 1:1 übernehmen.

Unsere Geschichten sind wichtig. Zum einen für uns selbst, für Andere zum Mut machen und unsere Geschichten sind ein Teil der Geschichte. Sie sind es wert aufgeschrieben zu werden.

Die Idee dazu habe ich schon lange mit mir herumgetragen. Nach einem Gespräch mit Termabox vor ca. 2 Jahren, von ihm stammt der Satz: „Unsere Geschichten sind es wert aufgeschrieben zu werden“, fing diese Idee an Gestalt anzunehmen. Der letzte Auslöser den es brauchte um die Idee mit den Geschichten über den „Tag X“ hier auf meinem Blog umzusetzen kam aus einem HIV Forum.

Doch eigentlich war es ganz anders . . . .

Angeregt durch eine Diskussion mit einer Freundin über „den Tag X“ dämmerte es mir das irgendwo in meinem Bücherschrank zwischen all den Büchern einige kleine Büchlein mit solchen bzw ähnlichen Geschichten stehen müßten. Und so war es auch.

In den Jahren von 1994 – 2000 ging ich alle 3 Monate zu den üblichen routinemäßigen Untersuchungen auf die Station 68, der Infektionsambulanz der Uniklinik Frankfurt/Main, dem heutigen HIV-Center. Auf den Tischen und Schränken in den Warteräumen lag immer das neueste Infomaterial zum Thema HIV aus, dass sich jeder der wollte mitnehmen konnte. Es wurde zu einer Art Ritual für mich, dass ich vor einem Termin erst mal durch alle Räume ging um zu schauen was es so Neues gibt. 1997 fiel mir schon wegen des Formats und der Farbe zwischen all den Flyern, Zeitschriften und Magazinen ein kleines Büchlein Im Puls auf, dass ich einsteckte und mitnahm.

In ihm erzählten Menschen die HIV positiv waren ihre Geschichten wie sie mit ihrem „Virus“ zurecht kamen. Sie erzählten von Ihren Träumen und ihrem Alltag, von ihrem Leben mit HIV. Für mich war es eine große Erleichterung auf diesem Weg zu erfahren, dass ich nicht alleine war, dass es Andere gab denen es ähnlich ging wie mir. In den folgenden Jahren habe ich jedesmal wenn ich auf der Station 68 war erst mal geschaut ob es nicht eine neue Ausgabe gab.

Wie es zu den Ausgaben von „Im Puls“ kam, nun das Internet ist wie ein Elefant: „Es vergißt nie etwas“.

In der ersten Ausgabe, taucht der Begriff  „Tag X“, der Tag an dem ein Arzt jemand mitteilte das er HIV positiv ist zum ersten Mal auf. Doch auch dafür lege ich meine Hand nicht ins Feuer, gibt es doch HIV seit Anfang der 80ger Jahre.

Insofern trage ich die Idee doch schon länger mit mir herum als ich im ersten Moment dachte . . . . .

An dieser Stelle möchte ich mich bei Allen für ihr Vertrauen mir gegegenüber und ihrem Mut bedanken, das sie auf diesem Weg an die Öffentlichkeit gehen.

Die hier aufgeführten Geschichten sind von  der License Creative Commons 3.0 BY-NC-ND ausgeschlossen. Das Copyright liegt einzig und allein bei dem jeweiligen Verfasser der Geschichten, und durch/über ihn zu erreichen sind.

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Juli 2014

Hallo, ich lese seit ein paar Monaten hier mit und möchte mich nun auch vorstellen.

Ich bin XX Jahre alt, schwul, lebe seit XX Jahren mit meinem Freund, der inzwischen mein Mann ist zusammen. Wir leben seit vielen Jahren in einer sexuell offenen Beziehung. Ich lebe das größtenteils in Cruising-Bars oder Gay-Saunas aus. Dass sich dort viele risikobehaftete Männer rumtreiben war mir bewusst. Ich habe immer auf Safer-Sex geachtet, Ficken ohne Kondom kenne ich nicht. Hat mir aber im Nachhinein auch nichts gebracht. Wo und wie ich mich angesteckt habe weiss ich nicht, worüber ich auch froh bin. Es ist zweimal passiert, dass mir ein Typ (ungefragt) in den Mund gespritzt hat. Ansonsten bin ich mir keiner gefährlichen Situation bewusst.

2010 hatte ich meinen letzten Test, der ok war. Seit Ende letzten Jahres habe ich Probleme mit Feigwarzen am Po. Dadurch dass die Feigwarzen immer wieder kamen und mich die Proktologin auf das erhöhte Risiko bei HIV-Patienten hingewiesen hat, habe ich dann im Anfang 2014 einen Schnelltest bei der Aids-Hilfe in Köln gemacht mit dem Ergebnis HIV+. Mein Mann hat sich auch testen lassen. Er ist HIV-. Der Test war am Donnerstag Abend, den nächsten Tag im Büro habe ich unter Schock irgendwie überlebt. Am Wochenende habe ich einiges gelesen und mich informiert. Seitdem sind jetzt 5 Monate vergangen und die Krankheit belastet mich nicht mehr besonders.

Ich muss dazu sagen, dass ich ein ziemlich rational veranlagter Mensch bin. Es kotzt mich natürlich unglaublich an, dass ich das habe, weil ich immer auf Safer-Sex geachtet habe und das nun nichts gebracht hat. Andererseits war ich schon immer so drauf, dass ich versuche mich mit den jeweiligen Situationen zu arrangieren und das Beste daraus zu machen. Mit, dass es mich nicht sonderlich belastet, meine ich, dass ich nicht ständig darüber nachdenken muss oder irgendwie verzweifelt bin. Es gibt im Alltag andere Situationen, die mich mehr belasten als die Krankheit.

Nach der Diagnose habe ich mir dann einen neuen Hausarzt gesucht. Gott sei Dank gibt es in Köln ja genügend Experten dafür. Die Werte aus dem ersten Bluttest sind ziemlich schlecht. Ich habe dann Anfang März mit der Therapie begonnen. Ich nehme Stribild, soweit ich weiss eines der neuesten und teuersten Medikamente. Ich komme damit bisher sehr gut zu Recht, habe keine Nebenwirken gespürt, auch nicht zu Beginn. Nach 10 Wochen hatte ich dann folgende Werte (Viruslast XX, XXX Helferzellen, relative Helferzellzahl XX,X). Mein Arzt meint, dass er froh wäre, wenn ich bei den relativen Helferzellzahlen mal irgendwann bei 20-25 landen werde. Vielleicht gibt es ja jemand hier, der auch von so einer schlechten Ausgangslage begonnen hat?

Meine größte Hilfe in der Situation war und ist mein Mann. An unserer Beziehung hat sich nichts verändert. Er ist bis auf die Ärzte auch mein vorwiegender Gesprächspartner, ohne ihn hätte ich das ganze wahrscheinlich nicht so gut verkraftet. Ansonsten weiss es in meinem Umfeld keiner. Meiner Mutter (und damit auch dem Rest der Familie) werde ich es nicht erzählen können, weil sie sich schon bei Kleinigkeiten total fertig macht. Ich glaube die Belastung, die mir genommen würde (die eigentlich nur darin besteht, die Tablette zu nehmen, ohne dass sie es mit bekommt), ist nicht durch die Belastung, die ich ihr aufbürden würde zu recht fertigen.

Bei allen anderen bin ich noch am überlegen. Man kann es halt leider nicht ausprobieren und bei einer negativen Reaktion rückgängig machen.

Dass ich in diesem Forum häufig schreibe, glaube ich nicht. Ich bin wenn überhaupt eher der Typ, der passiv mit liest. Mache ich auch in anderen Foren so. Außerdem glaube ich auch nicht, dass es so gut ist, wenn man sich ständig, mit diesem Thema befasst. Das Thema HIV soll nicht mein Lebensmittelpunkt werden. Andererseits kann ich hier glaube ich wirklich noch viel lernen. Ich finde es faszinierend, welches Fachwissen hier manche haben.

So, das soll es fürs Erste gewesen sein.

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Auch ich, ein Neuer (in diesem Forum).

Bin ein Mitte/End-20er und jetzt bald ein Jahr infiziert.

Mein Risikokontakt hat mich dann – zum Glück oder zeitlich gesehen natürlich ein Stück weit zum Pech – 3 Tage nach unserem Treffen per SMS aufgeklärt, dass er gerade positiv getestet worden sei und er es sich zwar auch nicht genau erklären könne wieso, aber dass ich das wohl besser wissen sollte. Für mich geriet da grad die Welt aus den Fugen, vor allem auch weil ich geschäftlich weg war und so die nächste Woche ganz auf mich alleine gestellt war und solche Dinge für mich erst recht nicht übers Telefon besprochen werden wollen. Für eine PEP wars zu spät, das wusste ich schon, aber ich musste es doch dort vom lokalen Krankenhaus nochmals versichernd hören. Die netten Leute vor Ort haben mir dann empfohlen einen PCR-Test so rund 2 bis 3 Wochen nach dem Risikokontakt zu machen, um meine Nerven ein wenig zu beruhigen, aufgrund meiner Schilderung haben sie nämlich mein Risiko als durchaus vorhanden, aber nicht allzu dramatisch eingestuft. Das war dann fürs erste mal ein wenig eine Hilfe, damit sich meine Gedanken nur zu 80 anstatt zu 300 Prozent um das Ganze drehen. Hab dann natürlich meinen Körper in der nächsten Zeit höllisch genau studiert und jede winzige Veränderung in meinem Befinden akribisch genau analysiert, dazu aber später mehr.

Wieder Zuhause bin ich dann ähnlich (noch ein wenig ausführlicher dank der gemeinsamen Muttersprache beraten worden, aber mit dem Hinweis, dass ich nicht über Statistiken grübeln solle, denn schlussendlich sei ein Risiko halt ein Risiko. Das hab hab ich mir dann auch zu Herzen genommen und mich doch ein wenig mit dem Thema auseinandergesetzt. Mittlerweile konnte und wollte ich auch zwei Freunde einweihen, damit ich mich wenigstens mit jemanden austauschen konnte.

Ich machte ich dann einen PCR-Test. Der reagierte nicht und ich war noch negativ getestet. Natürlich war ich mir völlig bewusst, dass es nicht wirklich aussagekräftig war, aber es war eine Erleichterung und ich hab das natürlich sofort meinen Freunden (und auch meiner Mutter) erzählt. Übers Wochenende hab ich dann aber im Nachgang eines völlig verregneten Festival-Besuchs hohes Fieber bekommen, Gliederschmerzen und extrem starken Nachtschweiss. Ich hab dann sofort meinen Arzt angerufen und ihm die Symptome geschildert und er hat mich zuerst gefragt, ob jemand in meinem Umfeld auch krank sei. Und tatsächlich: Zwei Freundinnen waren mit Grippe aus einer Summer School zurückgekommen und er meinte dann, dass es durchaus vorkommen könne, dass ich mich dort angesteckt habe, weil mein Immunsystem verrückt spiele, da ich super angespannt war. Das war zwar nur eine kleine aber immerhin eine Beruhigung. Er wollte aber dann doch unbedingt, dass ich am nächsten Tag in die Praxis komme, damit wir eine Blutprobe ins Labor schicken können, um sicher zu gehen. Gesagt, getan.

Innerlich hab ich mich beim Warten (am nächsten Tag nach Feierabend konnte ich wieder vorbeigehen) nochmal intensiv damit auseinandergesetzt. In der Praxis hat mir dann aber der Blick gereicht und ich habs gewusst und beim Wort reaktiv (Antigen 24 war reaktiv, Antikörper noch negativ) ist mir dann ne Träne über die Backe gerollt. Mehr als diese Träne kam dann aber (leider) nicht. Ich reagierte gefasst, aber nicht minder traurig. Besonders meine zwei besten Freunde haben mich da natürlich auch gut aufgefangen. Ende August schlug ich hart auf dem Boden der Realität auf, fühlte mich gleichzeitig aber extrem in einer anderen Sphäre, sehr surreal alles.

Es ging dann alles sehr schnell, am nächsten Tag beim Spezialisten wurde ich dann ein wenig ausgefragt und es war schnell klar, ich wollte in eine Studie rein, die sich mit dem Primoinfekt auseinandersetzt. Es war dann auch völlig klar, dass ich mit der Therapie bald anfangen wollte. Nach Resistenz- und den üblichen anderen Testshab ich dann Anfang September mit Prezista/Truvada/Norvir angefangen. Bis auf ein flaues ‚Mägeli‘ zu Beginn hab ich ansonsten nie Nebenwirkungen gehabt (holz alänge!). Der weitere Verlauf meiner Werte seht ihr ja in der Grafik.

Psychisch gings dann ganz komisch weiter. Ich hab mich kurz vor der Infektion für den Studienabschluss angemeldet und hab mich dann sehr rational mit der ganzen Sache auseinandergesetzt, aber aufgrund des (dreiviertel selbstauferlegten und zu einem viertel durch meine Anstellung bedingten) Druckes bei den Abschlussprüfungen und der Abschlussarbeit brillieren zu wollen/müssen, gabs eine emotionale Auseinandersetzung eigentlich nicht. Das kam dann in intensiver Form, aber auch da nur sehr kontrolliert erst kurz vor den Prüfungen während einem Workshop-Wochenende auf dem Stoos und anschliessend bei einer längeren Reise durch Indien.

Jedenfalls haben mir Foren wie dieses hier ziemlich geholfen, weil ich wieder das Menschliche an unserer Krankheit erkannt habe und mich weniger alleine gefühlt habe, deswegen ein riesen Dankeschön an alle, die sich engagieren und vor allem an alle, die ihre Geschichte teilen. Soweit mein Beitrag (für den Moment).

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Ich bin 30 Jahre und genau so lange HIV positiv. Ja, das ist wirklich so.  Meine leibliche Mutter hat mich bei der Geburt angesteckt.

Damals hat man meinen „Adoptiveltern“ gesagt, sie brauchen mich gar nicht erst im Kindergarten anmelden, das würde ich nicht mehr erleben. Tja, was soll ich sagen – ich lebe immer noch.

Seit 1990 nehme ich Medikamente. Ich habe wahrscheinlich fast alles durch, was es seitdem gibt.

Seit 1996 bin ich ständig unterhalb der Nachweisgrenze.

Ich habe einen negativen Partner und eine kleine Tochter (2 1/2 Jahre) die zum Glück auch negativ ist.

Mir geht es sehr gut und ich möchten einigen hier mit meiner Geschichte Mut machen! Ich freue mich hier auf regen Austausch und wenn jemand Fragen hat, gerne her damit.

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Mai 2014

Ich bin in den 20igern und habe mich vor einem Jahr infiziert. Ca vier Wochen später wurde ich ziemlich schwer krank und nach zwei Wochen Krankenhaus kam dann die Diagnose pfeifferrsches Drüsenfieber mit extrem schwerem Verlauf.
Naja was soll ich sagen, das war es natürlich nicht sondern ich hatte mich bei einem blöden one night stand angesteckt.
Gott sei dank war derjenige so ehrlich und hat mir von seinem positiven Ergebnis erzählt, so konnte ich mich auch testen lassen und hab dann das endgültige Ergebnis HIV und Syphilis bekommen.
Gegen die Syphilis wurde ich zweimal behandelt aber mit meiner haart warte ich noch bis es wirklich nötig wird.

Ich komme immer noch nicht ganz mit meiner Infektion klar obwohl meine freunde und Eltern es wissen und ich bisher noch nicht wirklich auf Ablehnung gestoßen bin. (Zumindest was die wichtigen Leute angeht).

Ich finde es einfach schwer zu einer Minderheit in einer Minderheit zu gehören- auch wenn es eine so positive wie diese hier ist. Ich tu mir an sich nicht einfach damit Freundschaften zu schließen und weg zu gehen und Party zu machen und einfach zu leben und Freunde zu finden.
Und jetzt mit HIV ist das ganze noch viel schlimmer geworden. Es vergeht im Prinzip keine Minute am Tag an dem ich nicht daran denke. Ich kann mir auch nicht vorstellen jemals wieder Sex zu haben oder gar eine Beziehung zu führen.
Auch wenn die Krankheit mich Körperlich überhaupt nicht belastet sind die psychischen Auswirken enorm und ich könnte nicht damit leben diese Krankheit weiterzugeben.
Wenn ich nur ein Kondom sehe denke ich immer an meine verpasste Gelegenheit damals und ohne geht ja wohl gar nicht. Also ist Sex im Moment ausgeschlossen und damit auch ne Beziehung.
Ich müsste mir also im Prinzip jemanden mit HIV suchen und das finde ich irgendwie merkwürdig. Eine Krankheit in die Partnersuchkriterien mit aufnehmen ist irgendwie bescheuert.

Ich habe Gott sei Dank so ziemlich die besten Freunde auf der Welt die meine Krankheit akzeptiert haben und mir mit Rat und tat zur Seite stehen.
Aber trotzdem merke ich einfach, dass ich mich bei Kontakten mit fremden innerlich zurück ziehe und ich einfach keine Freundschaften schließen möchte aus Angst vor dem Moment es ihnen zu sagen.

Alles sehr verzwickt… vielleicht komm ich auch einfach mit mir selbst nicht klar und die Krankheit hat gar nicht so übermäßig viel damit zu tun

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August 2013

mein Name ist X bin 41 wohne zwischen XXX und XXX .
Mitte Mai wurde ich krank ,abends Fieber, absolut keinen Appetit, Schmerzen in der Lunge, Schlaflos mit starken Nachtschweiß usw. dachte mir naja ne Grippe oder so was . Ok ab zum Arzt der mir Antibiotika verschrieb und Schmerzmittel
Aber nachdem es Wochen später immer noch nicht weg war und ich immer mehr abnahm schickte mich Doc zum Radiologen machten CT Kopf und Röntgen Thorax .
Dann sah man auf der Lunge kleine flecken wo der Radiologen meinte sollten CT Lunge machen ok dann gemacht und die schmerzen wurden in der Lunge mittlerweile immer stärker . Ok es War Vergrößerte Lymphknoten also noch mehr Antibiotika ,aber es ging nicht weg und die schmerzen wurden so stark das ich nicht mehr liegen konnte und ich im sitzen schlafen musste .
Also nochmal zum doc und der schickte mich zum Lungen Arzt der schickte mich sofort ins Krankenhaus dort entnahm man mit einer Lungenendoskopie Gewebe von Lunge . Abend im Krankenhaus ,hatte gerade meine Freundin zu besuch kam ein Junger Arzt der mich fragte ob ich Homosexuell sei ich schaute meine Freundin an und dann meinte er das die Symptome auch auf HIV passen würde und ob er einen Test machen dürfte .
Naja ich dachte passt schon soll Er doch .
dann nach einer Woche erste Ergebnis Positiv. Man machte noch zweiten Test der kam am X wieder positiv und jetzt warte ich bis hier Inder Stadt der HIV doc wieder vom Urlaub kommt um mit ihm zu sprechen bzw. Start einer Therapie .
Ach ja und die Lungenschmerzen und noch eine erweiterte Leber und Milz sind Eppstein-Barr-Virus was aber mal von selber wieder gehen soll .

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Juli 2013

Zugegeben, es ist nicht wirklich immer leicht für mich mit der Situation umzugehen. Nicht weil ich mir Sorgen um mich mache. Ganz im Gegenteil… ich mache mir die Sorgen um meinen Mann. Die Fragen „Was, wenn….“, „Warum ausgerechnet er….“ geistern mir mal mehr, mal weniger durch den Kopf.
Als ich zum ersten Mal mit ihm bei der Kontrolluntersuchung war fühlte sich das an als würde man mir das Herz aus der Brust reißen und ich dachte bei mir: „Kann mich mal bitte jemand aufwecken?“
Aber ich wollte da mit und gehe nun regelmäßig mit zur Kontrolle. Auch weil es ihm gut tut.
Nach dem ersten Besuch bin ich regelrecht zusammengeklappt. Das war wohl der Moment in dem mir erst richtig bewusst geworden ist, was mit meinem Mann los ist. Er küsste mir die Tränen weg, lächelte mich an und sagte: „Hör mal, alles halb so schlimm. Das tut nicht weh, es ist nun mal da ,aber wir haben`s im Griff.“

(Spätestens jetzt werden sich manche hier denken: Was für eine Drama-Queen, welch Sensibelchen….. So viel zum Thema Selbsterkenntnis – weiter im Text…. )

Bis zu dem Zeitpunkt hatte ich noch nie großartig mit der Thematik zu tun. Das war da, man hat davon gelesen, Schutzmaßnahmen ergriffen und gut war es.

