(Mein) Alltag in einem Pflegeheim


Viele von uns werden ihren Lebensabend in einem Heim verbringen (müssen). Grund genug, sich früh damit auseinanderzusetzen.

Unabhängig von der Tatsache, dass ich mittlerweile 66 Jahre alt und seit Dezember 1985 nachweislich HIV-positiv bin: „Wir alle haben die Hoffnung alt zu werden und  gesund zu bleiben“.

Viele denen das Geschenk der Gesundheit im Alter versagt bleibt, leben in einer eingetragenen  Partnerschaft, einer eheähnlichen Beziehung oder sie sind verheiratet. Dabei ist es unerheblich in welcher Gender-Konstellation man zusammen lebt bzw. wohnt. Alles worauf es ankommt ist, das man sich liebt.

Einige mögen im Alter finanziell in einem Maß abgesichert sein, das es Ihnen ermöglicht zu Hause „In Würde zu altern und sterben zu können“. „In Würde zu altern“ beinhaltet unter anderem, dass das soziale Netzwerk relativ engmaschig ist, sodass im Fall der Pflege die damit verbundenen Tätigkeiten auf mehrere Schultern verteilt werden können. Familie, Freunde, ambulanter Pflegedienst, Haus- und auch Facharzt, der bei Bedarf Hausbesuche macht und, falls notwendig, die Möglichkeit eine Palliativversorgung (1) zu Hause in Anspruch zu nehmen.

Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht

Bis 2009 war die Rechtslage im Zusammenhang mit Patientenverfügungen mangels gesetzlicher Regelung in vieler Hinsicht unklar, unsicher und von der Rechtsprechung der Gerichte geprägt.(2)

Seit 2001 hat es verschiedene Urteile des BGH gegeben. Auf Grund der fortschreitenden Entwicklungen im medizinisch-technischen Bereich gibt es immer wieder Diskussionen im Zusammenhang mit Patientenverfügungen. Eine der – meiner Meinung nach –  „besten“ Patientenverfügungen ist die unter Punkt (3), siehe Link).

Krankheiten gehören zum Leben. Sie sind Teil des Lebens. So kann es durchaus vorkommen das es aufgrund oder im Verlauf einer Erkrankung dazu kommt, dass man seine Angelegenheiten nicht mehr, wie gewohnt, selbst wahrnehmen kann oder in der Zukunft selbst wieder wird wahrnehmen können.

Sich den Themen Alter, Krankheit und Sterben zu stellen, bedarf einer Menge Mut und noch mehr Überwindung.

Viele HIV-Positive haben die Erfahrung gemacht das Krankheit und Tod nichts Abstraktes sind oder etwas, das erst mal nur andere betrifft. Ich denke da besonders an die vielen Langzeit-Überlebenden, deren Freunde*Innen, Partner*innen an HIV verstorben sind.

Insofern macht es durchaus Sinn, sich diesem Thema zu stellen. Für einander sorgen beinhaltet auch die Sorge um seine*n Partner*in im Fall das sie/er nicht mehr in der Lage ist, für sich selbst Entscheidungen zu treffen.

Grundsätzlich gilt:
Eine (auch notarielle) Vollmacht geht der gesetzlichen Betreuung vor, wenn die Angelegenheiten durch einen Bevollmächtigten ebenso gut wie durch einen Betreuer geregelt werden können. (4)

Die Basis für das eine wie das andere ist Vertrauen. Auch wenn man in einer Ehe, einer eingetragenen Partnerschaft oder einer eheähnlichen Verbindung / Beziehung lebt, kann es schwierig werden, vor allem wenn es keine Patientenverfügung, Vorsorge-Vollmacht bzw. gesetzliche Betreuung gibt (am besten notariell hinterlegt).

Ich finde es sehr traurig, wenn nach dem Ableben eines Ehepartners*in, Partner*In, liebgewonnenen Freundes*in auf einmal die „Blutsverwandtschaft“ auf der Matte steht und Dinge einfordert, nur weil sie die leiblichen Eltern oder Angehörigen sind.