Zugegeben, mit den Werten und deren Bedeutung komme ich immer noch nicht ganz klar. Letzter Stand der Dinge war, dass sich die Viruslast knapp über der Nachweisgrenze bewegt. Von 31 war da die Rede. Hätte ich mal besser nachgefragt….
Zu lernen mit der Situation umzugehen, es als gegeben und chronische Erkrankung anzunehmen, zu akzeptieren ist für mich wohl eine der größten Aufgaben die mir das Leben bisher gestellt hat.
Und ja, ich bin (leider) sehr zart besaitet…..
Generell ist HIV nicht der Mittelpunkt unserer Beziehung. Wir reden nur sehr wenig darüber, trotzdem beschäftigt es mich. Mal mehr, mal weniger. Meist behalte ich meine Gedanken aber für mich, denn ich möchte ihn nicht damit belasten.

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Hallo, ich bin eine Frau und möchte mich vorstellen:
Ich bin xx Jahre alt, arbeite in Teilzeit und lebe seid fast vier glücklichen Jahren in einer Fernbeziehung.
Meine HIV-Infektion wurde vor 13 Jahren nur durch einen Zufall entdeckt, weil ich wegen einer OP eine Eigenblutspende machen wollte. Meine Werte waren schon sehr schlecht, und deshalb mußte ich nach der OP und anschließender REHA gleich mit der Therapie beginnen. Wie ihr euch denken könnt, war der Schock zuerst mal riesig groß. Ich hatte kaum Ahnung von HIV, den Therapiemöglichkeiten und habe alles gleich den Bach runter gehen sehen. Später, nachdem ich mich wieder beruhigt und vor allem informiert hatte, sind mir dann einige Sachen eingefallen, die natürlich auf eine HIV-Infektion hingedeutet haben; zb. hatte ich 1997 eine heftige Gürtelrose. Da sie aber gut in den Griff zu bekommen war, habe ich das nicht weiter verfolgt. Und weiter bin ich mit meinen Überlegungen zurück und kam dann drauf, wann ich mich wahrscheinlich angesteckt habe (Ende 1994). Ich habe diese ganze Geschichte erfolgreich verdrängt.

Meine erfolgreiche Ersttherapie (Combivir + Sustiva) bis heute, also jetzt 13 Jahre (!), fängt wahrscheinlich jetzt doch an zu schwächeln. Ich war die ganze Zeit unter der Nachweisgrenze und vor kurzem wurde eine VL von 155 gemessen. Schreck lass nach. Es könnte natürlich auch ein sog. „Blip“ sein, aber irgendwie glaube ich nicht daran. Dazu nehme ich die derzeitigen Medikamente einfach zu lange; irgendwann ist es natürlich mit der Wirksamkeit vorbei, obwohl ich die Pillen sehr zuverlässig eingenommen habe (mit ein paar Ausreissern, leider). Aber wirklich nur wenige.
Heute morgen werde ich eine erneute VL-Messung vornehmen lassen, die Sache geht mir sehr im Kopf herum und mich, wie ihr an dem unmöglichen Zeitpunkt meines Postings sehen könnt, schlaflos werden läßt.
So, das wars erstmal mit dem Schreiben mitten in der Nacht. Ich werde jetzt versuchen, doch noch ein bißchen zu schlafen.

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Juni 2013

Mein Name ist XXX und ich bin X Jahre alt.

Ich wurde 2003 im Zusammenhang mit einer heftigen fiebrigen Erkaeltung, von meinem Hausarzt positiv getestet. Nun also vor ueber 10 Jahren. Das Schockergebniss hatte ich nach 1- 2 Wochen verdaut.
Infiziert habe ich mich bei meinem Ex- Mann und kann somit die Ansteckung auf etwa max. X-X Monate vor dem positiven Testergebniss eingrenzen.
Ich war und bin all die Jahre „gesund und munter“ ohne Medikamente durchs Leben spaziert. Abgesehen natuerlich von einem vermehrten Gefuehl des erschoepft/ groggy fuehlens.
Meine Check- ups alle 3 Monate habe ich immer brav eingehalten und meine „Leiden“ in der Zeit beschraenkten sich im Prinzip auf die Blutabnahme.
So weit so gut…

Jetzt ist bei mir aber der Zeitpunkt gekommen wo meine Welt droht zusammenzubrechen!
Mein SPA hat mir vorgestern, bei der Besprechung des letzten Ergebnisses eher zu einem Therapiebeginn geraten. Nicht zwingend, aber angeraten auch aufgrund der Gefahr das sich mein Immunsystem nach ueber 10 Jahren zu sehr auspowert.

Irgendwas in meinem Kopf „klickt“ falsch. Positiver Test und die ganzen Jahre „easy going“ und jetzt eventuell Therapiebeginn und meine Welt stuerzt ein… Warum?

Was denkt Ihr? Jetzt anfangen oder nicht?
Was die Medi’s anbelangt habe ich keinen blassen Schimmer, vielleicht kann mir jemand dazu einige Basic Ratschlaege geben.
Danke!

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Ich bin XX Jahre und weiss von meiner Infektion seit dem 2012.
ich habe im august zum ersten mal ungeschützen verkehr mit einem one-night-stand gehabt…und zack,pech gehabt. kann das immer noch nicht fassen. kurz vorher hatte ich noch ungeschützt mit meinem ex-partner was, aber da herrschte ein vertrauensverhältnis.
Im oktober bekam ich dann eine ganz heftige grippe, so stark das ich ins Kh gekommen bin, da ich völlig dehydriert war. dort erzählte ich auch von meinem Risikokontakt,und der Angst das es Hiv sein könnte… dort wurde ein antikörper-test gemacht,der noch negativ ausfiel.
nach einer woche im Kh ging es mir wieder besser, ich war zwar insgesamt einige wochen am schwächeln, aber dann war wieder alles vollkommen in ordnung.alles,bis auf meine lymphknoten am hals, die noch geschwollen waren und bis heute leicht sind.
jedenfalls beunruhigte mich diese schwellung, sodass ich zu meiner hausärztin fuhr, die mich vorm krankenhaus schonmal untersucht hatte und mir penicillin verschrieb, da sie dachte es sei eine mandelentzündung…naja,jedenfalls berichtete ich ihr von meinen immer noch geschwollenen lymphknoten. wir machten vorsichtshalber noch einen antikörpertest, der dann tatsächlich positiv ausfiel.

ich werde diesen tag nie vergessen, ich wollte nur meine blutergebnisse abholen und habe irgendwie überhaupt nicht mehr damit gerechnet, das dieser test jetzt positiv ausfallen könnte. meine hausärztin war mit dieser situation auch vollkommen überfordert. vielleicht weil sie mich schon kennt, seitdem ich ein kind bin. keine ahnung,j edenfalls bin ich fast zusammen gebrochen. traumatischstes erlebnis ever.
3 tage später war ich zum ersten mal in einer schwerpunkt-praxis. dort habe ich erstmal ewig mit dem arzt gesprochen, eine woche später wurde ich gegen sämtliches zeug geeimpft und untersucht.
meine erste VL lag bei 55000,meine CD4 Zellen bei über 500.
seitdem gehe ich regelmäßig, also alle 1-2 monate zur kontrolle.

naja jedenfalls hat mich diese Diagnose bis heute einiges an Nerven gekostet…ich hatte gute wochen, ich habe schlechte wochen…ich wurde seitdem von 2 typen sitzen gelassen, angeblich aber nie wegen dem hiv. ja klar….
naja und bei der aidshilfe hier war ich auch, fand ich jetzt nicht megahilfreich.
mittlerweile, jetzt wo mich der 2.typ hat sitzen lassen, ist ein punkt gekommen, wo ich mich doch sehr einsam fühle und darüber nachdenke,d as es sehr schön sein könnte mit anderen positiven kontakt zu haben…ich habe echt tolle freunde, aber die können halt nicht nachvollziehen wie sich das anfühlt…

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Ich bin Ende 30, schwul, wohne in Süddeutschland und bin im großen und ganzen sehr gut sozialisiert mit gutem Freundeskreis und langjährigem sicheren Job. In Beziehungen hab ich mich nach zwei großen Enttäuschungen Anfang 20 nicht großartig gestürzt, obwohl es eigentlich immer mein Herzenswunsch war, jemand festes zu haben. Nun ja, dafür hab ich sexuell einiges ausprobiert und mich eigentlich stetig ausgetobt. Sexdates, Saunas, Sexpartys, Cruising – ich hab wirklich nichts ausgelassen und war eigentlich immer und stetig auf der Suche nach dem nächsten Kick. Im großen und ganzen lief das meiste schon safe ab und wenn doch mal Ausrutscher passierten, hab ich mich stets schnell besänftigt, dass es schon gut gegangen sein wird. Ich wollte mich da gar nicht weiter mit beschäftigen und hab mir auch mal in jungen Jahren gesagt, dass ich es gar nicht wissen wollen würde, wenn ich positiv sein würde. Ergo habe ich mich auch nie testen lassen. Tja…

In den letzten Jahren kamen plötzlich immer neue kleine Zipperlein, die mich nach und nach aufhorchen ließen. Nagelpilz, Lues, Analfissur, Darmprobleme, Zahnfleischprobleme, Nasennebenhöhlenprobleme… Im Grunde war mir schon länger bewusst, dass irgendwas bei mir nicht stimmt – es lässt sich ja auch alles leicht googeln und daraus Schlüsse ziehen. Ich ließ es aber nicht an mich ran, schob es alles eher auf meine Lebensumstände (Job, Partys etc.) und ließ so weiter Zeit ins Land streichen. Im letzten Herbst fing dann mein Zustand an, sich zunächst schleichend, dann rapider zu verschlechtern. Nach einer gescheiterten Beziehung kam ein Herpes Zoster (Gürtelrose) wieder hoch, den ich als Kind schon mal hatte, dann wurde ich zunehmend schlapper, nahm rapide ab und plötzlich fing ich an zu Husten. Hab mich dann etwas berappelt, aber dann stellte sich doch eine Lungenentzündung raus. Ich wurde ins Krankenhaus eingewiesen und man schlug mir zugleich einen Test vor. Ich hatte keine Einwände und auch keine Ängste, denn durch die Vorgeschichte war ich auf das Ergebnis im Grunde schon eingestellt. Es kam also, wie es kommen musste: Positiv, 78 Helferzellen, rund 3 Mio Kopien. Rums! Die Werte schwirrten mir erst mal im Kopf rum und waren natürlich ein kleiner Schock zunächst. Aber das ganze betreuende Umfeld war null panisch: Ärzte, Schwestern, psychologische Beraterin – alle waren sehr optimistisch und null vorwurfsvoll. Das war überraschend aber natürlich hilfreich, doch irgendwie auch verwirrend für mich. Ich hab das ganze somit ziemlich pragmatisch aufgenommen und gar nicht erst groß lamentiert – sich nun zu viele Gedanken zu machen, würde ja auch nix bringen. Auch mit der Frage, von wem ich habs, wollte ich mich gar nicht beschäftigen. Ich habs natürlich eingekreist, aber letztlich ist es nicht relevant. Wichtig für mich ist nur, dass ich in langfristigen Affären und Beziehungen bzw. -versuchen immer ausschließlich safe verkehrt habe.

Also fing ich mit einer Therapie an (Sustiva/Truvada), bin in guter Behandlung bei einem namhaften SPA. Ich ging auf Kur und erlangte endlich wieder körperliche Fitness (regelmäßig und fleißig im Center). Inzwischen bin ich auf Atripla umgestiegen. Die Werte entwickeln sich gut (aktuell 390 HZ, 227 Kopien), mir geht es körperlich so gut wie seit mindestens 3 Jahren nicht mehr. Keine Müdigkeit, Schlappheit, Abgeschlagenheit mehr und wenn doch, dann nur weil ich tags zuvor gefeiert habe oder so. Und das Beste: Meine Manneskraft hat sich supergut entwickelt. Die letzten Jahre war ich zwar immer heiß auf Sex, aber er hat mir dann regelmäßig keinen Spaß gemacht bzw. ich war nicht voll „einsatzfähig“. Das hat sich in den letzten Monaten voll verbessert. Ich habe wieder richtig Spaß an (verantwortungsvoller) Sexualität und „er“ steht wie eine eins. Bin völlig geflasht davon.

Die Medikamente vertrage ich gut, ich bin bei der Einnahme auch sehr diszipliniert. Ich habe gut an Gewicht zugelegt. Es gab bisher nur mal kurzweilig Hautprobleme und Mundsoor, beides wurde aber schnell reguliert. Emotional hab ich das ganze auch gut verkraftet bisher. Natürlich hätte ich mir auch was anderes für mein Leben gewünscht, aber es überwiegt einfach weiter der Pragmatismus. Dadurch, dass ich mich insgeheim schon lange darauf eingestellt hatte, hatte ich mir natürlich auch überlegt, wie ich damit umgehen würde, wenn es so sein sollte. Ich habe allerdings das ganze noch komplett unter Verschluss gehalten, d.h. mein Freundes- und Familienkreis ist noch nicht eingeweiht, ich möchte das auch weiter so halten. Wenn ich reden will, habe ich meinen SPA und eine Caritas-Betreuerin – oder ich lese (und schreibe künftig) hier. Meine einzige Sorge ist, dass ich jemanden beim Arzt treffe, den ich kenne. Aber letztlich ist die Situation dann auch 1:1 – wie, wenn man sich z.B. nackt in einer Sauna trifft.

Ob ich das ganze noch mal so machen würde kann ich nicht sagen. Einerseits bin ich froh, so eine unbehelligte, unbeschwerte Zeit gehabt zu haben, möchte eigtl auch keine sexuellen Eskapaden missen. Andererseits denke ich natürlich, dass ich den ganzen Break in diesem Jahr jetzt nicht unbedingt gebraucht hätte und weiß natürlich, dass eine frühzeitigere Therapie sicher besser gewesen wäre. Daher würde ich auch niemanden raten, so zu händeln wie ich es getan habe. Testen ist eminent und sollte heutzutage ja auch angstfrei möglich sein.

Mein nächstes Ziel ist jetzt, unter die Nachweisgrenze zu kommen (nicht, weil ich unbedingt unsafe ficken will, sondern in erster Linie für mein Selbstwertgefühl und um jegliche Risiken wieder ausschließen zu können) und werde meine Therapie nun diszpliniert fortsetzen.

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Mai 2013

Ich bin XX jahre alt und student und habe von meiner Infizierung vor X monaten erfahren. Im juli 2011 hatte ich einen Risikokontakt im Urlaub in der domrep, das war das einzige mal in meinem leben wo ich unvorsichtig war und dafür wurde ich bestraft. Ich bin natürlich selbst schuld, dass steht außer frage. Habe mir natürlich nachdem ich aus dem urlaub zurückgekehrt bin gedanken gemacht ob ich mich eventuell infiziert habe, doch dieser Gedanke wurde sehr schnell wieder verworfen. Bis ich im frühjahr 2012 plötzlich permanent Ausschlag bekam und meine zunge plötzlich einen gelblichen Belag erhielt. Zudem kam Durchfall hinzu, der immer wieder aufgetreten ist. Habe dann große Angst bekommen, aber habe es erfolgreich hinbekommen diese Tatsachen erneut zu verdrängen. Bis zum ende des Jahres 2012 wo starke Lymphknotenschwellung hinzu kam und ich mir dachte das ich diesen Test machen müsse um endlich Klarheit zu haben, da ich zu diesem Zeitpunkt auch ein mädchen kennengelernt habe mit der ich mir mehr vorstellen könnte, doch ich wollte sie nicht in gefahr bringen.

Bin dann im Januar diesen Jahres zum Gesundheitsamt und habe mich für den Test entschieden der positiv ausfiel, nachdem ich die diagnose erhielt war ich am boden zerstört und sah mein leben an mir vorbeilaufen. Für mich kam es wie ein Todesurteil gleich, ich dachte ich hätte nie mehr in meinem leben die möglichkeit glücklich zu werden und ein normales leben zu führen. Habe mich dann gut drei monate zu hause eingespert und habe meine sozialen kontakte vernachlässigt, die anrufe des mädchens ignoriert und meine uni nicht mehr besucht und meiner familie den rücken zugewandt.

Ich war am ende und rauchte ununterbrochen zigaretten. Schließlich stieß ich auf das Forum hier, wo viele betroffene Personen mir aufzeigten das auch ein normales leben mit dem virus möglich ist.

Ich schöpfte wieder Hoffnung und wollte mein leben erneut in die hand nehmen, ich traf mich wieder mit meinen Freunden und besuchte regelmäßig meine familie und versuchte den Anschluss zur uni wieder herzustellen was mir auch gelang. Allerdings habe ich zum wiederholten male meine Erkrankung verleumdet und habe es bis zum heutigen Zeitpunkt niemanden gebeichtet.

Ich bin mittlerweile einen Schritt weiter, da ich mich nicht mehr gehen lasse und versuche mein leben zu leben doch ich habe keinem in meinem umfeld gebeichtet das ich positiv bin. Ich schaffe es einfach nicht und habe riesen angst das ich abgewiesen werde.

Nun komme ich zum größten Problem, ein normaler mensch der von seiner erkrankung erfährt wäre zum arzt gegangen um zu sehen wie es mit der viruslast und mit den helferzellen aussieht, ich habe es bis zum heutigen zeitpunkt nicht gemacht, da ich mich nicht mit der krankheit auseinandersetzen wollte. Da ich auch dachte nach einigen recherchen, dass ich bestimmt noch viel zeit habe bis mein immunsystem sich schwächt.

Doch nun ist die Situation anders, ich habe riesen angst das ich mich bereits im stadium aids befinde, da meine mundhöhle wie ein abspergebiet aussieht und sich an den zungenrändern ein weißer belag manifestiert hat der nicht abwichbar ist was auf leukoplakie hinweist. Zudem habe ich kleine bräunliche flecken an den extremitäten die wie muttermale aussehen, so dass ich glaube das es sich um karposi sarkom handelt. Hinzu kommen permanente Rötungen der Augen.

Ich weiß ich kann die krankheit nicht mehr verleumden, ich muss jetzt handeln und hoffe das es noch nicht zu spät ist. Hätte nie gedacht, dass ich so schnell 18 monate nach infizierung mich schon in solch einer situation befinde.

Mein problem ist nun, ich weiß nicht wie ich vorzugehen habe. Lebe im ruhrgebiet, an wen kann ich mich wenden? Wo kann ich meine Viruslast und meine helferzellenanzahl ermitteln? Soll ich zunächst zu meinem Hausarzt? Gibt es eine auf hiv spezialisierte klinik im ruhrgebiet? Zudem übernimmt meine krankenkasse die kosten, bin bei der XXX krankenkasse? Allerdings bin ich noch offiziel bei meinen eltern angemeldet, erhalte ich dann nach den behandlungen post von der krankenkasse wo die erkrankung thematisiert wird?

Ich weiß das sind die Basics doch ich bin überfordert und weiß nicht weiter. hoffe das ihr mir weiterhelfen könnt und mir Tipps gibt.

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Wahrnehmung und Beobachtung einer Freundin

Ich möchte hier mal ein paar Worte zum Thema „HIV“ loswerden. Seit einiger Zeit bin ich hier schon (stille) Mitleserin und bei manchen Fäden regelrecht erschrocken über die Tatsache wie unaufgeklärt anscheinend viele noch immer sind. Vielleicht sind manche auch übertrieben oder gar krankhaft ängstlich, dass sie irgendwelche Übertragungswege hinzudichten, die es überhaupt nicht gibt und nie geben wird.

Dabei frage ich mich, ob es diesen Menschen eigentlich bewusst ist, wie diskriminierend ihr Verhalten für HIV-Positive ist. Bei manchen Fäden vermute ich sogar ernsthaft, dass es sich um Fakes handelt, die Betroffene tatsächlich diskriminieren soll und das finde ich überhaupt nicht lustig.

Seit bald einem Jahr habe ich eine Mitbewohnerin (und inzwischen gute Freundin), die HIV-positiv ist. Ich wusste das von Anfang an und ich habe dennoch ihr das freie Zimmer zugesprochen.

Sie hat selbst diese ablehnenden, verletzenden Erfahrungen gemacht. Freunde haben sich von ihr entfernt, nur weil sie eben jetzt HIV+ ist.

Wenn wir mal Besuch haben und Diejenigen von ihrem HIV-Status wissen, merke ich gleich wie sie sich von ihr distanzieren. – Ich finde das so grausam!

Denken denn viele wirklich noch so nach dem Motto „HIV ist durch’s Händeschütteln“ übertragbar?

Auch mit den Jungs… Wenn sie endlich mal jemanden findet, der sich für sie interessiert ist er ganz schnell wieder weg, sobald der Satz „Ich bin HIV+“ fällt, dabei ist sie schon so ehrlich. Soll sie es lieber jedem verschweigen, nur um nicht abgelehnt zu werden?

Ist es das was manche damit erreichen wollen? Fühlen sie sich selbst besser und sicherer, wenn sie ihr Leben im „Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß“-Modus leben? Was würde das ändern? An den Fakten rein gar nichts, aber für diese Menschen ist dann alles gut.

Ehrlich gesagt würde ich meine Freundin schon fast verstehen, wenn sie keinen Bock mehr darauf hat mit ihrer „Erkrankung“ offen und ehrlich umzugehen, bei den Reaktionen und diesem sch**** (sorry!) Verhalten unserer „lieben“ Mitmenschen!

Ich will jetzt niemanden angreifen und schon gar nicht soll man das persönlich nehmen, aber es macht mich wirklich schon sehr wütend mittlerweile. Egal ob im „echten Leben“ oder im Internet, überall stolpert man über Unwissen und Fragen/Aussagen, die man doch wirklich nicht ernst nehmen will und kann und die für einen wirklich Betroffenen echt verletzend sein können.

Wir leben zusammen, wir teilen uns ein Bad, eine Toilette, Besteck. Trinken aus der selben Flasche, wenn wir beieinander sitzen, rauchen zusammen von der selben Shisha, etc. pp.

Aber wenn wir mal Besuch… Man braucht gar nicht dran zu denken, dass dann irgendwas angerührt wird was sie benutzt.

Manchmal, wenn wir darüber reden, dann weint sie… Sie fühlt sich so ausgegrenzt, glaubt sie ist ein minderwertiger Mensch, wegen ihrer „Krankheit“ und das nur weil es an allen Ecken und Kanten immer noch diese Menschen gibt, die so reagieren.

So oft (auch hier im Forum) frage ich mich, ob sie denn wirklich so unaufgeklärt sind, trotz Leitfaden und genug Informationen, die man nachlesen kann… Oder ob sie wirklich denken, alle Menschen die erforscht haben wie man sich ansteckt und wie nicht hätten unrecht und sie wüssten es besser… Aber ob auch nur ein einziges Mal an die Sichtweise eines Betroffenen oder den Menschen die diesem nahe stehen gedacht wird… Das wage ich bei manchem was mir da draußen und hier im Forum begegnet wirklich zu bezweifeln.

Ich wollte mich jetzt nicht auskotzen, sondern einfach mal meine Ansichten darstellen, denn mir tut manches selbst schon regelrecht weh, weil mir das einfach nur Leid tut.

* * *

vielleicht für einige ganz interessant.
bin 47 schwul vom lande ,relativ wenige Risikokontakte gehabt aber einer anscheinend zu viel. hatte mit aids wirklich gedacht das der kelch an mir vorbei gegangen ist.
seit 7 jahren wenig sex-monogam (er negativ) und keinerlei risikokontakte mehr. muss mindestens schon 10 jahre damit gelebt haben

seit 2 jahren 25 kg gewichtsverlust ansonsten ging es mir gut,nicht mal ein herpes oder ne erkältung, hatte es auf stress und auf weniger sport geschoben,erst die letzten monate machte ich mir das erste mal sorgen.
im sommer noch zur hautkrebsvorsorge wegen einem sonderbaren roten fleck am bauch, aber vom HA entwarnung wäre nix gefährliches ,,,, im oktober dann beginnende bronchitis die ewig nicht weg ging,antibiotika die nicht anschlug etc .

mitte november dann zusammenbruch und in klinik da beidseitige lungenentzündung festgestellt. wieder antibiotika die nicht anschlug
da erst auf meinen vorschlag aidstest machen lassen….positiv
lungenenzündung war ne PCP ,der laut Hautarzt harmlose fleck war karposi .
mit hubschrauber uniklinik (schwerpunktklinik HIV)
zu dem zeitpunkt helferzellen 4!! und hoher 6 stelliger bereich der viruslast

2 wochen intensivstation mit teilweiser künstlicher beatmung,das war schon krasse sache,aber dann gings recht schnell besser
als PCP im griff, wurde mit HAART therapie begonnen ,bin noch in studie drinne was besser ist PCP und HAART gleichzeitig oder erst PCP dann HAARt.

ärzte waren von anfang an recht zuversichtlich, dass sie mich wieder hinbekommen.

weihnachten wurde dann noch ein karposi im auge festgestellt ,das hat wirklich angst gemacht,aber änderte nichts an der grundeinstellung ob 1 oder 2oder 3 karpoi ist egal. die HAART müsse greifen dann würden die schon wieder verschwinden.

im januar 3 karposi plus nochmals lungenenzündung (aber in klinik schnell im griff).

mitte februar schon wieder stolzer besitzer von 97 helferzellen.
gesundheitlich gehts mir im moment fast normal ,glaube wenn die angst nicht wäre plus einbildung das irgendwas ist,wäre es noch besser.

einzige momentane belastung starker zahnfleischrückgang mit einhergehenden fiesen zahnschmerzen. HIVÄrzte sagen kommt auch durch imunschwäche und man muss abwarten. das dumme ist mein zahnarzt wundert sich nur ,wie sowas möglich sein kann in so wenigen monaten,er weiss nix von meiner AIdsgeschichte,nicht getraut es ihm zu sagen…

die größten probleme die ich hatte waren/sind psychisch, angst vor dem was kommt, angst vor der angst,aber auch schuldgefühle mich die ganzen jahre nicht drum gekümmert zu haben.
ich denke ständig an die vielen armen schweine in den 80er 90er jahren die nicht das glück hatten und es schon medikamente und das fachwissen gab.
und mir war vorher nie so bewusst wie elendig man an aids stirbt/gestorben ist.
es waren alles junge gesunde menschen und man stirbt nicht so schön wie in philadelphia mit freunden um einen herum und schöner musik im hintergrund und bildern aus der jugend.
das elend wurde meiner meinung viel zu wenig thematisiert.

es ist nicht die erste lungenenzündung an der man krepiert, nein 3-4 mal rakert man sich noch auf und wird wieder hochgepeppelt.
man kann nix mehr essen weil alles entzündet ist, durchfall und ganz viese kleine krankheiten an die man erstmal gar nicht denkt. mit pech erblindet man noch dazu immer noch die hoffnung so lange durchzuhalten bis ein heilmittel gefunden wird und die soziale ausgrenzung.
das was ich durchgemacht habe multipliziert mit 100 so sah es damals aus,und im grunde genommen hat es die wenigsten, einschliesslich mich wirklich interessiert,das macht mich so wütend.

ich für mich hoffe und bin eigentlich ganz guter dinge das ich mich wieder voll erhole und halt mit dieser heute cronischen krankheit gut leben kann. klar höhere wahrscheinlichkeiten an krebs und so zu erkranken sind jetzt da, sind aber auch nur statistiken.

so das wars erstmal
ps.was ich noch sagen wollte die HIVaerzte in *** sind alle so klasse, da fühlte ich mich bisher immer aufs beste betreut….

* * *

Zu mir: Ich bin ein X Jahre alter Mann, seit 5 Jahren verheiratet.

Meine Partnerin, eine Frau aus dem SO- asiatischen Raum, mit der ich eben seit X Jahren verh. bin, hat AIDS. Warum ich das so spät erfahren habe? Hier die Geschichte dazu.

Nach unserem Kennenlernen in ihrer Heimat, vor der Reise nach Europa haben wir beide einen HIV Test in ihrer Heimat gemacht. Er war negativ.

3 Monate später, in Österreich, ging ich zur Aidshilfe, um mich nochmals testen zu lassen, da ich den Tests in ihrem Land nicht so sehr vertraute. Auch diesmal war der Test negativ.

Gut, dachte ich mir, dann ist sie ja auch negativ, und alles ist ok. Tja, falsch gedacht!
Nach ziemlich genau 5 Jahren (meine Frau lebt ständig bei mir) wurde sie zum ersten Mal krank. Nichts ernstes, grippaler Infekt. Dauerte 5 Tage und gut. ne Woche später
allerdings wieder Fieber. Zum Hausarzt, diesmal Blutuntersuchung, ok, leichte Entzündungswerte, also Antibiotika. Nach 7 Tagen keine deutliche Besserung, ins Krankenhaus, Lungenröntgen, Blutuntersuchung, weitere 7 Tage Antibiotika.

Wieder keine Besserung, im Gegenteil, sie hat abgenommen und zwar recht viel.
Ich machte mir Sorgen, bin wieder ins Krankenhaus gefahren. Diesmal anderer Arzt, der hörte auch lange zu, stellte viele Fragen, untersuchte genau. Wir mußten warten. Dann stationäre Aufnahme. Dann warten.

Und DANN kam die niederschmetternde Diagnose. Meine Frau ist HIV+, Vollbild Aids, Stadium CR3. Recht viel schlechter gehts nimmer. Die T Helfer Zellen waren auf 5 runter, auch sonst waren gewisse Blutwerte total im Keller. Positiv war, dass keine weiteren Infektionen vorlagen, wie Hepathitis C etc.

Der Arzt schätzte die Situation als doch „sehr kritisch“ ein. Nun begann natürlich ein Marthyrium. Vorwürfe machte ich mir, weil ich sie damals nicht auch in Österreich mitnahm zum Test, etc.

Die Ärzte selber waren super. Sie bemühten sich, es wurden mir alle Fragen beantwortet, so dass ich sie auch verstand. Mit der Zeit verstand ich die Krankheit immer besser, wußte was da mit meiner Frau grad passiert.

Dann ging ich zum HIV Test. Immerhin seit 5 JAhren ungeschützter Sex mit der Frau die ich liebe. Treue war selbstverständlich. Und dann das Ergebnis: Ich bin NEGATIV!
Die Ärztin sagte, es sei schon ein kleines Wunder, wenn auch nicht total ungewöhnlich. Super, ich bin negativ, dh. ich kann meine ganze Kraft für meine Frau aufbringen. Und die würde ich auch die nächsten Wochen brauchen. Eingeweiht habe ich 2 meiner besten Freunde und meine Eltern, und es stellte sich als richtig heraus. Ich bekam jegliche Unterstützung, soweit es ihnen möglich war. Meine Mutter besuchte meine Frau fast jeden Tag im Krankenhaus. Meine Frau hatte panische Angst, denn sie dachte, dass sie alles zerstört hätte, und da sie ja Ausländerin ist, nun wieder zurück in ihre Heimat müsse, und dort sterben wird.
Es war eine extrem schwere Zeit, und meinerFrau verständlich machen, dass sie ja in Österreich arbeitet, ist sie auch versichert, und alles für sie getan wird. Sie konnte das kaum glauben, aber wir konnten sie davon überzeugen.

Nach den ersten 5 bis 6 Tagen des Krankenhausaufenthaltes ging es langsam aber merklich bergauf. Sie begann wieder mehr zu essen, konnte wieder lächeln und der unerträgliche Husten, den die Lungeninfektion mitbrachte, wurde viel besser.

Die Menge an Infusionen, die sie in der Zeit bekam, war ordentlich. Nach 7 Tagen hatte ich ein Gespräch mit der Oberärztin, welche meinte, dass sie die Infektion nun im Griff hätten, und es aufgrund der sehr schlechten Immunlage des Blutes meiner Frau sehr kompliziert gesesen sei. Nach 24 Tagen Krankenhaus durfte sie nach Hause. Ausgestattet mit zig Tabletten gingen wir die Tablettentherapie an. Doch leider bekam meine Frau nach 4 Tagen zuhaus wieder Fieber, also sind wir wieder ins Krankenhaus gefahren, wo sie wieder für 10 Tage bleiben mußte. Grund war eine Unverträglichkeit des Medikamens „Viramune“. Und Sie hatte noch eine CMV Infektion bekommen. Diese jedoch hatten die Ärzte sehr gut im Griff.

Nun ist meine Frau seit 5 Wochen wieder zuhause, es geht ihr mittlerweile sehr gut.
Sie verträgt die Medikamente sehr gut, einzig die HIV Medis am Abend machen sie etwas müde. Aber das ist ja kein Problem am Abend. Im Krankenhaus erfuhren wir die wirklich beste Unterstützung der Ärzte, es wurde jeder Schritt erklärt, und bei der letzten Blutuntersuchung waren alle Zeichen auf „Super Erholung“

Eine 3 Monatige Kontrolle der Virenlast, jeden Tag die Tablette am Abend,
und eine Lebenserwartung wie ein „normaler“ Mensch, so die Aussage der Ärztin, die konform geht mit der Dame von der Aidshilfe, bei der ich mich auch erkundigt habe.

Zusammengefasst hat meine Frau eine sehr kritische lebensbedrohliche Lungenentzündung überlebt, die durch das HIV Virus ausgelöst wurde. Unbehandelt führt dies in 99% zum Tod. Es war eine sehr schlimme Zeit, die wir aber überstanden haben.

Nächste Woche wird meine Frau ihre Arbeit wieder aufnehmen, und das Leben wird wieder einen geregelten Ablauf bekommen. Wenn sie immer brav ihre Medis nimmt, wovon ich ausgehe. Es ist auch kaum mit weiteren Komplikationen zu rechnen lt. Doc.

Wie sagte die nette Frau Doktor zu mir? HIV ist nicht heilbar, aber es ist therapierbar. Na, das ist doch was!

Die Krankheit hat meine Frau und mich noch mehr zusammengeschweißt,
und wir leben jetzt unsere gemeinsame Zeit noch intensiver.

Einzig, die Vorladung zum Chefarzt der Krankenkasse, dass war eine Farce.
Abgesehen davon, dass die Dame dort mehr als unfreundlich war, war sie auch noch dazu inkompetent, was diese Krankheit angeht. Sie wollte meine Frau 4 Tage!!!! nach der Entlassung aus dem Krankenhaus wieder arbeiten schicken, mit der Begründung, dass sie ja auch den Weg zu ihr gefunden hat, und so aussehe als ob sie wieder arbeiten könne. Nach der Aufklärung meinerseits, da meine Frau deutsch nicht so perfekt spricht, wurde diese Frau Doktor sehr ungehalten mir gegenüber, und äusserte sich mit einer Bemerkung Richtung meinerFrau, dass es ja kein Wunder sei, wo sie herkomme. Dies lies mich auf der Stelle das Zimmer verlassen, um mich sofort zu beschweren, was ich auch noch schriftlich tat.

Das ist bis jetzt der einzige Augenblick, wo ich eine Diskriminierung bezügl. HIV+ erfahren habe, und dies von einer Ärztin!

Ich weis nicht, was die Beschwerde gebracht hat, auf jeden Fall war unsere zweite Vorladung bei einem anderen Arzt, welcher freundlich war, und sich auch mit der Thematik HIV+ besser auskannte.

* * *

Mein Name ist X ich bin X Jahre alt , lebe im Raum X und weiss seit 2007 von dem Virus .
Die Tatsache,das meine Ärztin mir einen Packen Beruhigungsmittel auf den Tisch knallte mit der Bemerkung : „selbst wenn sie alle auf einmal nehmen ,werden sie das überleben ….. Hier die Adresse Ihres neuen Arztes ,melden sie sich bitte umgehend bei ihm , hiermit trennen sich unsere Wege “ hat mich nicht wirklich aufgebaut und zog mich soweit runter , das ich mich in den Alkohol flüchtete und somit meinen Partner verlor , meine Firma und letztenendes meine Existenz …

Naja … 1 Jahr dümpelte ich also durch einen Schleier von „OH MEIN GOTT ICH WERDE STERBEN ….. bis zu ….ach was solls …ich glaub ich mach Schluss ! “

Hiermit nochmal ein dankeschön an meine Familie die vom ersten Tag hinter mir stand .

Eine Anekdote habe ich noch , 1 Jahr nach der Diagnose rief mich meine kleine (36j.) Schwester an und fragte : „wasn los mit dir “ „!? …..

Naja ich im tiefsten Jammertal ….erzählte ihr alles und sie sagte :

„Ach Brüderchen …..das klingt schon scheisse , aber weisste was !? …“Ich kenne 1000 Leute denen es viel beschissener geht als Dir …………..Dummerweise fällt mir keiner ein “

Da brach das Eis , und ich konnte das erste mal wieder lachen ….. und ich merkte wie gut es tut .
Von da an ging es wieder bergauf….mittlerweile habe ich einen neuen Partner , seit fast 4 jahren ,und ein neues Zuhause und eine neue Perspektive sowie ein paar echte Freunde ,allerdings keine mehr von damals

Seit 2009 bin ich auf Medikamente. (Truvada, Novir,Reyataz )… den Alkohol habe ich abgeschworen , nur rauchen tue ich leider noch immer ….allerdings sollte ich wohl auch damit aufhören , denn ich habe seit 2012 (Frühjahr) auch noch die Diagnose COPD

So , ich hoffe diese Vorstellung reicht aus und ich hoffe das wir uns in netter und ehrlicher Weise hier ergänzen und kennenlernen können.
Viele Grüsse sendet Euch X

* * *

Ehrlich gesagt kann ich mich an den Tag, an dem ich das positive Testergebnis erfahren habe, gar nicht mehr genau erinnern. Es war ein Tag im November 1986! Ist schon verdammt lange her.

Ich kam Anfang November´86 von einer 4 monatigen Indienreise zurück. Ich war nach der Reise richtig gut drauf, ich kam als anderer Mensch zurück und war auch noch frisch verliebt! In Indien hatte ich selten die Gelegenheit eine europäische Zeitung zu lesen. Als ich nach Deutschland zurückkam empfand ich es als extrem, die Zeitungen waren voll von hysterischen Artikeln und reichlich Bedrohungszenarien über AIDS. Auch war öfters die Rede von den Risikogruppen. Ich gehörte als Bluter selbst zu einer, was mich zunehmend beunruhigte.

Ich hatte meinem Arzt im Hämophiliezentrum schon vor mehr als einem Jahr die Erlaubnis gegeben mein Blut auch zu Forschungszwecken auf HIV (HTLV2 hieß das damals noch) zu testen. Als Bluter musste ich 3-4 mal im Jahr zu Kontrolluntersuchungen wo immer reichlich Blut abgenommen wurde. Ich rief bei meinem Arzt an und bat ihn, mir doch bitte die genauen Testergebnisse mitzuteilen. Im Grunde ging ich felsenfest von einem negativen Status aus, da ich der Meinung war, der Hämatologe hätte mich doch selbstverständlich bei einem positiven Testergebnis in Kenntnis gesetzt. Auch weil er wusste, dass ich mir mit meiner Partnerin über gemeinsame Kinder und evtl. Sterilisation Gedanken gemacht hatte. Am Telefon wurde mir gesagt, dass dazu erstmal meine Akte genau durchgesehen werden müsse!