Pflegeheim

Im Laufe der Jahre hat sich meine Sichtweise in Bezug auf  Krankheit und HIV verändert. Der Stellenwert von HIV ist, trotz aller Probleme wie Stigmatisierung und Diskriminierung von Menschen mit HIV, ein anderer geworden. HIV/Aids als Krankheit spielt für mich persönlich keine Rolle mehr, da Krankheiten zum Leben dazu gehören, somit ein Teil des Leben sind.

Ende 1985 wurde mir von einem Arzt der JVA Kleve zwischen Tür und Angel an den Kopf geworfen das ich HIV-positiv sei. 1996 wurden die Probleme durch das HI-Virus massiv. Seitdem nehme ich eine HIV-Therapie (5). Die Nebenwirkung der lang bestehenden HIV-Infektion und der unterschiedlichen Kombinationstherapien sowie des Alters sind Polyneuropathien (6), schlaffe Paraparese und Paraplegie (G82, 09G) und Muskelschwund in beiden Beinen und Armen, was dazu führt, dass ich seit Februar 2016 nicht mehr laufen kann.

Auf Grund einer sich ausbreitenden peripheren Neuropathie, die meine Blasenfunktion einschränkt, wurde mir zwecks Entleerung der Blase ein suprapubischer Katheder (8) gelegt.

Nach einer mehrwöchigen Krankenhausodyssee mit anschließender Kurzzeitpflege bin ich, da ambulante Pflege in meiner Wohnung nicht klappte, seit dem 6. Juni ein Bewohner eines Pflegeheimes.

Innerhalb des Magistrat von Frankfurt am Main gibt es ein „Rathaus für Senioren“ (9) das ausschließlich für die Belange von Bürger*Innen über 50 zuständig ist. Einer der Vorteile dieses „Seniorenrathaus“ ist, dass es ein „Frankfurter Forum für Altenpflege“ (10) bzw. ein Heimverzeichnis „Würde im Alter mit Heimvorteil“ online wie offline (in gebundener Ausgabe) ins Leben gerufen hat.

„Darin präsentieren sich die Altenpflegeheime der Mainstadt mit ihrem vielfältigen Angebot: vom selbständigen Wohnen mit Service bis hin zum Leben in der stationären Altenpflege.“

Meines Wissens ist Frankfurt die einzige Stadt in Deutschland, die sich des Themas „Würde im Alter“ von kommunaler Seite in dieser Art und Weise angenommen hat.

Dieses Thema hat mich zu diesem Zeitpunkt schon längere Zeit beschäftigt. In Zusammenarbeit mit der Aids-Hilfe Frankfurt fand am 11. Juli 2009 in Frankfurt am Main eine Tagesveranstaltung „Leben im Alter – In Würde alt werden“ (akt. 2) (11). Ein Ergebnis war u.a. die „Frankfurter Resolution In Würde alt werden“ (12)

Der Schwerpunkt dieser Veranstaltung und Resolution lag auf Menschen aus der LGBTI Community. Es war in dieser Zeit als ich von dem „Frankfurter Programm Würde im Alter“ Kenntnis erlangte.

Anfang des Jahres 2000 wurde mir auf Antrag und mit dem Einverständnis meiner Eltern die gesetzliche Betreuung vom Amtsgericht Offenbach ausgesprochen. Der Wunsch meiner Eltern war,  bis zu ihrem Ableben in ihrem Haus leben zu können. Mein Vater verstarb 2001 in seinem Bett zu Hause. Leider zeichnete es sich ab, dass sich der Wunsch im eigenen Bett zu sterben, den auch meine Mutter hatte, nicht erfüllen würde. Es heisst, „einen alten Baum verpflanzt man nicht“, dennoch musste sie mit 85 Jahren in ein Pflegeheim umziehen.

Da ich wusste, was meine Mutter wollte – (Einzel)Zimmer mit Blick ins Grüne, ruhige Lage, kein Strassenlärm – habe ich mit ca. 50 „Pflegeheimen“ in Frankfurt, die 2012 in diesem Heimverzeichnis (10) aufgeführt waren, telefoniert.