Am nächsten Tag klingelte bei mir in der Wohngemeinschaft das Telefon.Es war eine Ärztin vom Behandlungszentrum. Sie teilte mir kurz und knapp mit, dass meine Tests seit Beginn der HIV Antikörpertests 1984 immer positiv waren! Ich war sprachlos! Es zog mir vollkommen den Boden unter den Füssen weg. Ich konnte zunächst mit niemanden darüber reden. Im meinem Kopf war nur ein bleierner Nebel.

Was bedeutete das jetzt für mich? Für meine letzten Partnerinnen? Für die neue Liebe? Für mein Leben? Für mein Studium?  Es gab nur tausende von Fragezeichen ohne Antworten. Mein altes Leben war von einem Tag auf den Anderen vorbei. Auch ich war irgendwie nicht mehr der Mensch der ich vorher war.

Heute weiß ich, was damals mit mir geschah: Ich schaltete emotional in eine Art „Sparmodus“ um die schrecklichen und bedrohlichen Gefühle auf Distanz zu halten. Damals fühlte ich mich plötzlich total „abgestumpft“ ich konnte zwar noch lachen, aber es kam nicht mehr von Herzen. Weinen ging gar nicht mehr. Das hat über 10 Jahre angehalten, dass ich nicht mehr weinen konnte. Ich lebte dann in zwei Realitäten weiter: Eine Ebene da funktionierte ich, und habe die Gefühle komplett abgespalten. In der anderen Ebene war ich vollkommen niedergeschlagen, ängstlich und zerstört. Es dauerte sehr lange,bis ich mich wieder „gefunden“ habe.

Zum Glück hatte ich damals viele Freunde, die mich super toll unterstützt haben. Sonst hätte ich wohl mein Leben nicht so weiterleben können und mein Medizinstudium nie zu Ende geschafft. Leider kann ich mich an viele Dinge, so wie eben den Tag an dem ich das Ergebnis erfuhr, nicht mehr erinnern. Auch das lag wahrscheinlich an meiner „Schockstarre“ die ziemlich lange angehalten hat.

Mir wird in den Diskussionen mit heute „neuen“ Positiven oft so deutlich, wie anders das damals war. Es gab damals keine Medikamente! Die geschätzte Lebenserwartung betrug 5 Jahre!! Das kann sich heute in Deutschland kaum noch jemand vorstellen.

Irgendwie lebte ich dann in einem übersteigerten Genussmodus. Es wurde so vieles egal, was vorher noch ganz wichtig war. Und anderes wurde plötzlich ganz wichtig! Ich bin davon ausgegangen, dass ich noch die paar Jahre habe.

Und doch ist das Leben weitergegangen, oder ich habe einfach verdammtes Glück gehabt! Glück im Unglück! Denn ich lebe IMMER NOCH!!! Und das gar nicht so schlecht!

Vielleicht kann ich damit anderen etwas Mut machen!

* * *

ich bin ja eigentlich nicht so der fan von langen posts…aber dann will ich auch mal.
ich bin beim blutspenden draufgekommen…

man ist ein guter fundraiser, geht in seinem job auf, und will natürlich vorbild sein… was tun wir also? „ah, blutspenden. der komische bus, steht eh nur 50 meter von meinem haus entfernt“, hab ich mir gedacht.

also nichts wie hin, diesen lustigen fragebogen ausfüllen und ein bisschen lügen… nein, ich bin nicht schwul und so.

irgendwann war ich dann also fertig, trotz meiner angst vor nadeln, und bin arbeiten gegangen.

3 tage später ruft mich meine mutter an, „es ist ein eingeschriebener brief für mich gekommen, vom roten kreuz“. in meinem jugendlichen leichtsinn hab ich natürlich gemeint, sie soll ihn aufmachen.

„aha, du hast einen auffälligen befund. du sollst am montag hin… he, ist alles okay mit dir?“

„uhm… ich denk schon, wird nix schlimmes sein, du ich ruf mal dort an…“

noch immer hatte ich keinen plan, dass es hiv sein könnte… trotzdem hab ich in der arbeit angerufen und bin am gleichen tag noch hin gefahren. dort wollt ich mich dann mit meiner mutter treffen…

glücklicherweise war ich zu früh, und bin alleine rein. daraufhin hat mir die ärztin relativ schnell das ergebnis gesagt. meine erste reaktion war ein blödes lachen und eine dumme antwort: „oh, gute sache, dann muss ich ja noch viel gutes tun“

nachdem meine mutter aber gleich da war, wollte ich wissen, was ich ihr für eine geschichte reindrücken kann.

die ärztin war …sehr kreativ: „naja, hepatitis?“
„ist nicht viel besser“
„pfeiffersches drüsenfieber“
„ich glaub dann würd ich im bett liegen.. kann ich ihr nicht sagen, dass sie drogen nachgewiesen haben?“
„ah gute idee, aber hoffentlich verklagt die uns nicht, das dürfen wir gar nicht“

passt, nochmal blutabnehmen und raus und meiner mutter entgegen..
der hab ich also ausgemachtes erzählt und sie hats mir abgekauft.

mit ihr bin ich dann nach hause und meine ganze familie hat mich ausgefragt, was jetzt los war. meine mutter ist nämlich panisch geworden und hat jeden, den sie kennt angerufen.

danach bin ich zu meiner besten freundin gefahren und wir haben uns maßlos besoffen. erst dann hab ich geheult.

das wars in etwa.

* * *

Meine Kindheit war nicht berauschend, erst drogenabhängige Mutter, dann Pflegeeltern und dann Heim.

Als Heimkind war es damals cool abzuhauen und sich auf der Strasse rumzutreiben, ich war damals knapp 11 Jahre alt. Erst in Berlin auf der Strasse und dann weiter nach Hamburg. Hab dort einen Mann kennengelernt und mich verliebt. Von Drogen und Hiv/Hepatitis hatte ich damals keine Ahnung. Und auch er klärte mich nicht auf. Eine einjährige Drogenbeziehung ohne Schutz folgte. Als er irgendwann anfing mich zu schlagen und auf den Strich zu schicken trennte ich mich von ihm, er verabschiedete mich mit den Worten lass Dich mal testen!

Ich realisierte das nicht richtig und verdrängte es auch. Bis zu dem Zeitpunkt wo ich dann so krank wurde das ich in einer Beratungstelle zum Doc musste, er Blut abnahm und ein paar Tage später bat er mich zum Gespräch. Ich kann mich an kaum noch was erinnern aber ein Satz blieb mir im Gedächtnis. Er sagte:Bitte wirf Dich nicht vor einen Zug oder so.
Danach ging ich betäubt und wortlos. Eine lange Drogenkarierre folgte.

Nun bin ich seid einem Jahr knapp dabei mich mit mit allem auseinander zusetzen und das beste daraus zu machen…..

* * *

Ich heiße xxx und bin „frische“ Einunfufftsch.
Meine erste Ohrfeige , sprich positives Testergebniss, bekam ich 1984 im Rahmen einer Drogentherapieeinrichtung. Wir hörten damals, das sich eine andere Einrichtung auf eine „neue Krankheit“ im Virchow-Klinikum hat testen lassen. Es hieß, das hauptsächlich Junkies und Homosexuelle davon betroffen seien und diese „Seuche“ (O-Ton: Arzt) wohl zum Tode führt. Deren Ergebniss war: von 11 getesteten 7 positiv.Nach längerer Diskussion beschlossen wir uns auch testen zu lassen. Erstaunlicherweise mit dem gleichem Ergebniss, 7 von 11 positiv.

Das war natürlich erst einmal ein heftiger Tiefschlag. Da ist man gerade mal Mitte 20, versucht von der Droge wegzukommen und denn sagen einem gleich 2 leidensgesichtige Weißkittel das man wohl Sterben wird. Na dufte !!! Aber in dem Moment wo mir diese Hiobsbotschaft richtig ins Hirn gekrochen ist dachte ich mir : nee, kann nich sein. Du hast schon soviel Scheiße erlebt und überlebt und jetzt soll dir so ein kleiner Fremdbewohner den Garaus machen ? Nicht mit mir. Von so einem lass ich mich nicht unterkriegen. Ich habe diese Tatsache einfach verdrängt. Es war für mich damals der beste Weg damit klarzukommen. Allerdings muß ich dazusagen das ich schon immer mehr eine „Frohnatur“ war, das Glas war für mich immer halbvoll. Das hat sicherlich geholfen. Für diese Haltung mußte ich übrigens bei den Gruppengesprächen viel „Prügel“ einstecken. Man war eher der Meinung sich doch mit dem Tod auseinanderzusetzen zu müssen. Das war für mich aber keine Option.

Ich bin erst 1989 dauerhaft von den Drogen weggekommen und habe in diesen 5 Jahren nach der Diagnose sehr viele Leute sterben sehen müssen. Ein Teil ist gestorben weil sie es psychisch nicht verkraftet haben und depressiv wurden, sich dadurch zusätzlich schwächten. Natürlich ist man hauptsächlich gestorben weil es noch keine Medikamente gab. Es gab aber auch ein paar wenige die wie ich, eine postive Lebenshaltung pflegten und die leben heute alle noch. Auch dank HAART.

Als denn Retrovir herauskam war ich ja sehr skeptisch. Wie sich zeigen sollte nicht zu Unrecht. Da ja keinerlei Erfahrungswerte über HIV da waren wurde dieses Medikament anfangs unwissentlich viel zu hoch dosiert und daher haben sich einige regelrecht vergiftet.(kurzes Gedenken an Peter. R.I.P. ).
Jedenfalls war ich von da an misstrauisch was neue Medikamente anging. Außerdem ging es mir gesundheitlich bestens. Ich hatte noch nichtmal einen Arzt. Das einzige was mich zunehmend belastet hat war das Sterben um mich herum. Da fast mein gesamter Freundschaftskreis, teils aus frühester Jugend, den Drogen verfallen war, wurde es langsam tragisch. Man kennt ja auch die Eltern und deshalb waren die Beerdigungen erst Recht sehr emotional.

Nach der letzten Beerdigung habe ich denn beschlossen mein Leben grundsätzlich zu ändern. Die 6. Drogentherapie sollte endlich die Letzte und erfolgreiche sein. Danach bin ich denn beruflich noch einmal voll durchgestartet. Ich habe mit 3 Freunden eine kleine Computerfirma auf die Beine gestellt. Von da an habe ich nur noch täglich 10-12 Stunden gearbeitet und das Thema HIV war ganz weit weg.

Das ging auch bis 1995 ganz gut. Dann fingen aber so ganz langsam die Problemchen an. Mal Durchfall, mal Fieber, mal Pilz im Mund, unerklärliche Schwächephasen, kognitive Einschränkungen usw. Tja, jetzt war nüscht mehr mit ignorieren. Jetzt war eher akzeptieren angesagt. Zu dieser Zeit gab es in Berlin nur wenige Spezialisten im Fach HIV und die, die es gab, hatten genug Patienten. Zufällig traf ich dann einen alten Weggefährten und der empfahl mir den hervorragenden Dr.D. aus dem P-berg. Ein Arzt wie für mich gemalt. Er nahm mir Blut ab und das Ergebniss war : reichlich Viruskopien und nur noch 250 Helferzellen. Im anschließendem Gespräch hat er mich von der Notwendigkeit einer HAART überzeugt. Hab mir aber noch 6 Wochen Bedenkzeit gegeben.

Na ja, die ersten 5 Kombis waren ein Disaster. Entweder ich habs nicht hingekriegt die Dinger regelmäßig zu schlucken, teilweise 3xtäglich und bis zu 20 Stück, oder ich bin an den Nebenwirkungen verzweifelt. Nach einem Jahr hatten sich immer Resistenzen gebildet. So habe ich mich noch ein paar Jahre durchgeschleppt bis denn garnichts mehr ging. Ich war halt regelmäßig krank, was beruflich natürlich ,gerade im Service-Bereich, garnicht ging. 2002 hab ich denn EU-Rente beantragt. Bei der Kur hatte ich zum Glück eine coole Gutachterin, der ich ehrlich sagen konnte was ich vorhatte. Seitdem bekomme ich die volle EU-Rente.

Ich muß sagen das war genau die richtige Entscheidung. Am meisten geniesse ich, nicht mehr nach der Uhr Leben zu müssen. Das ist wahrer Luxus mich mich. Gesundheitlich ging es nur noch bergauf. Immer die gleiche Kombi, Kaletra und Invirase, VL immer unter Nachweis und Helferlein immer zwischen 450 und 800. Und das beste ist, ich hab überhaupt keine Nebenwirkungen. Das Kaletra-Dünnpfiff-problem hab ich durch austesten der Einnahmezeiten in den Griff gekriegt.

Einen Haken gibt es aber leider doch : die verschissene Lipoathropie. Keen Arsch inner Hose, Dead-Head und dünne Arme und Beine. Ich muß zugeben da muß ich meine positive Lebenseinstellung an manchen Tagen ganz schön tief hervorkramen, was mir aber i.d.R. ganz gut gelingt. Das es da noch nichts gegen gibt, ist auch sowas von….

Uff, jetzt ha ick aba jenuch jeschwallt.

Sollte ja nur ein kurzer Anriss meiner Vita sein.

* * *

schon seit einiger zeit merkte ich das es mir nicht gut geht. seit langem hatte ich große hautprobleme, unter anderem hatte ich 2 offene stellen an meinen schienbeinen die nicht heilen wollten. gott wie lange hab ich daran rumgedoktert.
schlapp habe ich mich gefühlt.

irgendwann bin ich dann zu meinem hausarzt. er machte verschiedene untersuchungen und nahm mir blut ab. paar tage später teilte er mir mit das da wohl irgendetwas nicht stimmt. das blutbild sah erschreckend aus und es gab dafür keine erklärung.
er sagte irgendetwas von hep c fraglich positiv und das sollte mal in der klink abgeklärt werden.

so ging ich dann am o1.o8.1998 in die uni-klinik. eigentlich war ich froh, hab ich diese untersuchung doch viel zu lange rausgeschoben. hatte aber auch nicht das gefühl das da irgendetwas schlimmes wäre.

die station war ganz nett, es handelte sich um ein kleines aussengebäude, am ersten abend saß ich vor der türe u. war guter dinge.
zurück auf station hab ich mich bei der nachtschwester gemeldet, hab sie gesehen und es hat sofort eingeschlagen. von da an ging sie mir nicht aus dem kopf.

die nächsten tage vergingen mit untersuchungen,magenspiegelung, leberbiopsy u.u.u.. wahnsinn was den so alles einfällt.

aber ich freute mich da zu sein, weil mir ja sehr oft „diese krankenschwester“ über den weg lief, manchmal kam sie auch ins zimmer und wir hatten nette gespräche.

so vergingen die tage, untersuchungen, warten auf ergebnisse u. nachfragen was denn nun sei. „sie“ konnte ich nicht fragen, sie war krank.

ich glaube es war der 8te oder 9te august. mir fiel ein gelber punkt auf allen unterlagen auf, machte mir aber keine weiteren gedanken. dann um 16.00 uhr auf dem gang traf ich frau dr.B.

„herr X. ich muß mit ihnen sprechen, lassen sie uns doch ein kurzes stück nach draußen gehen“. jetzt leuchteten sämtliche alarmglocken, ich wusste jetzt kommt nix gutes.
wir gingen ein stück, dann sagte sie mir was los ist. das war ein schlag, ich mußte mich setzen. mein erster gedanke, du wirst nie ein kind haben. hatte das gefühl das ist der tag wo du dich vom leben verabschieden kannst.

„sie“ wurde sofort aus dem kopf gestrichen. da sah ich keine zukunft.

die ärztin sagte so viel, wie „ich könnte heute damit alt werden,es gibt gute medikamente“. . . .usw. ich hab davon nur wenig mitbekommen. aber ich muß sagen sie hat es gut gemacht, war wirklich sehr einfühlsam (wenn ich daran denke was ich so von andern gehört hab).

zurück auf station konnte ich mich erst man nur ins bett legen und weinen

tja, das war schon ein schwerer schwarzer tag. aber ich muß euch sagen tage später scheinte auch wieder die sonne. da gab es ja immer noch „sie“. ich hatte ja an nix mehr geglaubt, aber 14 tage später ist aus uns ein paar geworden u. wir waren 5 jahre zusammen

dieses gedicht schrieb ich kurze zeit danach:

kleines arschloch

hast dich eingeschlichen wie ein dieb in der nacht
erst bemerkte ich nichts, doch dann hinterließt du deine spuren

kleines arschloch

du hinterhältiges biest, machst mich krank
raubst mir meine kraft

kleines arschloch

wächst in mir, verarscht mich und triebst es zu weit
jetzt kenne ich deinen namen, er machte mir angst

kleines arschloch

du dummes ding, gräbst dir selbst das wasser ab
kannst ja gar nicht leben ohne mich

kleines arschloch

bist nur ein parasit, ein kleiner dummer schmarotzer
ein schmarotzer dem es nun an den kragen geht

kleines arschloch

du wirst sterben, tausendfach, leider nicht ganz
ich werde kämpfen, dir dein vegetieren so schwer wie möglich machen

kleines arschloch

du wicht, ohne freude , ohne freunde, du armes schwein
ich habe beides,und das macht mich stark

kleines arschloch

sei froh keine augen zu haben, ich bin groß, habe kraft
könnst du mich sehen, du feiger hund, du würdest das weite suchen

kleines arschloch

solltest du diesen kampf gewinnen, so sage ich dir
den letzten triumpf habe ich, du wirst mit mir untergehen

kleines arschloch

für dich bleibt nur die dunkle, kalte nacht
für mich dagegen die morgenröte mit ihren wärmenden strahlen

kleines arschloch

das letzte duell wird kommen, ich sehe es mit offenen augen entgegen
umso länger es dauert, um so schlechter werden deine karten

……..wie sollte es auch anders sein, du bist und bleibst
ja nur ein kleines arschloch

* * *

als ich vor 26 jahren, mitte jan 1985 (fast) auf den tag genau, bei meinem hautarzt wg. einer kontrolluntersuchung vorstellig wurde, erzählte mir dieser, dass der wiener aidshilfe 2000 hiv-ak-tests zur verfügung gestellt wurden. also kurz nachdem der (erste)test entwickelt wurde.

es solle eine studie laufen, die zeigen solle wie weit hiv in verschiedene risikogruppen vorgedrungen sei. er fragte mich, ob er auch bei mir einen test machen dürfe. dies alles würde anonym laufen u. sei zeitlich offen. einen ellenlangen fragebogen gab es auch dazu.
ob ich mir das ergebnis dann bei der aidshilfe abholen möchte, solle ich mir gut überlegen. er empfehle es zum gegenwertigen zeitpunkt nicht. (offensichtlich wusste er bereits damals,dass er selbst erkrankt war).

im nachhinein würde ich ihm zustimmen, denn ich hätte mir 20 jahre in denen ich nichts von meiner infektion wusste und viele depressive phasen erspart. ursprünglich hatte ich nicht vor mir das ergebnis abzuholen.

ca. 2 jahre später lernte ich einen mitarbeiter der AH wien kennen und er überredete mich, mir das ergebnis doch noch abzholen. natürlich war der test positiv, ebenso wurde damals schon eine chron. hepatitis B festgestellt.

nun musste ich natürlich meinen damaligen lebensgefährten, mit dem ich bereits 3 jahre zusammen war, auch davon erzählen. ich machte es mir einfach und legte ihm einfach das schriftliche ergebnis vor u. sagte ihm, er solle sich auch testen lassen. sein test fiel negativ aus , unsere beziehung war dadurch nicht getrübt. meinem älteren bruder und seiner frau erzählte ich auch davon, auch sie gingen sehr gut damit um.

als ich anfang 88 in die klinik kam, wurde ich so ziemlich auf den kopf gestellt. heute würde ich eher dazu sagen: „ich wurde im sinne der wissenschaft missbraucht“. retrovir, dass man mir kurz vorher und auch bei diesem aufenthalt anbot, lehnte ich ab. was mir und davon bin ich überzeugt das leben gerettet hat. ausser einem leichten mundsoor hatte ich keine probleme.

ein halbes jahr später hatte ich eine mässige thrombopenie, die sich ohne behandlung wieder besserte. bis 88 wurde ich von der AH wien betreut und machte dort, weiterhin anonym die nötigen untersuchungen. als es dann offiziell war, wurde ich zwar weiterhin dort (für diese studie weiter betreut), ich hielt damals einen rhythmus von ca. 6 monaten ein.

meinen eltern und übrigen geschwistern schickte ich die aidshilfe, für ein informationsgespräch, ins haus. (zumindest für meine eltern wäre die hemmschwelle wohl zu hoch gewesen, selbst zur AH zugehen). ängste im umgang mit mir gab es nie.

als ich dann in eine andere stadt zog, war es mir wichtig, einen hausarzt zu haben, der sich mit hiv auskennt. und somit ist seit über 20 jahren mein behandler, mein hausarzt, SPA u. psychotherapeut in einer person.

in den folgenden jahren war ich mehr oder weniger regelmässig bei den kontrollen. meist in einem 6-8-monatigen rhythmus. machmal verging auch schon mal 1 jahr. (keine empfehlung).

über 22 jahre war ich ohne jegliche hiv-medikamente. erst als die cd4 langsam aber sicher in richtung 200 fielen, fing ich mit einer combi an. (truvada/ sustiva)

trotz aller möglichen u. unmöglichen co-infektionen geht es mir nach wie vor gut. im moment mache ich wg. einer hep D-superinfektion zusätzlich eine interferontherapie.

that´s it.

als ich das positive ergebnis erhielt, war ich fest davon überzeugt, dass ich mein 30. lebensjahr sowieso nicht erreiche, zumal damals rund um mich rum ein freund nach dem anderen verstarb.

heute bin ich ziemlich sicher, dass ich meine „normale“ rente wohl noch erleben werde und auf den schädel hauen kann. (es sei denn die leber macht eher schlapp)*lach*

* * *

Im Oktober 2009 begann ich mich schlapp zu fühlen. Da ich eine Woche davor in einem Malariagebiet war, habe ich darauf getippt. Bin zum Arzt habe mich testen lassen aber der Test war negativ. Es konnte also nur ein Grippe sein dachte ich mir und bin weiter fleißig zur Arbeit. Ich wurde aber immer schwächer, bekam starkes Fieber und Schmerzen in den Gelenken. Diese blöde Malaria dachte ich mir. Also bin ich wieder zum Arzt, Malariatest wieder negative. Dieses Mal sagte der Doktor aber dass es Malaria sein müsse, da ich ja fast 40 Fieber hätte und alle Symptome dafür sprechen. Er verschrieb mir dann ein paar Pillen die ich fleißig nahm aber besser wurde es nicht. Als ich dann so schwach war dass ich kaum noch laufen konnte und überall Ausschlag hatte, brachte mich meine damalige Freundin in Krankenhaus. Dort teilte mir der Arzt mit das mein Malariamedikament alt sei und nicht mehr verwendet wird. Also gleich die volle Dosis Quinin und Tabletten. Dies half dann auch und nach 2 Wochen war ich wieder auf den Beinen.

Mir wurde vom Arzt ein HIV Test nahe gelegt als er meinen Ausschlag sah, aber ich dachte mir dass ist nicht möglich. Hab ja ne feste Freundin und hab sie nur einmal betrogen als wir uns kurz getrennt hatten. Und das war 4 Wochen vor der „Malaria“.

Einen Monat später als ich immer noch nicht auf dem Damm war hab ich dann einen Test machen lassen. Es wurden 2 Teste gemach wovon einer positiv und einer negativ war. Der positive Test hat nur eine sehr dünne Linie gezeigt so dass der Arzt meinte er sei wahrscheinlich falsch positiv und ich solle mir erst mal keine Gedanken machen. Als ich 4 Wochen später dann einen Test machen ließ bekam ich die Bestätigung. Ich bin positiv.

Als meine Freundin dann zu Besuch kam, beichtete ich ihr alles. Sie ließ sich testen und das Ergebnis war zum Glück negativ. Da ich ihr alles gebeichtet hatte verlies sie mich. Die Trennung war alles andere als einfach weil sie einen riesen Wirbel aus meiner Infektion und meinem Betrug gemacht hat. Eine Überdosis Schlaftabletten folgte. Irgendwie tauchen aber dann wenn man sie nicht braucht irgendwelche Leute auf die einen retten.

Es folgten 6 Monate Verdrängung in denen ich sehr viel trank und jeden Tag lebte als sei es mein letzter. Ich fing mich wieder als ich andere Positive kennenlernte und merkte dass es auch anders geht. Vor 5 Monaten habe ich dann eine Frau kennengelernt, der ich gleich zu Beginn von meinem Status erzählt habe. Sie hatte kein Problem damit, erinnert mich an meine Termine und kümmert sich rührend um mich.

Jetzt, nur ein Jahr nach meiner Infektion, hat mir mein Arzt gesagt, dass ich Medikamente nehmen muss. In den nächsten Tagen geht es los. Ich muss mich nur noch für eine Kombi entscheiden.

Das Leben geht weiter.

* * *

Mein Tag X fand im Krankenhaus statt und ich habe ihn in gar nicht so schlechter Erinnerung.

Ich war nach einer Auslandsreise mit Erstdiagnose Nierenversagen schon seit einigen Tagen im Krankenhaus, litt aufgrund einer mir unerklärlichen „neuartigen“ Lungenentzündung an arger Atemnot und war daher an die Sauerstoffversorgung geschlossen. Meine Bronchial-Vorerkrankung war für mich persönlich mein größtes Problem und mein schlechter Gesamtzustand erklärte sich für mich daraus. Dass man mich zum Augenarzt geschickt hatte und auch sonst alle möglichen Tests machte, kam mir etwas komisch vor. Was hatte der Augenarzt mit meiner Lunge zu tun? Ich hörte gelegentlich Vokabel wie „Pneumocystis“, „Zytomegalie“ und solche Sachen. Um genauer zu fragen und den Dingen auf den Grund zu gehen, war ich zu schwach.

Eines Tages kam der Oberarzt zu mir und bat mich zu einem Gespräch in das Besprechungszimmer. Er ging voraus, ich hievte mich aus dem Bett und schlurfte schwach und wackelig die paar Meter dort hin. Gedanken jagten durch meinen Kopf, denn dass es etwas Besonders sein musste, war mir klar. Warum bat mich der Arzt abseits meiner Zimmerkolleginnen zu einer Unterredung? Mein „worst case“ war die Diagnose Lungenkrebs, vor der ich mich immer schon gefürchtet hatte. Ein guter Bekannter war ein Jahr davor daran verstorben; als er die Diagnose bekam, war es längst zu spät gewesen und das Begräbnis fand drei Monate später statt. Alle diejenigen, deren Verwandte oder Freunde an Lungenkrebs verstorben waren, berichteten dasselbe: man spürt nichts und wenn man die Diagnose vermittelt bekommt, ist es längst zu spät – man ist ein sicherer Kandidat und kann gleich die Begräbnisfeierlichkeiten bestellen! Mit entsprechend gemischten Gefühlen schlurfte ich in Richtung Besprechungszimmer. Wie würde ich darauf reagieren? Wie würde die Chemotherapie verlaufen, würden mir die Haare ausgehen? Wie lange würde alles dauern? Warum ICH???

Endlich war ich am Ende des Flurs angelangt, der Arzt war schon da und bat mich, Platz zu nehmen. Ich war auf alles gefasst und schaute ihn erwartungsvoll an. „Es ist so, dass mit Ihrem Immunsystem etwas nicht in Ordnung ist, Sie haben eine Immunschwäche, die man erwerben kann.“ Das waren seine ersten Worte und mir fiel in diesen ersten Sekunden schon mal ein Stein vom Herzen. Das erwartete Wort LUNGENKREBS war nicht gefallen. Die „erworbene Immunschwäche“ war mir natürlich im selben Moment klar, was sie bedeutete. Der Arzt sprach weiter. „Es gibt ein Virus, dass das Immunsystem zerstört, das ist das HI-Virus. Leider wurden Sie darauf positiv getestet. Wissen Sie, was das bedeutet?“ fragte er sehr einfühlsam? Ich bejahte und sagte gleich von selber, „Ich bin HIV positiv.“ „Ja, genau. Das ist Ihre Diagnose. Es ist aber nicht so, dass das jetzt ein Todesurteil wäre, wir betrachten das heutzutage eher als chronische Krankheit, die man zwar nicht besiegen, aber mit der entsprechenden Therapien sehr gut behandeln kann.“
Er fragte mich nach meinen Lebensumständen, also ob mein Unterhalt gesichert sei, wie und wo ich lebte und ob es für mich sehr schwer wäre, regelmäßig Tabletten zu nehmen. „Ist es nicht“, sagte ich, „da ich an Medikamente und die regelmäßige Einnahme durch meine chronische Bronchitis und immer wiederkehrende Infekte gewöhnt bin.“ „Dann werden Sie keine weiteren Schwierigkeiten haben“, meinte mein wunderbarer Arzt, – Drogenjunkies, die mit ihrer Sucht kämpfen und eher Sorgen haben, wie sie diese finanzieren könnten, sind da weitaus schwieriger zu therapieren. Er erklärte mir noch genau, wie es jetzt weiter gehe, wann ich welchen Arzt sehen würde – quasi eine Vorstellung bei meiner zukünftigen (und jetzigen) SPA und wann mit der Therapie begonnen würde. Mit einer gut funktionierenden Therapie könnte ich ein ziemlich normales Leben haben und eine annähernd normale Lebenserwartung.

Es war ein langes Gespräch, an dessen Ende ich als HIV-Positive wieder zurück in mein Zimmer schlich. Die Gedanken schossen mir wild durch den Kopf, was jetzt zu tun wäre und was ich als erstes tun sollte. Wie würde sich mein Leben mit der für mich völlig neuen Situation weiter gestalten? Ich kletterte wieder in mein Bett und überließ mich den Gedanken und Träumen.  Wird es möglich sein, zu reisen? Wunderschöne lange Asienreisen hatte ich schon gemacht und nun also hinter mir, jetzt könnte ich mir ja in Europa ansehen, was ich noch nicht kannte. Dabei ging ich davon aus, dass Fernreisen mit den HIV Medikamenten eventuell nicht möglich sein würden, Europa aber „klein genug“ für eine rasche Heimreise – im Fall der Fälle mein Gesundheitszustand es erfordern würde. Oder – wenn gar nichts geht – könnte ich ja gelegentlich ein paar Tage in eines unserer zahlreichen schönen Wellness-Hotels in Österreich fahren. Ich machte Pläne, – wie mir später bewusst geworden ist. Ich hatte eine Zukunft vor Augen – eine zwar veränderte, aber eine Zukunft! Ich war zwar geschockt und überrascht von der Diagnose, da ich aber „Schlimmeres“ erwartet hatte, war ich auch irgendwie erleichtert, noch einmal mit einem „blauen Auge“ davon gekommen zu sein – was den Lungenkrebs betraf.

Zunächst rief ich dann meinen Freund an – mittlerweile mein Mann. Er war natürlich auch entsetzt und versprach, sich sofort testen zu lassen. Sein Test war dann negativ, Gott sei Dank. Ich überlegte auch, wem in meinem Freundeskreis ich „es“ sagen wollte und es ergab sich ein recht interessantes Grüppchen von 6 Personen. Interessant deshalb, weil es darunter einen Bekannten gibt, der eigentlich gar kein sehr naher Freund ist, bei dem es mir aber ein Bedürfnis war, ihm von meiner HIV-Diagnose zu erzählen. Ich glaube es liegt daran, dass er schwul ist und wir aber nie offen darüber geredet haben. Ich wusste es einfach. Mit meiner „Offenbarung“ wollte ich ihn vielleicht ins Vertrauen ziehen und öffnen – was mir auch gelang. Wir können jetzt offen beide über unsere Probleme reden.

In meiner Familie weiß niemand davon – abgesehen von meinem Mann, natürlich. Wir haben im Jahr darauf dann geheiratet, was mir psychisch sicher auch geholfen hat: er lehnt mich also wegen der Diagnose nicht ab.

Der Tag meiner Diagnose wird mir vermutlich ewig im Gedächtnis bleiben. Es bleibt mir aber auch in Erinnerung, wie gut mir mein damaliger Arzt die Tatsache näher gebracht hat. Ich habe in der Zwischenzeit mit etlichen Betroffenen Kontakt gehabt und Erfahrungsberichte gelesen, und dabei habe ich auch erfahren, dass sehr viele „von uns“ ihre Diagnose förmlich an den Kopf geschleudert bekamen und dann im Regen stehen gelassen wurden. Das hat die Art und Weise, wie mein Arzt mit mir gesprochen hat, noch mehr hervor gehoben und mich nachträglich noch glücklich gemacht! Die ersten paar Sätze sind wirklich entscheidend für die Einstellung und den Umgang mit der Infektion und ich weiß, dass ich grade deswegen niemals in das berühmte schwarze Loch gefallen bin!

Ich habe meinem Arzt einen langen Brief geschrieben und ihm für seine einfühlsame Art gedankt – in der Hoffnung, dass von den zukünftigen Betroffenen möglichst viele durch SEINE Hände gehen mögen!

* * *

Ja dieser Tag hat sich angekündigt und ich war darauf vorbereitet.

Allerdings keineswegs gefasst oder selbstsicher, sondern eher so wie man einen Untergang, eine Katastrophe heraufziehen sieht. Machtlos und wie gelähmt ist man unfähig sich dagegen aufzulehnen. Mir schien es wie die Quittung für eine teuere Party, deren Veranstaltung selbst ein Sakrileg war. Ich hatte es mit angezettelt, dieses verfluchte, irrwitzige Fest.

Hat einer mal „Der rote Tod“ von Edgar Allan Poe gelesen? Da fand ich mich wieder, als dreister und dummer Prinz, der dem Tod die Maske entreißen wollte. Die Party war längst vorüber, die Gäste lagen tot herum und der Prinz mit seinem letzten Getreuen, er wartet?
Nein der Prinz kämpft, er lügt und taumelt und er wird immer kränker.

Natürlich war ich zu stolz dem Arzt, der mich letztlich gerettet hat, auch nur den kleinen Finger zu reichen. Ich erschien bei ihm fremd und unverbindlich freundlich, aber sterbenskrank.  Das war schnell klar. Überwiesen wurde ich vom Hautarzt, der bereits an meinen Hautproblemen scheiterte zu einem älteren Internisten kurz vor dessen Pensionierung. In einer Kleinstadt im Süden von Deutschland. Ich wusste bereits, was auf mich zu kommen würde, als der Arzt anfing Fragen zu stellen.

„Ursprünglich sind Sie aus München? Ein Stadtkind?“
Ich spürte wie es in dem Doktor arbeitete, merkte auch, daß er gerne weiterfragen wollte, aber dann gab er sich einen Ruck, und meinte unsicher lächelnd, „Ich werde noch einige Bluttests machen lassen, so kann es jedenfalls nicht weitergehen, eigentlich müsste ich sie ins Krankenhaus überweisen. Ich versteh das nicht.“ Was der Arzt nicht begreifen wollte, ahnte ich seit langem, aber zwischen ihm und mir gab es nicht den Hauch einer Kommunikation, die auch nur im Entferntesten andeutete, daß ich möglicherweise einer sogenannten Risikogruppe angehören könnte. Schon das kotzte mich an, das Wort „Risikogruppe“, letztlich stimmt es ja auch nicht und wird immer weniger stimmen, aber dem Risiko war ich ausgesetzt gewesen, das wusste ich. Das Schicksal hatte mich so früh und so heftig mit diesem Risiko konfrontiert, daß ich es nicht ausgehalten, nicht ertragen habe.

Stattdessen schloss ich mich einer Party an, einer ruchlosen und wilden Party gegen den Tod. Zunächst luden wir Wissenschaftler ein, die den Tod kleinreden sollten. Ich war ganz aufgeregt und wir rauschten mit einen silbernen 5er BMW zur großen Verkündigung.
Leute vergesst HIV, hier ist er, der Entdecker der Retroviren, Vorhang auf, die Sause steigt, und hoch die Tassen! Nicht daß es bei einem eigenwilligen Professor geblieben wäre, wenn seine Hoheit zu einem Fest des Lebens zusammentrommelt unter dem Motto „Was nicht sein darf, kann auch nicht sein“, dann stellen sich Philosophen ein und Künstler sowieso, ja lustige und gar wunderliche Ärzte, Musikanten beginnen aufzuspielen, das Feuerwerk wird entzündet und die Party steigt. Ja es gab dieses Fest, nicht nur hier, an vielen Orten. Vielleicht ist es sogar eine Begleiterscheinung von Katastrophen und Seuchen, dass diese Feste gefeiert werden, wenn nur einer den Mut und die Verwegenheit hat, zu sagen, dass alles ganz anders ist, dass keine Epidemie droht, sondern die Verkünder dieser Seuche, die Bedrohung sind.

Auch dies gab es in der Vergangenheit, in Brunnen hat man sie geworfen, die Warner und Mahner.  In den Zeiten der Pest schloss sich der Adel in seinen Palästen und Gärten ein und lauschte denen, die verkündeten, dass nur Sünder, nur Verworfene, von Gott verlassene, dem frühen und grausamen Tod anheim fallen. Es ist ein Kennzeichen für schillernde Feste, dass sich die Leute allzu gut verstehen.

So war es auch bei unserer Party. Wir sind die Besten, wir wissen Bescheid und wir halten zusammen. Ja diesen Sommer gab es, voller Ereignisse, Reden schwang man in großen Sälen, sogar Filme wurden gedreht und einen Sommer lang hatten wir ein Siegerlächeln.
Das uns bald gefror.

„Georg ist krank.“
„Uta fiebert und hat diesen Hautausschlag.“
Unsere wunderlichen Ärzte wurden nervös.
Und der Prinz?
„Weicheier, alles Weicheier!“ Er ärgerte sich und der harte Kern der Gäste scharte sich um ihn.
„Die Party geht weiter, auf Teufel komm raus.“
„Georg ist gestern gestorben“
„Er hat seinen Vaterkonflikt einfach nicht verarbeiten können“, meinte schmallippig sein Lebensgefährte, der Psychologe und erweiterte mit dem Erbe das Therapiestudio.

Der Prinz erschauerte, die Dekoration, die in goldenen Buchstaben das Wort HEAL (engl. Heilung und der Name der alternativen AIDS Organisation) umkränzte, sie wankte, das A fiel um und für einen Moment las er HELL (Hölle). Das Fest war vorüber, die Gäste flüchteten auf ihre Zimmer und seine Hoheit zog sich zurück. Zwischen den Zimmern in denen die erschreckten Freunde und Freundinnen meist in Paaren, manche aber auch alleine kauerten, hasteten Boten umher.