Meine Standardfrage war: „Haben sie für eine ältere Dame von 85 Jahren ein Einzelzimmer mit Blick ins Grüne und in ruhiger Lage frei“? Auf zwölf Pflegeheime in Frankfurt trafen diese Kriterien zu. Bei den übrigen waren die Antworten alle gleich. „Nein wir sind voll belegt“ oder „Wir haben lange Wartelisten“. Während der folgenden Tage habe ich diese zwölf Pflegeheime unangemeldet besucht.  Es waren einige dabei die den Namen „Ort des Grauens“ eher verdienten als „Pflegeheim – In Würde altern“. Die einen waren innen dunkel, machten einen kasernenartigen Eindruck. In anderen schlug mir beim Öffnen der Tür eine Welle von Uringestank entgegen. Es waren letztendlich drei Heime, bei denen mir mein Bauchgefühl signalisierte „Ja das passt“. Angenehme Atmosphäre. Helle, lichtdurchflutete Räumlichkeiten. Die Farbe der Wände übte eine beruhigende Wirkung aus. Das Essen war frisch gekocht. Die Pfleger*innen waren entspannt. Sie waren freundlich und hörten zu. Attribute die ich in einigen Heimen vermisste. In diesen drei Pflegeheimen nahm man sich Zeit, führte mich durch das Haus, zeigte mir Zimmer, die frei waren.

Die Fragen, die ich zu diesem Zeitpunkt stellte, um abwägen zu können in welchem Heim meine Mutter die letzten Jahre ihres Lebens verbringen würde, stellte ich nach bestem Wissen und Gewissen sowie nach meinem damaligen Informationsstand.

Diesen Prozess des Umzuges im Alter in ein Pflegeheim habe ich auf meinem Blog unter „Leben im Alter“ (13) dokumentiert.
Seit dem 6. Juni 2016 wohne ich in dem gleichen Pflegeheim, das ich vor vier Jahren für meine Mutter ausgewählt hatte. Da ich, wie meine Mutter, auf Hilfe im Alltag angewiesen bin und meine Familie aus nur noch zwei Personen besteht – meiner Mutter und mir – fiel es mir leicht diese Entscheidung zu treffen.

Generell muss man unterscheiden zwischen „mobilen Bewohnern“,  die in der Lage sind, sich alleine anzukleiden, zu waschen, sich mittels Rollstuhl oder auf eigenen Beinen fortzubewegen und Bewohner*Innen, die Hilfe benötigen. Dieser Anteil hat in den letzten Jahren in allen Pflegeheimen erheblich zugenommen. Bewohner*Innen mit Pflegestufe 2, die bettlägerig und/oder dement sind, findet man in allen Wohnbereichen. Dies stellt erhöhte Anforderungen an jedes Pflegeheim.

Mittlerweile bin ich seit vier Monaten Bewohner des Pflegeheimes, das ich für meine Mutter ausgesucht hatte. Würde ich dieses Pflegeheim ein zweites Mal für meine Mutter
auswählen? Spontan sage ich: Nein. Nicht nach dem, wie ich den Alltag hier erlebe. Andererseits gibt es keine Alternative.

Heute würde ich andere Fragen stellen. In Fällen wie meinem der ich 24/7 auf dem Rücken im Bett liege, nicht mobil bin:

Grundpflege: Wird man jeden Tag von Kopf bis Fuß gewaschen, oder nur drei mal in der Woche?
Wie oft wird man in der Woche geduscht? (Bei Bedarf sollte Standard sein)
Wieviele Bewohner*Innen mit einer Pflegestufe 2 leben in einem Wohnbereich? Nach ihnen richtet sich der Personalschlüssel. (14)

In Baden-Württemberg sind beispielsweise folgende Personalschlüssel vorgesehen: Verhältnis Pflege- und Betreuungskräfte, davon mindestens die Hälfte Pflegefachkräfte, zu pflegebedürftigen Bewohner
Pflegestufe I: 1:3,96 bis 1:3,13
Pflegestufe II: 1:2,83 bis 1:2,23
Pflegestufe III: 1:2,08 bis 1:1,65

Für die Betreuung von pflegebedürftigen Bewohnern, die zusätzlich an Demenz leiden, gilt folgender Schlüssel:
Pflegestufe I: 1:2,38
Pflegestufe II: 1:1,70
Pflegestufe III: 1:1,25