„Uta ist tot“
„Wilfried fiel ins Koma und ist nicht mehr erwacht.“
„Sie war ganz alleine, wie vertrocknet schien sie, es roch grauenhaft.“

Die Boten wurden abbestellt, die Computer ausgeschaltet, das Licht gelöscht.
Hoffentlich trifft es mich nicht, dachte der Prinz an dem einen Tag und an dem anderen verstieg er sich in der Idee, dass es der Unglaube ist, dass die Freunde einfach nicht fähig waren, an das Leben zu glauben. Es gibt diese Viren nicht, die ein blühendes Leben auslöschen können, niemals, das ist nicht die Welt, die Gott geschaffen hat, das ist Menschenwerk, Woodoo, ein böser Zauber. Sein letzter treuer Gefährte lauschte ihm aufmerksam. Ja einen Jünger hab ich noch, er ist treu.

Doch der Prinz begann zu stinken, zuerst stank er aus dem Mund, faulig. Er versuchte es zu übertünchen, putzte sich dreimal am Tag die Zähne, doch der Geruch ließ sich nie ganz bannen. Sein Knappe verzog das Gesicht und begann sich abzuwenden.

An einem Freitag den 13. kam der Anruf. So etwas vergisst man nicht, ausgerechnet dieser Tag. Ich drückte auf die Taste des blinkenden Anrufbeantworters und die besorgte Stimme des Arztes erklang.
„Bitte kommen Sie heute noch zu mir. Es ist dringend. Ich werde warten.“
Es war bereits Freitagnachmittag und ich rief zurück.
In der Praxis reagierte ich gefasst. Der Arzt beschwor mich, ins Klinikum zu gehen.
Vielleicht wäre dies jetzt genau das Richtige gewesen. Jetzt sofort in das Krankenhaus zu fahren, dort ist eine Schwerpunktabteilung, dort wartet man bereits. Ich konnte es nicht.
Es war als wäre ich in einer Burg eingemauert, vom Turm aus starrte ich in die Ferne, doch wie sollte ich jemals aus dieser Festung heraustreten? Ich war zu einem Skelett abgemagert, der Tod stank mittlerweile aus allen Poren, jede Nacht fieberte ich und ertrank fast im eigenen Schweiß, aber ich klammerte mich an meinen verbohrten Glauben, und ging den ausgetretenen Pfad, den auch die anderen gewandert waren.

Zunächst konsultierte ich einen unserer wunderlichen Ärzte, der mir voller Stolz sein dickes Buch überreicht und einige Antibiotika. Das Buch verkündete die alten Geschichten in neuer Aufmachung. Hat nicht unlängst ein lieber Junge seinen HI-Viren einen Brief geschrieben? Der Brief war soweit ganz gut, er hat auch mich inspiriert. Allerdings muss ich heute dringend davor warnen, zu glauben, dass HI-Viren lesen können. Könnten sie dies, dann wären all die Bücher, die gegen ihre Wirkkraft geschrieben worden sind, all die Spitzfindigkeiten, sicherlich erhört worden. Die Viren hätten sich zusammengesetzt und gemurmelt, „das können wir den Menschen nicht antun, so grausam, so blind darf unser Wirken nicht sein.“ Wir hätten sie hinweggepredigt und hinausposaunt, doch sie blieben wo sie waren und vermehrten sich, während mein Immunsystem erstarb.

Zwei Tage lang lag ich herum und erbrach alles, auch Wasser und mein treuer Freund geriet in Panik. Es war der 5. August 2008. Ein Krankenwagen kam. Ein Notarzt kniete sich vor mich hin und ich umklammerte den Plastikeiner in den ich kotzte, immer wieder kotzte.

„Er ist HIV-positiv, “ meinte mein Freund zögerlich und auch er hatte in der letzten Woche die Gewissheit erhalten, dass er ebenso positiv war. Ich spürte, dass dem Mann vor mir etwas unangenehm wurde. Er streifte sich Handschuhe über und begann meinen Puls zu messen.

„Wann hat er denn das positive Ergebnis erhalten?“
„So vor einem Monat vielleicht.“
„Ja dann, also wir können sie da nicht mitnehmen, der Puls ist zwar niedrig, aber so dringlich scheint es nicht zu sein.“

Gott, wie bescheuert, innerlich lachte ich auf, die schnallen es nicht, das ist das Endstadium AIDS und die halten es für ne Sommergrippe einer hysterischen HIV positiven Schwuchtel, ich fass es nicht. Ich verkroch mich aufs Sofa und mein Partner bat darum, mich doch mitzunehmen. Hehe, dachte ich, geschieht dir recht, jetzt hast doch noch Mühe mich zum Verrecken ins Klinikum abzuliefern. Immerhin war ich 10 Jahre mit dir zusammen.Grässliche Kopfschmerzen krochen herauf und während die sonderbare Truppe abzog.

Das waren jetzt die Pharisäer, nicht die Samariter, wieder musste ich innerlich lachen und ein Krampf durchzog meinen Körper. Plötzlich ruhte der Blick des Menschen, der mich verlassen wird, denn soviel war jetzt schon sicher, ruhig und entschlossen auf mir.

„Bitte sieh mich an“, ich blickte ihm in die Augen, die großen, schönen und jungenhaften Augen, die ich so viele Jahre geliebt hatte. Aller Zorn, all die Abneigung war aus ihnen gewichen. „Ich bleib jetzt bei Dir und sobald es hell wird, fahre ich dich zum Krankenhaus. Hörst du mich? Hast Du das verstanden?“

Da spürte ich, dass noch einmal das Band hielt, dass ich nicht alleine war.
„Bitte“, ich schluckte, „bitte hilf mir.“
Ich suchte nach seiner Hand.
„Sterben ist furchtbar. Es tut weh.“
„Sie werden Dir helfen. Ich helfe dir, “ und in seinen Augen lag Kummer aber auch Entschlossenheit.

Sobald ich etwas Kraft habe, werden wir ins Krankenhaus fahren und dann werde ich dort sterben können. Komisch dachte ich, die letzte Zeit wollte ich mich sogar umbringen.
Ja unser schrecklicher Urlaub auf Gran Canaria. Mein Durchdrehen und all die Streitereien und dann nachts allein in den Dünen, da wollte ich sterben.
Nicht nur weil die Beziehung am Ende war, ich selbst bin ruiniert, mein Körper meine Arbeitsfähigkeit, nichts gelingt mir mehr. Und jetzt kotze ich mich zu Tode.

Langsam dämmerte es und mein damaliger Partner sagte: „Komm lass uns gehen.“

Die Diagnose im Klinikum lautete unter Vernachlässigung mehrerer Immunschwäche bedingter Infektionen, Kryptokokken – Enzephalitis. Ich hatte Millionen Viruskopien und 8 T-Helferzellen und wog 48 kg. Da mein Normalgewicht ca. 75 kg ist, hatte ich durch das AIDS bedingte Wasting fast 30 kg verloren. Durch die Kryptokokken verlor ich aufgrund der Zerstörung der Hörnerven nahezu vollständig meine Hörfähigkeit.
Nach drei Monaten stationärem Aufenthalt im Klinikum, kam ich für vier Wochen auf Kur und konnte im Anschluss wieder in meinem Beruf arbeiten. Im Sommer 2010 erhielt ich ein Cochlear-Implantat und kann seitdem wieder hören.

Menschen, die immer noch glauben, daß HIV kein AIDS verursacht, habe ich gewarnt und warne sie auch heute vor diesem letztlich verhängnisvollen Irrglauben.

Eines ist für mich klar – AIDS ist behandelbar und mein Beispiel zeigt, daß die Medizin heute fähig ist, zu heilen.

* * *

Hab mich im Frühling 2010 angesteckt, weiss nicht sicher bei wem, aber bin mir ziemlich sicher, nur kann und will ich es nicht beweisen. Erste Anzeichen, die zu dem Zeitpunkt niemand zu deuten wusste, waren ein schwere Grippe mit Fieber, Muskelschmerzen, absoluter Abneigung gegen alles essbare, und totale Erschöpftheit. Dazu ziemlich heftiger Ausschlag von Gesicht bis Oberkörper und Arme. Gut eine Woche lang, der Ausschlag etwas länger. Kann mich nicht dran erinnern, dass es mir vorher jemals so dreckig ging.
Zu diesem Zeitpunkt war ich im Ausland, die Frau Doktor konnte mit der ganzen Symptomatik nix anfangen und war ziemlich ratlos. Am ehesten hätte Röteln gepasst, aber sie war unsicher und schickte mich ins Nationalinstitut für Infektionskrankheiten, und selbst da diagnostizierte  man „Grippe“.

Nach einiger Zeit wieder in Deutschland, bin ich zu meinem Arzt hier gegangen. Ich erzählte die ganze Geschichte, und er fragte mich, ob ich damit einverstanden wäre, einen HIV-Test zu machen. Ich solle mir keine Sorgen machen, aber man sollte das checken. Zu dem Zeitpunkt machte ich mir auch keine Sorgen, was sich schnell ändern sollte.

Einen Tag später, ich war mein Auto am klarmachen für eine verlängerte Wochenendtour, klingelte das Telefon. Mein Arzt. „Hallo, wir haben doch da diesen HIV-Test gemacht, und du sagtest, du würdest damit klarkommen, wenn er positiv wäre. Ja, und er ist positiv!“ Kurz und knapp, alle wichtigen Informationen in nur einem Satz. So wie ich es mir sonst wünsche.

Dieser Satz sollte alles verändern. Er sagte mir noch, dass er einen Termin in der HIV-Ambulanz für mich gemacht habe und schnellstmöglich einen Termin bei der Aids-Hilfe für eine Beratung machen solle.  Aber das alles war noch in weiter Ferne. Dazwischen war noch das Wochenende, und, viel „schlimmer“, auch noch mein Freund. Wie ferngesteuert machte ich weiter an meinem Auto. Eigentlich hatte ich keinen klaren Kopf, und alle Gedanken kreisten nur um das eine Thema: Wie geht es oder geht es überhaupt weiter? Die Gedanken gingen in alle Richtungen. Sich von dieser Welt zu verabschieden wäre einfach, aber auch zu einfach. Ich würde mich retten, mein Freund würde es sicher überleben, aber zumindest meine Eltern würde ich damit quasi umbringen.

Ich überlegte, wie ich es meinem Freund beibringen sollte. Und dachte, es wäre vielleicht sinnvoll, bis nach dem Wochende zu warten. Ich wünschte mir für IHN, dass wenigstens er negativ sei, andererseits hoffte ich für UNS, dass wir beide positiv wären. Es kam allerdings anders als geplant. Mein Freund kam abends, mit der Tasche in der Hand, und als ich ihn sah konnte ich garnicht anders, als einfach loszuweinen. Er fragte was los sei, und rechnete eher mit einem Todesfall in der Familie. Ich sagte ihm, wie es war. „Scheisse, scheisse!!“ brüllte er nur. Er nahm das Telefon und fragte bei der Aids-Hilfe nach, wo man einen Schnelltest machen könne, und so weiter.

Wir fuhren trotzdem los, was ich eigentlich schon abgehakt hatte, andererseits war es gut so, bloss raus hier zu Hause. Weit kamen wir nicht, die Fahrt endete vorrübergehend nach 200km mit einem Motorschaden, passend zum Tag. Einen neuen Motor habe ich relativ schnell zusammengebaut, schön wärs, wenn das bei mir selber auch so einfach ginge. Schade, dass man beim Mensch die Betriebsflüssigkeiten nicht einfach wechseln kann.

Die weiteren Ereignisse überspringe ich hier jetzt mal und fasse zusammen: Die nächsten Tage und Wochen war ich in Gedanken eigentlich nur bei dem einen Thema: HIV, und der Zukunft. Ich wollte mich einfach nicht damit abfinden, dass es keine Lösung gibt. Diese Machtlosigkeit, mit aller Gewalt eine Lösung finden zu wollen und doch zu wissen, dass es (noch) keine gibt.
Ich ging zur Aids-Hilfe, mein Freund begleitete mich. Ich erhielt viele wertvolle Infos, und dazu googelte ich natürlich ohne Ende. Beim Schwerpunktarzt wurden Untersuchungen und Impfungen gemacht, es gab viele Antworten auf Fragen, auf die es vorher alles andere als eine Antwort gab. Der HIV-Test meines Freundes fiel negativ aus. Es gibt nicht besonders viele Momente, in welchen ich mich SO gefreut habe! Ich bekam von ihm in der folgenden Zeit wirklich sehr viel Unterstützung, bis heute. Das rechne ich ihm verdammt hoch an! Ganz davon abgesehen, dass ich mit allem anderen gerechnet hätte. Man kann sich mit einem Eindruck auch positiv täuschen!

Nach und nach kam die Normalität wieder. Naja, normal ist relativ. Die Angst fährt nach wie vor mit, wer weiss schon, was einen noch erwartet. Bin mir bewusst, dass es absolut schlimmere Krankheiten gibt als HIV, nur eben, dass die meisten davon gesellschaftsfähiger und nicht ansteckend sind.

Ich will versuchen, meine Werte stabil zu halten und möglichst lange ohne Medi´s auszukommen. Andererseits würde ich gerne was nehmen, um das Risiko, jemand anderes zu infizieren, zu minimieren. Bis jetzt konnte ich mich noch nicht durchringen und warte denke ich die Empfehlung vom SPA ab.

* * *

Anfang 2004:

10jährige Beziehung zu – nennen wir ihn T. – beendet. Wie sich herausstellen sollte, nur vorübergehend. Die nächsten Monate waren für mich von recht exzessivem Austoben und einem Gefühl der absoluten Unbesiegbarkeit bestimmt –> Gefährliche Kombination – auch das sollte sich erst später herausstellen

Herbst 2004:

Wieder mit T. zusammengekommen. Offensichtlich konnten wir doch nicht voneinander lassen. Unwissentlich hatte ich einen ungebetenen und höchst unwillkommenen Gast mitgebracht.

Dez. 2004:

Offene Stelle im Intimbereich bemerkt. Hautarzt Nr. 1 diagnostizierte nach einem flüchtigen Blick Genitalherpes. Mit Aciclovir-Salbe und einem unendlich erleichterten Gefühl ging ich in die Adventszeit. Nur dumm, dass nach 2 Wochen immer noch keine Besserung sichtbar war.

Jan. 2005:

Termin bei Hautarzt Nr. 2. Bakterienkultur angelegt, und abgewartet. Ein paar Tage später kam dann der Anruf der Praxis, mit der Bitte, baldmöglichst nochmal vorbeizuschauen. Ergebnis: Syphilis. Die Diagnose kam dann mit Vorwürfen des Arztes im Gepäck (vielen Dank dafür an dieser Stelle, wir sehen uns in der Hölle) und der leidenschaftslosen Empfehlung einen HIV-Test zu machen (O-Ton: „Da werden Sie sich wohl auch HIV geholt haben. Wozu steckt man denn Geld in die Aufklärung?“)

Den HIV-Test dann tags drauf in der Mittagspause beim Gesundheitsamt gemacht. Wieder abwarten. Ein paar Tage später dann wieder dort gewesen, um den Befund abzuholen, die ganze Zeit zwischen Hoffen und Bangen.

Die Damen beim Gesundheitsamt waren sehr mitfühlend, versuchten mich ein wenig aufzurichten, während sie mir mitteilten, dass der Test positiv ausgefallen ist. Ich hab gar nicht so genau mitbekommen, dass sie mir noch mal Blut abgenommen haben, oder was sie mir alles gesagt haben. Obwohl ich nicht nah am Wasser gebaut bin, bzw. es bis dahin nicht war, habe ich nur noch geheult, hatte die ganze Zeit „Longtime Companion“ und „Philadelphia“ im Kopf und unendliche Panik vor dem Gespräch mit T. Ich weiß bis heute nicht genau, wie ich es geschafft habe, selber heimzufahren, ohne mein Auto gegen den nächstbesten Brückenpfeiler zu setzen. Irgendwann war ich daheim, hab’s dort nicht mehr ausgehalten, und mich bei Temperaturen knapp überm Gefrierpunkt auf eine Parkbank gesetzt. Als T. nach Hause kam, und mich nicht vorfand, hat er mich natürlich sofort angerufen. Ich kam tränenüberströmt die Tür rein, er dachte natürlich als erstes, dass etwas mit seiner/meiner Mutter/Schwester passiert ist. Als ich ihm sagte, was Sache ist, standen wir in der Küche, er nahm mich an der Hand, und sagte: „Ich muss mich erst mal hinlegen“ und zog mich hinter sich her. Irgendwann konnte ich auch wieder was sagen, und fragte: „Und wie geht’s jetzt weiter?“. Die Antwort war: „Wir melden uns morgen krank, ich mach nen Test, und wir stehen das zusammen durch, egal was dabei rauskommt“.

T’s Test war (und blieb) negativ, und obwohl wir uns 2008 endgültig getrennt haben, weiß ich, dass mein Testergebnis nichts damit zu tun hatte. Heute ist er ist derjenige, den ich als meinen besten Freund betrachte, und den ich als allererstes anrufe, wenn ich meine Befunde bekomme – natürlich nicht nur dann.

* * *

Ich (männlich, 21 Jahre, schwul) habe mich im Juni 2010 bei meinem einzigen Risikokontakt angesteckt. Mein OneNightStand drängte mich zu ungeschütztem Sex, letztlich gab ich entnervt und nach vielen Fragen bzgl. seines Privatlebens und HIV-Status auf und ließ mich darauf ein.

Noch in derselben Nacht plagten mich Schuldgefühle und Gedanken wie “Oh Gott, was hast du nur gemacht!” Ich habe einem Wildfremden vertraut. Letztlich hoffte ich, dass schon nichts passiert sein wird. Von einer PEP wäre mir wohl eh abgeraten worden.

Letztlich war mir wichtig, dass es bis zum Test – ich war mir sicher, dass der fast nicht positiv sein kann – nur SaferSex zwischen mir und meinem Freund geben sollte.

Tatsächlich wurde ich genau 10 Tage nach diesem Kontakt krank. Es fing harmlos an. Kopfschmerzen/Schwindel/Übelkeit, ich hatte Alkohol getrunken, ein oder zwei Bier – was mir sonst eigentlich nichts tat. Dann ging es richtig los mit über 40° Fieber, Nachtschweiß (man konnte mein Schlafklamotten auswinden, sie waren klatschnass – so etwas hab ich noch nie erlebt). Ich konnte nichts mehr essen, hab mich übergeben ohne Ende, nicht mal ein Glas Wasser “behielt” ich – selbst Zigaretten ekelten mich an. Hinzu kamen später dann noch unerträgliche nächtliche Schmerzen im Oberarm – Lähmung, was ich erst nach meiner HIV-Diagnose erfahren habe. Das Schulterblatt stand raus und der Oberarmmuskel ging deutlich zurück. Mein Arzt schickte mich zur Physiotherapie, fast 30 Sitzungen, mittlerweile geht es dem Arm wieder ganz gut, 100%ig ist er aber immer noch nicht.

Zur Diagnose (August 2010)

Ich hatte einen Termin beim Gesundheitsamt, gleichzeitig ging ich auch noch zu einem Arzt (Allgemeinmediziner). Der hat mir Blut abgenommen. Dann sagte er mir, dass da was ganz und gar nicht in Ordnung ist und machte noch ein “größeres” Blutbild. Die Leberwerte waren katastrophal, nachdem ich ihm versichert habe, dass ich kein Alkoholiker bin, schickte er mich zum abklären ins Krankenhaus, ich sollte noch am selben Tag hin. Pfeiffersches Drüsenfieber stand da als Verdacht, desweiteren müsste bei diesem Verdacht noch auf Hepatitis B und C getestet werden. Irgendwie war mir da schon ganz mulmig, der Arzt hatte den Verdacht HIV, da bin ich mir sicher. Warum er mir das nicht gesagt hat, weiß ich nicht. Auf jeden Fall war ich im Krankenhaus, bin aufgenommen worden und bat noch um ein persönliches Gespräch mit der aufnehmenden Ärztin, wo ich ihr von meinem Risikokontakt erzählte und meinte, dass ein HIV-Test wohl gar nicht so verkehrt wäre – anstandslos und sehr verständnisvoll veranlasste sie den Test. (zusätzlich zu “Mononukleose”/Pfeiffer und den Hepatitiden) Den Termin beim Gesundheitsamt nahm mein Freund war. Im KH bekam ich dann auch noch massiven Haarausfall, der aber nur ein, zwei Wochen anhielt.

Die Diagnose HIV erhielt ich wie folgt im Krankenhaus erst nach mehreren Tagen, zwischenzeitlich hab ich mich selbst wieder entlassen. Ich holte also mein Ergebnis eine Woche später ab. Diese Zeit war die reinste Qual. Als ich noch stationär war, teilte mir die Ärztin außerdem auf meine Nachfrage mit: “Der Mononukleose war negativ.” Für mich war das ein Schock. Mein Freund hat das nicht verstanden, ihm musste ich also erklären, dass die harmlose Krankheit schon mal ausfiel.

Ich hab also die Stationsärztin gebeten, mir das/die Ergebnisse nicht auf dem Flur mitzuteilen (sozusagen zwischen Tür und Angel) und wir gingen in einen anderen Raum. Dort teilte sie mir mit: “Sie haben Hepatits C.” Ich war platt und konnte erst mal gar nix sagen. Dabei wollte ich doch eigentlich erst wissen, wie es mit dem HIV-Test aussah, was ich dann auch gleich gefragt hab: “Der Bestätigungstest fehlt immer noch,” antwortete die Ärztin. Aha, es gab also schon einen positiven Test, wovon man mir nichts gesagt hat. Ich meinte dann nur, dass der doch ziemlich sicher wäre – was sie mehr oder weniger auch bejahte.

(Ich dachte mir nur, wow, grad mal 21 geworden, einen einzigen Risikokontakt = HIV und Hepatits – was hab ich wohl noch alles…)

KOINFEKTION! Ständig blöde Fragen nach Drogen und dem ganzen Dreck anhören müssen. Alle hinterfragten, ob es denn wirklich nur der eine Risikokontakt war. Ich war am Ende. Gleichzeitig musste ich irgendwie auch noch meinen Freund ein bißchen auffangen, er war auch am Ende. Seine Tests waren negativ und blieben es auch. Risiken hab ich so gut wie möglich ausgeschlossen, außer einmal Oralverkehr – dabei ist nichts passiert. Mehr Glück als Verstand.

Eine Depression stellte sich ein, die zweieinhalbjährige Beziehung zu meinem Freund zerbrach in tausend Teile.

Dem Arzt, zu dem ich glücklicherweise vom Krankenhaus überwiesen worden bin, verdanke ich wohl mein Leben. Er hat mich aufgefangen und mir gezeigt, dass es weiter geht. Er hat sich sehr geduldig mit mir und meiner Situation auseinandergesetzt, ich kann immer zu ihm gehen, er nimmt sich Zeit für mich. Letztlich konnte er mich aber nicht vor der Psychatrie bewahren(akute Suizidialität, ich konnte mit diesen Suizid-Gedanken nicht mehr weiterleben und habe das meinem Arzt auch so gesagt), wo ich auf Antidepressiva eingestellt wurde. Einen Termin bei einem Psychotherapeuten bekam ich nie. Heute ist mein Arzt wohl mein Ersatzpsychologe, außerdem noch der nette Psychologe von der AIDS-Hilfe und eine Neurologin.

Ich zog also zu meinen Eltern zurück, die nichts von meiner HIV/HCV-Infektion wissen. Hepatitis C ist mittlerweile als chronisch zu betrachten, sie wird sicher nicht mehr “ausheilen”. Mir steht also eine Interferon-Therapie bevor – und dafür muss ich erst mal mit HAART anfangen.

* * *

Mein + resultiert wahrscheinlich aus meiner fast eineinhalbjaehrigen „Leck mich am Arsch“ Phase, in der ich sozusagen all die Dinge getan habe, die ich mir bei mir selbst nie haette vorstellen koennen. Ich moechte das keineswegs als Entschuldigung benutzen, aber ich hoffe dass ein paar Leute verstehen, weshalb ich was/wann/warum getan habe.

Aufgewachsen bin ich in einem kleinen Dorf in Bayern. Gepraegt von der katholischen Umgebung wurde mir eingetrichtert, dass eine Maennerliebe auf Erden nicht gewuenscht ist. Dementsprechend ist das das erste große Thema, mit dem sich mein Ich auseinandersetzen musste. Die Hepatitis-C Infektion, die ich seit meiner Geburt habe, ist dadurch Nebensache geworden. In der Familie sind nur meine Mutter und ich infiziert. Sie ist in Suedafrika geboren und aufgewachsen, hatte aber auch danach in Deutschland zahlreiche Operationen, bei denen auch Blutkonserven benutzt wurden. Woher also genau die Infektion stammt, konnnte uns bisher keiner sagen. Es ist jedenfalls ausgeschlossen, dass wir uns seperat angesteckt haben, denn wir haben den gleichen Genotyp. Mein Vater und mein Bruder sind beide negativ, sowohl als auch.

Also mal selbst akzeptieren, bevor man ueberhaupt andere damit konfrontiert. Als das aber bei einigen nicht so gut ankam, bin ich mit 18 nach Berlin gezogen – eigentlich das Beste was ich haette tun koennen. Die ersten Beziehungsanlaeufe waren erfahrungsgemaeß nur recht kurz und gingen nie ueber ein Jahr hinaus. Bis ich dann jedoch 2003 IHN kennenlernte. Kein Problem mit der Hepatitis, alles lief toll – Wohnung zusammen, viel unternommen. Klar, ein Auf und Ab gab es schon, trotzdem haette es noch weitaus laenger gehen koennen. Wie auch immer… das Ganze ging 2006 komplett in die Brueche, mit Auszug etc. So richtig aus war danach aber nicht, also man probierte es immer und immer wieder, nicht nur von meiner Seite aus. Das Spiel ging ueber Jahre und als ich das nicht mehr ertragen konnte, hab ich meine Wohnung aufgeloest, alles verkauft was ich hatte und bin mit 3 Koffern nach Japan ausgewandert.

Fast ein Jahr lang war Ruhe, dann ging das Melden wieder los und sofort hatte es mich gepackt und wir haben uns in meinem Urlaub in Deutschland getroffen, was mich dann auch wieder dazu bewegt hat nach Deutschland ZURUECK zu gehen! Wenn ich das jetzt selbst lese koennte ich mich selbst gegen die Wand klatschen, aber im Nachhinein ist man ja immer schlauer.

Schliesslich hab ich zurueck in Berlin dann eben besagtes „Leck mich am Arsch“ Jahr durchgemacht. Ich hab jede Party mitgenommen und war was die Bettgeschichten betrifft weitaus kein Unschuldsengel. Als ich Jobmaessig dann endlich wieder einen guten Treffer landete und ich dachte:“Jetzt geht es wieder bergauf!“, hab ich routingemaessig einen Test gemacht, weil er fuer den Job sowieso erforderlich war. Positiv! Es war ein Schnelltest und laut durchfuehrendem Arzt war der Streifen aber nicht komplett ausgebildet. Weil ich 2 Tage zuvor eine Kombiimpfung gemacht hatte und meine Blutwerte sowieso alles andere als gut waren, dachte ich, dass es vielleicht damit zusammenhaengt. Die anschliessende Wartewoche war fuer mich dann die Hoelle. Als dann das richtige Ergebnis da war, war ich eher froh – auch wenn es + war, aber es war eben endlich raus.

Ich bin deswegen jetzt wieder von Berlin nach Bayern zurueckgezogen, moechte meine Familie um mich rumhaben. Mir geht es ganz gut, nur die Angst jetzt erst recht niemanden fuers Leben zu finden ist jetzt noch groeßer.

Ich habe keine Angst vor der Krankheit, ich selbst kann damit umgehen. Sorge machen mir eher die anderen Leute. Die Kombination mit der Hepatitis ist natuerlich alles andere als guenstig, aber aendern kann ich es jetzt sowieso nicht mehr. Ich war jedoch ueberrascht ueber meine Werte – eigentlich ging ich davon aus, gleich von Anfang an mit einer Therapie anfangen zu muessen.

So da bin ich – erzählt mir mehr

* * *

Wie war es am Anfang – nach der Diagnosestellung ?

1996 – mein Jahr „0“….
die ersten Kombi-Therapien gaben Anlass zur Hoffnung.
Somit nicht der schlechteste Zeitpunkt, HIV-positiv zu werden…. zu sein…..
verglichen mit den „Quasi-Todesurteilen“ in den 80er- und frühen 90er-Jahren.
Hinzu kam der „glückliche“ Umstand, das meine Lebenspartnerin kurz danach dieselbe Diagnose erhielt.
„Glücklich“ für mich, weil ich nie alleine war mit der plötzlichen Last.
Die Umstände – wer jetzt wen infizierte – wurden übrigens nie geklärt.. aber das gehört hier jetzt nicht her.

„Wir“ hatten „uns“ – das Doppelleben begann.
Unser Zusammenhalt wuchs unter der Diagnose.
Das „Geheimnis“ wurde bewahrt – selbst der Familie und engsten Freunden gegenüber.

Das funktionierte …..
3 Jahre lang.
Die sichere, ge- und beschützte „Zweisamkeit“ zerbrach…..
aus Gründen, die ich bis heute nicht nachvollziehen kann.

Und plötzlich war sie da…..
die unendliche Einsamkeit…..
der imaginäre „HIV-Stempel“….
mitten auf der Stirn…. sichtbar für die ganze Welt.
Die Erkenntnis….
dass ich mir 3 Jahre etwas vorgemacht hatte…..
mich sicher wähnte im Schoße der Zweisamkeit.

Nun hieß es handeln.
Bevor es mich auffrisst, mir Schaden zufügt.

Offenbarung.
Meine engsten Freunde, mein Bruder wurden eingeweiht in mein „Geheimnis“.
Später wurde gar mein Arbeitgeber aufgenommen in den Kreis. – Ja – auch ICH hatte mal einen Job
Die Reaktionen waren durchweg gut – die Freunde blieben Freunde.
Sie verstanden auch mein „spätes“ Outing.
Meine Chefs schätzten meine Arbeit und hielten dicht den Kollegen gegenüber.
Danach ging es mir besser.
Der HIV-Stempel verblasste.

Die Jahre vergingen.
Medikamente stabilisierten meinen Immunstatus mehr und mehr.
Dann kam EKAF.
Nun bin ich der, der ich bin…..
äbgeklärt ….vielleicht auch manchmal überheblich scheinend…..
…..für den/die Ein/en oder Andere/n.
Das tut mir leid…. wenn ich den Eindruck erwecke.

Es ist ein Prozess…..eine Wanderung….
jahrelang dauernd….
durch tiefe Täler und Schluchten.
Das Ziel ist der Gipfel…..
Welchen auch ich noch nicht erreicht habe.

Jede/r von uns geht diesen Weg….
der mehr oder weniger gepflastert ist…..
mit großen, kleinen, runden und/oder eckigen und scharfkantigen Steinen.
Den Fahrstuhl zum Gipfel gibt es nicht !!

Aber Erfahrungsberichte….
von Anderen wie hier…….
machen Mut ……
weiterzugehen.
Sie geben Hoffnung…..
Und vor allem zeigen sie uns, dass wir nicht allleine sind.

* * *

Auf meine gestammelte Frage: „Was muss ich jetzt tun?“ hob die zierliche Frau im weissen Kittel  gleichgültig die Schultern. „Ich habe keine Erfahrungen damit. Sie sind die Erste.“

Ich sass da, als ob mir eben eine Riesenhand eine gewaltige Ohrfeige verpasst hätte. Mein Blick sog sich am Gesicht der Ärztin fest. War da vielleicht nicht doch noch etwas was es mir offenbaren wollte? Unsinniger Weise hoffte ein Teil in mir, dass es sich hier vielleicht doch nur um einen makabreren Scherz handeln mochte, ein böser Traum aus dem ich sogleich erwachen sollte. Aber nein. Natürlich war dem nicht so.

Das Gesicht der Frau zeigte keine Regung. Eine starre Maske, worin höchstens zu lesen war, dass ich jetzt doch den Anstand besitzen möge diese peinliche Situation zu beenden, indem ich mich sofort entmaterialisierte. Das Brennen welches die  Riesenohrfeige auf meiner Haut hinterlassen hatte, machte einer Eiseskälte Platz, die mit stählernen Fingern nach meinem Herzen griff. Ich versuchte mich aus dem Sessel zu hieven, worin ich doch gerade eben, in einem anderen Leben noch, Platz genommen hatte, und sackte gleich wieder ab. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich wie verrückt zitterte. Meine Glieder schienen taub und nicht wirklich zu mir zu gehören. Ich riss mich hoch. Ich stand. Na, so einigermassen. Ich wich ein paar Schritte zur Seite und drehte der Frau den Rücken zu.

Ich sah die Sprechzimmer-Tür, die meine Entmaterialisierung ermöglichen sollte in weiter Ferne. Irgend etwas schien mit dieser Tür nicht zu stimmen. Sie wechselte ständig ihre Form. Wie kann sich eine Tür verbiegen, raspelte ein zerzauster Gedanke an den Innenwänden meines Schädels vorbei.

Endlich die Tür – die Türfalle – ein breiter Korridor – Gerüche, tausend Gerüche – der graue Filzteppich-Boden – eine weitere Tür, der dumpfe Knall als ich sie hinter mir zuschlug.
Ich kann mich nicht mehr erinnern wie ich die Stockwerke des Hochhauses, worin sich die Praxisräume der Frauenärztin befanden, hinunter gelangt bin. Auf einmal stand ich auf der Strasse. Der graue Asphalt, ein Gehsteig dem ich folgte. Eine steife Brise fegte mir entgegen. Sie zerschlug die Tränen auf meinen Wangen. Die Riesenhand musste sich ein nasses Tuch geschnappt haben, um jetzt eifrig damit auf mein Gesicht einzudreschen.
Die Visagen der Passanten – Fratzen – Grimassen, zogen an mir vorbei um sich im dicken Nebel ausserhalb meiner Wahrnehmungen zu verlieren. Ich vermeinte noch das hämische Gelächter des Besitzers der Riesenhand zu vernehmen, wie es aus allen Ebenen des grauen Himmels auf mich herunter prasselte – eine Garbe bösartiger, winziger Pfeile, an deren Spitzen das Gift von Millionen verpfuschter Leben klebte.

Dieser Tag liegt an die 18 Jahre zurück. Er hat sich für die Dauer meines Restlebens tief in die Festplatte meines Gedächtnisses eingebrannt.

Was dann folgte, haben meine Vorschreiber bereits in ihren eigenen Geschichten auf die eine oder andere Weise verdeutlicht.
Auch ich blieb von so ziemlich gar nichts verschont: Monate sammelten sich zu Jahren, in denen ich die verschiedensten Kliniken und Spitäler von innen betrachten durfte. Psychische Tiefgänge, der ganz normale Wahnsinn langen Leidens. Dann wieder das Sich-aufrappeln. Während man sich aufrichtet fallen Asche-Flocken von den schmal gewordenen Schultern um sich sogleich auf dem seltsam aufgedunsenen Bauch nieder zu lassen. Eine 56-jährige, uralte Frau sehe ich im Spiegel.

Und ja, oft gab es auch die Gedanken an die ultimative Lösung des Problems.
Hier noch zum Schluss ein Gedicht zum Thema SUIZID:

Oft schon hab ich Dich gesehn
in dunklen Gassen, Seitenwegen
warst so schrecklich,doch so schön
die Angst kam und ich ward verlegen.

Beim Schaufenster, ein Seitenblick
bist mir gefolgt, schlichst Dich heran
Du warst so dreist, ich wich zurück
doch als der Tag der Wahrheit kam …..

Unten am Fluss hast Du gesungen
Lieder der Lust, vom Tod betört
Die Lieder nun wähnst Du verklungen
Doch ich, ja ich hab sie gehört!

Du schriest nach des Lebens Sinn
blind bin ich davon gerannt
wollte nicht wissen was ich bin
nein – ich hab mich nicht erkannt.

All die Lust, der Schmerz, das Glück
die ich besang, damals am Fluss
kommen niemals mehr zurück
weil ich mich nun verlassen muss.

Das darauf folgende Gedicht hätte Feigheit heissen sollen, aber ich habe mich zu sehr geschämt es zu verfassen.

So henu, ich bin immernochda:-)))))

* * *

Der Tag X war bei mir eigentlich der Tag Z, oder besser noch, den Buchstaben gibt es gar nicht im Alphabet.

Ich hatte mich ein paar Wochen einfach schlapp gefühlt und da ich nicht der Typ bin, der täglich auf die Waage springt, habe ich gar nicht realisiert, dass ich 20 Kilo abgenommen hatte, es waren ja auch immer noch 76 kg da….lol. Aber eines Tages realisierte ich zumindest, dass ich den Gürtel schon wieder ein Loch enger schließen konnte und stellte mich auf die Waage…ich kann euch sagen, ich war ziemlich erschrocken!

Kurz zuvor erkrankte meine Mutter an Darmkrebs und musste operiert werden, mit entsprechenden Folgebehandlungen. Also machte ich mich auf zu meinem Hausarzt, den ich übrigens regelmäßig aufgesucht hatte, Blutbild usw. war immer alles ok. Da solche Krebserkrankungen erblich sein können, sagte ich ihm, er soll mich ins Krankenhaus einweisen und mir ein Bett besorgen, damit man mich von Kopf bis Fuß durch checkt. Das war ein Montag im September 2008, Mittwoch hatte ich mein Bett. Ich suchte mir ein Krankenhaus aus, wo man alles in einem Aufwasch untersuchen lassen kann, ohne großen Bohei.

An besagtem Mittwoch, wachte ich auf mit 41,5 Fieber, den Koffer hatte ich am Abend zuvor schon gepackt. Ich rechnete so mit ner Woche Aufenthalt…aber das sollte dann ganz anders kommen. Ich Vollpfosten bin dann mit hohem Fieber noch selber ins Krankenhaus gefahren, man möchte ja mobil sein.
1,5 Wochen wurde mit mir alles angestellt, was man in einem Krankenhaus so anstellen kann. Ich bekam fiebersenkende Mittel und Antibiotika (iv), dann ging das Fieber runter auf bestenfalls 37 und 3 Stunden später war ich wieder bei 41,5. Das war dann die Zeit für die Zigarettenpause.
Es wurde wirklich alles gemacht, Magen- Darmspiegelung, alle (nein, fast alle) Blutuntersuchungen, Röntgen der Lunge, CT der Lunge, Biopsie der Lunge, Hautentnahmen, weiß der Teufel was…..kein Befund.

Nach all dem kam die Oberärztin in mein Zimmer und fragte mich um Erlaubnis, einen HIV-Test machen zu dürfen. Ich war ziemlich entsetzt, nicht wegen der Frage, sondern wegen der Tatsache, dass dies nicht gleich gemacht wurde. In dem Moment war mir klar, was Sache ist! Ich dachte mir so, den Test kannste dir sparen. Und was soll ich sagen….klar positiv. Die Oberärztin kam dann 2 Tage später (weil Bestätigungstest) zu mir und setzte sich auf mein Bett. Sie hielt meine Hand und hatte Tränen in den Augen….Sie sind HIV+…..Ich sagte ihr daraufhin, machen sie sich keine Sorgen, so schnell bin ich nicht kleinzukriegen! Da war ich aber wirklich schon mehr tot als lebendig. (Heute bin ich übrigens wieder recht frisch). Die Dame sagte dann…“ich kenne da einen Kollegen an der Uniklinik“ und eine Stunde später war ich dort. Ich wollte eigentlich mit meinem Auto fahren, das wurde mir verweigert…standesgemäß im Krankenwagen.