Die Einhaltung dieser Werte werden durch die Heimaufsicht und die Medizinischen Dienste der Krankenversicherungen (MDK) überwacht. (Wobei das dem Bereich „Märchen aus dem Jahr 2016“ zuzuordnen ist da die Bewertungen sich im Durchschnitt bei 1,5 bewegen. Alles eitel Sonnenschein). Der Personalschlüssel ist in allen Bundesländer ähnlich. Erfüllt wird er nicht. Alle Pflegeheime sind, was Pflegefachkräfte betrifft, unterbesetzt.
Wie hoch ist der Personalschlüssel in der Spätschicht von 13:00 bis 20:30, an den Wochenenden? Mehr als drei Personen?
Drei Personen (Pflegefachkraft, Pflegehilfskräfte, Aushilfen, Pflegeschüler*Innen?) müssen ca 30 Personen versorgen, Tische im Speisesaal decken, Essen aus- und verteilen, Grundpflegen, zwischendurch „säubern“. Zudem nimmt die tägliche Pflegedokumentation  (15) durch das Pflegepersonal einen Großteil der Arbeitszeit ein.

Was muss dokumentiert werden?
Bei der Frage, was dokumentiert werden muss und welche Angaben nicht erforderlich sind, hilft ein Merksatz von Reinhard Lay:

„Was praxisrelevant, vergütungsrelevant, prüfungsrelevant oder juristisch erforderlich ist, wird vollständig, wahr und klar dokumentiert.“ Oder: Alles, was zur Darstellung des Befindens und des Verlaufs der Pflege notwendig erscheint, ist in der Pflegedokumentation darzustellen.

Gab es Notfälle? Jede Schicht besteht dann aus: Einer qualifizierten Fachkraft, Einer Pflegehilfskraft und einE Helfer*In FSJ oder ähnliches.

Wie hoch ist der Personalschlüssel in der Nacht? 3 – 4 Pflegekräfte für beispielsweise 145 Bewohner*Innen*  in der Nacht? Personal pro Wohnbereich, Eineinhalb Stockwerke = Wohnbereiche? Eine Pflegefachkraft? Eine Pflegehilfskraft? Aushilfe?

Die Pflegedienstleistung weiss um diese Problematik, ändert daran aber nichts. Kein Pflegeheim erfüllt den Personalschlüssel. Es fehlt an qualifizierten Fachkräften. Auch das ist jeder*m Pflegeheimleiter*In, jedem Geschäftsführer*In, dem MDK und der Heimaufsicht bekannt. Geändert wird nichts. Das Pflegepersonal ist völlig überfordert. Von Solidarität untereinander und vor allen Dingen mit uns, den Bewohner*Innen keine Spur. Viele aus den Pflegeteams sind sich ihrer Überforderung bewußt.

Wenn Ihr in den Pflegeheimen in denen ihr arbeitet Mißstände wie z.b.Personalmangel , schlechte Bezahlung oder schlechte Pflege Einzelner wahrnehmt, wenn Euch die Pflege und die Würde der Bewohner*Innen wirklich am Herzen liegt warum seid ihr nicht untereinander solidarisch und fordert von der Pflegeverwaltung – PDL, Heimleitung – Geschäftsführung das mehr Personal eingestellt wird, ihr besser bezahlt werdet und einzelnen Personen gekündigt wird? Solange ihr untereinander nicht solidarisch seid, ihr die Argumentation eurer „Vorgesetzten versteht“ seid ihr Täter. Macht Euch diese Karte „Täter“ zu eigen. Ihr seid für die Zustände in den Pflegeheimen in denen ihr arbeitet verantwortlich. Niemand sonst. „Wer schweigt und sich nicht wehrt, stimmt den Zuständen zu.“ Also hört auf zu jammern wie schlecht alles ist, das es zu wenig Personal gibt und kommt endlich in die Gänge. Seid mutig und solidarisiert Euch.

Ein anderer Aspekt ist die Online-Präsentation vieler Pflegeheime. Schön klingende leere Worte. Nichtssagend, Allgemeinplätze die, wenn man um die Inhalte weiss, einen Personalstand erfordern, der schlicht und einfach nicht gewollt ist. Transparenz ist ein unbekanntes Wort.