Dann ging das volle Programm los…thanks to god….ich bin an wirklich einen der besten HIV-Behandler geraten. Ohne Biopsieergebnis voll auf Cotrim, rund um die Uhr, alle 4 Stunden intravenös, 2 Tage später dann HAART zusätzlich (Kaletra, Truvada und Retrovir).
Insgesamt verbrachte ich dort 4,5 Wochen. Wir haben dort einen wunderschönen Park und das Personal auf der HIV-Station ist großartig.

Deswegen nicht Tag X, ich war eigentlich schon über die Schwelle getreten.

* * *

Oktober 2009

Mein Mann hatte eine wochenlange Verstopfung. So heftig das er vor Schmerzen nicht arbeiten konnte. Die Hausärztin über wies ihn, nach dem nicht wirklich geholfen hat zum Abklären an einen Internisten. Eines Abends, als ich nachhause kam sagte mir mein Mann nach dem Essen der Internist habe ihn auf HIV untersucht und dass Ergebnis sei „positiv“.

Bam … das saß wie ein Fausthieb in den Magen.

Die nächsten 2 Wochen kam ich Beruflich nicht dazu zum Arzt zu gehen und meinerseits einen Test machen zu lassen.

Wieso er? 
Was wenn mein Test negativ ist? 
Was wenn er positiv ist?
Wie geht es weiter?
Wie lange werden wir noch haben?
….

Dann hatte ich einen freien Tag und bin zum Gesundheitsamt um einen Test machen zu lassen. Die Woche Wartezeit war die reinste Hölle immer wieder plagten mich die obigen Fragen, neue kamen dazu. Ich lebte in einer Art Vorhölle.

Rückblick: März 1999

Unsere Ärztin diagnostizierte bei mir eine Grippe, die mich für fast 5 Wochen ans Bett gefesselt hat. Einige Zeit zuvor waren wir mit Freunden in Frankfurt auf einem Kneipenbummel. Zur Sperrstunde haben wir bei einem der Leute noch einen Absacker getrunken und aus der Geselligen Runde entwickelte sich spontan eine Orgie, jeder mit jedem. Plötzlich spritze mir jemand im Hals ab.

Nach der „Grippe“ ging es langsam wieder wider besser. Es war kein dauernder Durchfall der für einige Jahre folgte sondern eher ein sehr breiiger Stuhlgang. Als ich 2002 mit dem Rauchen aufhörte besserte sich auch das.

Mitte Oktober 2009

Ich hole mir das Ergebnis von meinem HIV-AK-Test ab. „POSITIV“
Ich habe zwar damit gerechnet aber dennoch war es ein Schock. Die Woche darauf wollen wir in den Urlaub. Der Arzt bei dem mein Mann inzwischen einen Termin hatte hat so schnell keinen Termin für mich frei. So fliegen wir für 10 Tage mit einer Freundin nach Kreta. Es verging keine Nacht in der ich nicht irgendwelche Alpträume hatte. Wie viel Zeit habe ich noch? War eine der großen Sorgen. Wie weit ist die Infektion inzwischen Fortgeschritten, was ist noch übrig von meinem Immunsystem

Rückblende Sommer 2008

Mein Mann bekommt plötzlich hohes Fieber und Halsschmerzen. Wochen lang liegt er Schweißgebadet im Bett und kann sich kaum rühren. Der Gang zur Ärztin wird ihm zur Qaul. Ich mache mir Sorgen um ihn, kann nicht wirklich helfen. Plötzlich wird alles besser.

Anfang November 2009

Der schlimmste Urlaub meines Lebens ist beendet. Ich bin fast froh wieder daheim zu sein. Nicht nur die Gedanken die ich mir die Zeit über wegen HIV gemacht habe war Grund dafür, dass der Urlaub als Grässlich in Erinnerung geblieben ist. Das Essen im Hotel war grausam, es war Saisonende fast alles ringsum war bereits für den Winter geschlossen. Es hat fast nur geregnet, geschüttet und so passte sich das Wetter meiner Stimmung an.

Endlich daheim, der Termin bei dem HIV-Arzt war in greifbarer Nähe und ich fieberte dem Tag entgegen. Das Gespräch mit meinem SPA gab mir zunächst neue Hoffnung. Eine Blutuntersuchung wurde gemacht, von der ich bei meinem nächsten Besuch 8 Tage später dachte wau so viele Werte. Die CD4 lagen bei 249, die Virenlast damals bei 30.000. Der nächste Schlag und mein Arzt wollte noch mal 4 Wochen warten wie sich die Werte wohl entwickeln mögen.

Rückblende 80er/90er Jahre

Viele der Leute die ich kannte hatten Aids, viele Freunde starben daran. Ich war damals aktiv in der schwulen Bewegung und habe mit über HIV/Aids aufzuklären versucht. Habe anderen versucht die Angst vor dem Umgang mit Aids-Kranken zu nehmen. Saß oft auch mit positiven zusammen. Ich wusste um die Bedeutung der damals noch als T4-Helferzellen. Ich wusste von ihren Krankheiten. Davon dass sich viele verstecken, aus Angst vor Ablehnung

Dezember 2009

Ich fange an zu forschen, das Internet bietet viele Antworten Ich fange an zu forschen, das Internet bietet viele Antworten. Ich weiß aufgrund alter Erfahrungen die richtigen Informationen vom Müll zu trennen. Lese bald im HIV-Buch, bald einen Blog von „Vorstadtclown“, der wenige Monate vor mir positiv getestet wurde. Ich beginne Mut zu schöpfen will etwas Sinnvolles tun.

Mein nächster Arzttermin, die CD4 haben sich wieder erwarten (von mir) gebessert, die Virenlast ist leicht runter gegangen. Ein weiterer Termin wird verienbart.

Januar 2010

Ich entdecke ein HIV-Forum in dem ich zunächst nur mitlese. Im Februar schreibe ich meinen ersten Kommentar in diesem Forum. Seitdem bin ich fast jeden Tag in diesem Forum. Lese, schreibe, versuche „Neuen“ Mut zugeben…

Mai 2009

Ich fange an selber einen Blog zu schreiben. Es ist zunächst wie eine Therapie. Ich schreibe über mich, meine Krankheit, Sorgen und Ängste. Ich gehe auf politische Debatten ein. Fange an Briefe an verschiedene Ministerien zu schreiben, in der Hoffnung etwas bewegen zu können. Ich schreibe für mich, um mir selber Mut zu machen.

Juni 2012

Die CD4 sind nach bisherigen Erholungen auf 212 gesunken, die Virenlast auf über 100.000 gestiegen. Ich rede mit meinem Arzt über einen bevorstehenden Therapiestart. Er bietet mir eine Medikamentenstudie an, deren Start sich dann aber noch fast 8 Wochen hinzieht. Panik macht sich breit. Was ist wenn die CD4 noch weiter sinken, bekomme ich doch noch Aids? Ich kann kaum eine Nacht schlafen, in der mich nicht irgendwelche Albträume plagen. Sehe mich schon dem Ende nah mit allen Schrecken die ein Vollbild Aids zu bieten hat.

Aphten machen sich in meinem Mund breit, es schmerzt höllisch, was meine Ängste noch verstärkt, ja zu bestätigen scheint. Wir versuchen Aziclovir-Tabletten und eine Mundspülung mit einem leichten Schmerzmittel. Das hilft für eine gewisse Zeit. Das Aziclovir ist alle, die Aphten erst einmal weg. Wenige Tage später sind sie wieder da. Das ganze beginnt von vorne.

August 2009

Endlich sind alle Laborwerte da und ich kann mit der Studie starten. Truvada®, Reyataz ®, und ein Studien Medikament entweder Norvir® oder das neue, zu testende Cobicistat. Die Medikamente wirken. Die CD4 erholen sich, die Virenlast sinkt.

* * *

Vor 2 Monaten bekam ich grippeähnliche Symptome: Fieber, starke Gliederschmerzen, Nachtschweiss. Zunächst Besuch beim Hausarzt, Behandlung auf grippalen Infekt. Die Beschwerden (außer Fieber) hielten 3 Wochen an. Deshalb bekam ich den Verdacht, dass vielleicht doch eine HIV Ansteckung die Ursache sein könnte. Ein Sexualkontakt in einer Sauna mit einem Mann etwa 2 Wochen vor Beginn der Beschwerden hatte stattgefunden, den ich als nicht sehr riskant eingestuft hatte. So ließ ich im Gesundheitsamt einen HIV Test durchführen. (Ein Test von vor 2 Jahren war negativ) Nach einer Woche lag das Ergebnis positiv vor. Der routinemäßige zweite Test mit neuer Blutabgabe bestätigte nach einer Woche das Ergebnis. Sofort suchte ich das Gespräch mit einer Beratungsperson der Aidshilfe. Darin wurden viele wichtige Dinge besprochen und mir eine Schwerpunktpraxis genannt, die ich tags darauf aufsuchte. Der Arzt nahm wieder mehrere Blutproben ab, um alle wichtigen Blutwerte und Viruslast und die Anzahl der Helferzellen zu bestimmen. Im Patientengespräch machte er mir Mut bezüglich der Behandlungsmöglichkeiten. Eine Woche später besprach er mit mir die Ergebnisse der Blutproben: alle Werte wie Cholesterin, Zucker usw. ok. Die Viruslast betrug noch 19.000 nachdem sie bei der ersten Bestimmung vom Gesundheitsamt bei 270.000 und bei der zweiten bei 140.000 lag, also ein typischer Verlauf nach einer akuten Infektion. Die Helferzellen betrugen 560. Er sagte mir, dass eine Medikation noch nicht erforderlich sei, und dies auch noch etliche Monate oder Jahre so sein könne. In 3 Monaten sollen die Werte wieder bestimmt werden.
Alles in allem komme ich im Moment mit der Situation ganz gut klar, wobei ich auch weiss, dass das sicherlich nicht immer so bleiben wird. Negativ belastet es mich schon, dass ich mich so leichtsinnig auf einen nicht 100%ig sicheren Zufallskontakt eingelassen habe, positiv beurteile ich für mich, dass ich mich nach meinem Verdacht habe testen lassen, und so den Verlauf quasi von Anfang an ärztlich überwachen lassen kann.
Aktuell frage ich mich jetzt allerdings, ob wegen meines Alters ein früher Beginn der Medikation erwägt werden soll. Hier im Forum habe ich einiges dafür und einiges dagegen gelesen, letzlich werde ich es mit dem Arzt wieder besprechen müssen.

Dass mir das jetzt in meinem Alter (ü60) noch passieren musste, muss ich schon noch verarbeiten. Aber ich muss es akzeptieren.

* * *

nachdem ich nun hier schon seit Wochen mitlese und ehrlich gesagt nicht vor hatte,
aktiv zu schreiben, vielleicht doch ein paar Zeilen zu meiner Geschichte.

Konnte hier in Beiträgen einiges für mich rauslesen und verwenden und es hat mir in der letzten Zeit auch etwas Halt gegeben zu erfahren, wie es anderen ergeht.

Bin mitte 30 – gay – und habe Anfang Februar 2013 erfahren, dass ich positiv bin.

Das Thema Safersex war mir immer sehr wichtig und hatte zeitweise schon fast eine Phobie.

Habe mich relativ früh geoutet und hatte am Anfang eher feste Beziehungen. Das Thema Vertrauen bzw. was gibt einem ein ONS usw. In der Zeit in der ich mehr ONS hatte, bin ich regelmässig zum Test und mein Doc meinte irgendwann, ich soll doch bitte nicht panisch zum Test sondern mich dann testen lassen, wenn ich nen Risikokontakt hatte. „Sie sind jung .. genießen Sie ihr leben ..“

Vor 2 Jahren hatte ich nen Beziehungsanfang mit nem Typen, was aber nur von kurzer Dauer war. In diesem Sommer hatte ich ne richtige Sommergrippe, aber dachte (seit langen Jahren das erste Mal) mal nicht an HIV. Wir hatten uns schließlich geschützt und da ich bei ihm seit langem mal wieder Schmetterlinge im Bauch hatte, hatte ich sonst keine ONS.

Letzte Woche habe ich über einige Ecken erfahren, dass der Typ + ist und aktuell nur noch Baredates sucht. Da kommt man sehr ins überlegen, auch wenn es nichts bringt.

In der letzte Zeit ist bei mir ne Menge passiert. Neue Stadt .. neuer Job .. meine Schwester die eigentlich meine wichtigste Bezugsperson ist, war viel im Krankenhaus …an mich selbst habe ich viel zu wenig gedacht.

Als es mir im Januar nicht gut ging, habe ich mich mal wieder durchchecken lassen. Der Doc tippte auf Schilddrüse oder Burnout. War oft müde usw. Ganz nebenbei sagte ich ihm, dass er diesmal aber HIv, Syphilis und HCV mittesten soll. Hatte zwar keine Risikokontakte, aber nach 2 Jahren schadet es ja nichts.

Naja, das Ergebnis war positiv. Über die Tage danach brauch ich hier nichts zu schreiben. Wie es mir ging, finde ich in vielen anderen Postings wieder.

Ich versuche einfach mich möglichst viel abzulenken, gehe arbeiten bzw. versuche möglichst normal zu leben. Irgendwie bin ich momentan gelassener als vor der Diagnose und rege mich besonders im Job nicht mehr über Kleinigkeiten auf. Kommen (besonders abends) wieder die negativen Gedanken lese ich hier meist einige Postings, die mich wieder beruhigen.

Gedacht hatte ich ja nur daran in den Jahren, in denen mir nix passiert ist und da ich immer sehr aufgepasst hab, war ich irgendwann auf der Schiene „was soll mit mir safersex“ passieren. Ist irgendwie gedanklich meine Hauptbaustelle. Habe ich das Restrisiko unterschätzt? Aber was wäre die Alternative gewesen? Komplette Abzinens und dann irgendwann bekommt man eine noch schlimmere Diagnose und man denkt sich, irgendwie habe ich nicht gelebt ..

Ich war vorher auch ohne Risikokontakte regelmässig zum Test und hatte dies meinem Doc damit begründet, dass es ja ein gewisses Restrisiko gibt. War auch mal bei einer Aidshilfe um mich genau zu diesem Thema zu informieren. Da werden einem dann u.a. Zahlen genannt, wie unwarscheinlich es ist, bei einer einmaligen Kondompanne sich zu infizieren.

Jetzt bin ich aber trotzdem noch genau so schlau wie vorher, was hätte ich besser / anders machen sollen? Meine Angst vor dem Restrisiko war also doch nicht so unberechtigt. Ich überlege nun seit Wochen, bei welcher Situation wohl was passiert ist. Aber diese Gedanken helfen mir nicht. Nur die Zukunft zählt. Leicht gesagt ….

* * * * *

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11 Antworten zu Der Tag X

  1. Bender schreibt:

    Hi Dennis,

    hab mich ja beim HIV-Forum wieder abgemeldet, aus verschiedenen Gründen.
    Da ich ja im Vorstellungsthread meinen „Erstkontakt“ ausführlich geschildert hatte
    kannst du ihn ja, wenn du möchtest, rauskopieren und hier einstellen.

    Gruß Bender (der Arschlose)

    P.S. Wenn im Inpressum dein richtiger Name steht, haben wir auch , wie so vieles, sogar den Vornamen gemeinsam. Watta crazy World.

  2. alivenkickn schreibt:

    Hallo Bender

    Danke für das OK Deine Geschichte einstellen zu dürfen. Und was „der Arschlose“ betrifft, also ich sach s ma so. Du hast mehr Arsch in der Hose als mancher der meint einen Arsch in der Hose zu haben.
    Abgesehen davon auch Meiner ist mir so als Nebenwirkung von HIV verlustig gegangen. Keine Ahnung wo der sich rumtreibt, der Arsch.

    Das Du Dich aus dem Forum abgemeldet hast bedauere ich. Dein Humor der zwischen Deinen Zeilen in Deiner Geschichte durchblitzt, ist eine Qualität die einem vieles leichter ertragen läßt. Und Humor ist wie ich finde das Salz in der Suppe des Lebens.

    Lieben Gruß . . . Alivenkickn . . . 😉

  3. Bender schreibt:

    Hi Dennis,
    vielen Dank für deine liebe Antwort.
    Wat soll ick sagen, mit Humor läßt sich unsere Situation ja am besten ertragen.
    Übrigens, dein Blog ist einer der besten die ich kenne. Hut ab. Ist sicher sehr Zeitaufwändig. Bei manchen Texten finde ich mich selbst wieder. Beneide dich ja fast, das du wenigstens den HCV dauerhaft vertreiben konntest. Ick ja leider nich, menno.
    Aber aufgeben is nich. Werde da auch nochmal rangehen, wenns bessere Medis gibt.

    Würde mich freuen wenn wir lose in Kontakt bleiben, so ohne Zwang und so.
    Les ja immer noch regelmäßig im HIV-Forum mit. Ich werde dir bei Gelegenheit
    mal die Gründe für meinen Austritt mitteilen.

    So, muß mich jetzt mal um meine kleene Mutter kümmern
    bis demnäx
    lieber Gruß aus fuckin Börlin

  4. alivenkickn schreibt:

    Freut mich das Dir mein Blog gefällt.
    Ich hoffe das ich es dieses Jahr nach Berlin schaffe. Steht bei mir ganz oben auf der Liste. Da werden wir uns die Kante in der de ka denten Freßetage im KA DE WE geben, . . . . oder uns ne Currywurst mit Pommes rotweiß reinziehen . . . oder ganz genüßlich zusammen im LiteraturCafe das Frühsrück celebrieren. Versprochen !

    LG alivenkickn

  5. Bender schreibt:

    Yep, wernwa machn.
    Meld dir denne.

    LG back

  6. orlando schreibt:

    hi dennis,
    danke für diesen blog.
    einige story´s lesen sich einfach wunderbar.
    man findet ziemlich viele paralellen,auch,wenn jeder den „tag x“ auf seine ganz eigene art verarbeitet hat und noch weiter daran arbeitet.
    das leben geht weiter und es ist schön.
    lg O.

    • twelveMonkeys schreibt:

      ***

      Post for Mr.Bender pop up & pop up again 😉

      HIV, als Virus lieb ick dir, geh´n wir zu dir, oder zu mir?
      Des Nachts, kamst du als Freund zu mir.

      Ganz ohne Spuren zu hinterlassen tat´s du´s, als ob´s wär´s mir egal.
      Danach hast du mich krank gemacht & raubtest mir die ganze Kraft.

      & ist dein Arsch auch noch so klein, die Angst vor dir, ist only pain.

      Virus Arschloch,
      halt doch ein, denn ohne mich kannst du nicht sein.

      Bist du als Parasit, auch noch so klein, mit meiner HAART heiz´e ich dir ein.
      Als Virus, so als Loch vom Arsch, stirbst in du in mir, gleich tausendfach.

      Drum sag als Virus doch mal an, ob´s der Kampf gegen mich,wirklich bringen kann.
      Des Backpackers stärkstes Argument ist, daß was auf dem Berg liegt, keiner kennt.

      Denn Friends als Virus hast du nicht, genau daß, macht mich renitent.

      gepimpt by @Raphael & @Telefonjoker Never give up, never surrender 😉

      ***

  7. alivenkickn schreibt:

    @ Hallo Raphael . . . . .
    ich hoffe es geht Dir soweit gut . .
    greetz alivenkickn . . . there is no other 😉

  8. orlando schreibt:

    hi dennis,
    der artikel entwickelt sich prächtig.
    freue mich auf FFM
    lg orlando

  9. alivenkickn schreibt:

    hallo orlando
    ya, das finde ich auch. hätt ich nicht gedacht als ich die idee aufgegriffen habe.
    lg dennis

  10. tuya salina schreibt:

    Hy Dennis:-)))

    Jou. gedeiht ja prächtig!

    Ich bin leider noch nicht soweit mit meiner Story. Weil ……. . Na, kannst es dir ja vorstellen.
    Grüss alle recht herzlich von mir. Dir dicken Kuss und Dank für dein Engagement.

    Inda

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