Soweit mir bekannt, verfügt kein Pflegeheim über „Internetanschluss in den Zimmern der Bewohner*Innen. Alle Pflegeheime haben in der Verwaltung Onlinezugang. Die Möglichkeit, dass Bewohner online Kontakt zur „Aussenwelt“ aufnehmen, muss viele Pflegeheimleiter*Innen in Angst und Schrecken versetzen. Zudem herrschen oftmals in den Köpfen Bilder über Pflegeheimbewohner*-Innen aus dem letzten Jahrhundert. Wer in einem Pflegeheim wohnt, muss senil sein – hat von dem ganzen IT Kram eh keine Ahnung. #Neuland

Auf die Frage wer aus dem Pflegeteam in diesem Heim wohnen möchte, eine klare Antwort: Nicht ein*e Einzige*r würden in einem der drei Pflegeheime, die ich kenne, ihr „Leben im Alter“ verbringen wollen.

Gemessen daran, was ich in anderen Pflegeheimen während meiner Kurzzeit- und Verhinderungspflege erfahren habe, gehört das Pflegeheim in dem ich jetzt lebe zu den „besseren“ Heimen. Die Anzahl der qualifizierten Pflegerinnen (drei Jahre Ausbildung) in jedem der fünf Wohnbereichen ist hoch. Zu einigen von Ihnen entwickelt sich so etwas wie eine Beziehung.
Mit Ausnahmen, die man an einer Hand abzählen kann, wird kein Pflegeheim in Frankfurt dem Anspruch, den das „Frankfurter Programm Würde im Alter“ hat, tatsächlich gerecht.

Die ersten Wochen waren heftig für mich. Es hat eine Weile gedauert, bis sich zwischen mir und dem Pflegeteam ein gutes Verhältnis entwickelt hat.

Kapitalanlagemodell „Pflegeheim“ (16)

Sparbuch? Tagesgeld? Festgeld? Bundesschätzchen? Zinsen? Das war gestern. Wer schlau ist investiert sein Geld in Unternehmen deren Geschäftsbereich „Pflegeheime“ beinhaltet.

Die Ursache der desolaten Situation liegt in den politischen Rahmenbedingungen. Diese sind vor allem unter dem Aspekt der Gewinnmaximierung von Interessengruppen geschaffen worden.

“ Wir – die Korian Gruppe – gestalten die Zukunft der Pflege und Betreuung – mit Menschen, Einrichtungen und Lebensräumen, die würdevolles Altern möglich machen.“

„Allein in Deutschland werden im Jahr 2020 über 2,9 Millionen Menschen in Deutschland Pflege benötigen.“

Das Korian Management, deren Mitglieder allesamt Philantrophen sind, werden, um ihrem Anspruch „würdevolles altern“ gerecht zu werden, zwecks Einstellung von qualifiziertem Pflegepersonal auf 50% ihres Gehalt verzichten. (Vorsicht Ironie)

Auf dem Internetauftritt der CASA REHA Unternehmensgruppe, die im Nov. 2015 an die Korian Gruppe, Frankreich verkauft  wurde, werden Überlegungen geäußert die schlicht und ergreifend an den Haaren herbeigezogen sind. (16.1)

„Das Pflegesystem in Deutschland baut auf das Prinzip, dass die Leistungen das Maß des Notwendigen nicht übersteigen dürfen. So lautet es im Gesetzestext des SGB XI.“

Diese Prinzipien–Begründung ist vom Gesetzgeber so abenteuerlich wie willkürlich ins Leben gerufen worden.

“Es ist notwendig, bessere Rahmenbedingungen für die Pflege zu schaffen, die den Ansprüchen und Anforderungen der Menschen entsprechen.“

Das ist pure Augenwischerei. Eine Änderung der willkürlichen politischen Rahmenbedingungen würde u.a. mehr Pflegepersonal, bessere Verpflegung = weniger Gewinn bedeuten. CASA REHA, wie alle anderen Altenheimunternehmensformen, haben kein Interesse daran. Als eine der größten wirtschaftlichen Interessengruppen – Lobbyisten – hätten sie durchaus die Möglichkeit, Einfluss auf die politischen Rahmenbedingungen zu nehmen. Dazu kommen: Hilfsmittelhersteller, Lebensmittelproduzenten, Cateringunternehmen, Hersteller von Convenienceprodukten, Pharmaindustrie.
Da das Pflegeheim in erster Linie als Kapitalanlagemodell fungiert, wird dringend benötigtes Personal eben nicht eingestellt.

Interview br.de und Claus Fussek:

„Kein Pflegeheim ist ohne Mängel. Doch wenn man mit offenen Augen durch eine Einrichtung geht, gerne mehrmals und unangemeldet, dann merkt man schnell, was für ein Ton herrscht. Ob das Personal überfordert ist oder sich selbst kreativ einbringen kann. Ob die Leitung gewinnorientiert arbeitet oder offen für neue und kreative Lösungen ist. Gute, menschenwürdige Pflege ist machbar. Daran sollte man immer denken. „

*

Nachtrag 5. Dezember 2017

Als das Pflegeteam des Wohnbereiches in dem #Pflegeheim in dem ich jetzt wohne gehört hat das ich HIV + bin haben es Alle abgelehnt mich anzufassen, zu pflegen. Keiner wollte mit mir etwas zu tun haben. Hab ich heute zum ersten Mal erfahren. #Erstaunt

Erst dann haben Sie erfahren das es in dem Haus noch andere Menschen gibt die HIV + sind. Und sie haben erfahren das der Arzt – mein HIV Arzt schon Jahrelang hierher kommt.

P.S. Was für eine PDL ist dass die ihr Pflegeteam (aber auch nur auf dem Wohnbereich auf dem ich lebe) erst 1 Minute vor 12, also erst dann informiert wenn ich schon hier bin. Diese Frau ist nicht nur unfähig und völlig fehl am Platz, sondern . . . . . das erspar ich mir jetzt.

Das Team hat dann meinen Doc gebeten sie aufzuklären.

Meine Wahrnehmung war das „HIV“ kein Thema für das Pflegeteam ist. Dem war nicht so. Es war ihre „Proffessionalität“ sich nichts anmerken zu lassen.

Dann kommt da so n Typ der direkt und offen ist, und schon mal mit der Tür ins Haus fällt. Wobei die Türen die in dem „Haus jedes Einzelnen*R aus dem Pflegeteams“ einstürtzten, deren Türen waren. Ich bewege mich mich auf ner anderen Etage. Dort gibt es Vorhänge oder Schiebetüren aber keine der herkömmichen Türen. 🙂 Auf meine Frage warum sie mich nicht direkt angesprochen haben: „meine Direktheit und Offenheit hat sie verunsichert“. Sie wußten nicht wie sie mit mir „HIV+“ umgehen sollten.

Fall ich mit der Tür ins Haus? Eine Frage der Interpretation – vorherrschenden Angst Unwissenheit bzw. Unsicherheit. Meine Maxime ist es „generell auch situativ“ über HIV zu sprechen wie über das einzige richtige Rezept von „Risotto Milanese“.

Mittlerweile gehen die Meisten mit mir völlig entspannt und ohne Angst um. Dank an Dr. L. aus F. in H./ D.
Der Eine undoder die Andere hat „möglicherweise“ noch n Problem mit HIV.

Nachdem sich heute eine Pflegerin und ich darüber unterhalten habe, bzw sie mir erzählte wie schwer der Umgang mit mir für das Team war, kam mir kurz der Gedanke auf . . . . Nein Ich werde an meiner Maxime nichts daran ändern. Wenn wir die wir HIV+ sind wollen das die Gesellschaft mit uns „Normal“ umgehen soll, dann muss ein Jede*R mit der Gesellschaft im Kontext zu seiner HIV Infektion „normal „damit umgehen.
„Normal“ heißt das ich in der Art und Weise wie ich sage das n „Butterbrot“ für mich köstlich ist auch darüber rede das ich HIV+ bin.
Es ist möglich über Schatten zu springen. Obwohl es Mut und Bereitschaft, Überwindung von Angst und mehrmals Anlauf nehmen und Luft holen braucht. Viele von uns sind über ihre pers Schatten gesprungen. Dies sind Aspekte die zum Leben gehören. Was sie nicht sind ist das diese Aspekte „Krankheits bedingt sind“

Wenn das so verstanden wird . . . . nun ja

*

(1) Palliativversorgung – http://www.bmg.bund.de/themen/krankenversicherung/leistungen/palliativversorgung.html
(2) Rechtslage bis 2009 – https://de.wikipedia.org/wiki/Patientenverf%C3%BCgung#Rechtslage_bis_2009
(3) Patientenverfügung undVorsorgevollmacht – http://bergmannsheil.bg-kliniken.de/fileadmin/Dateien/bergmannsheil/files/patienten/ethik_komitee/patientenverfuegung_2014.pdf
(4) Gesetzliche Betreuung vs Vorsorge- ggf notarielle Vollmacht – http://www.ra-notar-schulz-berlin.de/index.php/schwerpunkte/anwaltliche-taetigkeit/betreuungsrecht-vormundschaftsrecht#Alternativen
(5) HAART – http://www.hivandmore.de/hiv_therapie/haart.shtml
(6) Polyneuropathie – http://docserv.uni-duesseldorf.de/servlets/DerivateServlet/Derivate-41870/Periphere_Neuropathien_bei_HIV-1-Patienten_in_der_cART-Aera.pdf
(7) Paraparese (G8.2) http://www.icd-code.de/icd/code/G82.-.html
(8) Suprapubischer Katheder – https://de.wikipedia.org/wiki/Blasenkatheter#Suprapubische_Blasenkatheter
(9) Rathaus für Senioren – https://www.frankfurt.de/sixcms/detail.php?id=2983&_ffmpar%5B_id_inhalt%5D=102359
(10) Frankfurter Forum für Altenpflege – http://www.ffa-frankfurt.de/pflegeheime/broschuere.html
(11) „Leben im Alter – In Würde alt werden“ (akt. 2) https://alivenkickn.wordpress.com/2009/04/28/leben-im-alter-in-wurde-alt-werden/
(12) Frankfurter Resolution „In Würde alt werden“ – https://alivenkickn.wordpress.com/2009/09/09/frankfurter-resolution-in-wurde-alt-werden/
(13) Leben im Alter – https://alivenkickn.wordpress.com/leben-im-alter-3/
(14) Personalschlüssel – Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Pflegeheim#Personalausstattung
(15) Pflegedokumentation – Quelle http://www.pflegewiki.de/wiki/Pflegedokumentation#Was_muss_dokumentiert_werden.3F
(16) Kapitalanlagemodell „Pflegeheim“ – Quelle: http://www.korian.de/
(16.1) Unternehmensgruppen – Quelle: https://alivenkickn.wordpress.com/2016/09/12/alterspyramide-demografischer-wandel-pflegeheim-kapitalanlage-und-rendite/

Weitere Links zu dem Thema

Woran erkennt man ein gutes Pflegeheim? Interview br.de und Claus Fussek – http://www.br.de/nachrichten/check-pflege-pflegeheim-100.html

Wer ist Claus Fussek? – http://www.pflegewiki.de/wiki/Claus_Fussek

„BIVA“ Interessenvertretung für alte und pflegebetroffene Menschen -> http://www.biva.de/

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2 Antworten zu (Mein) Alltag in einem Pflegeheim

  1. Thomas Bartel schreibt:

    Ich bin als qualifizierter Senioren-Assistent (Plöner Modell) in Hamburg tätig. Meine Aufgabe ist es, älteren Menschen jenseits der Pflege Zeit und Zuwendung zu schenken sowie ihnen dabei zu helfen, den Alltag nach ihren individuellen Wünschen, Bedürfnissen und Vorstellungen zu gestalten. Auch geht es darum, ihre körperliche, geistige und seelische Vitalität zu erhalten sowie eine aktive Teilhabe am Leben zu ermöglichen: durch Spaziergänge, kulturelle oder sportliche Aktivitäten, Pflege von Hobbys u. v. m. Die Selbstbestimmung und Würde der Senioren stehen dabei stets im Mittelpunkt jeden Handelns. Unter http://www.queer-betreut.de finden schwule Senioren weitere Informationen zu meiner Person sowie zu meinem beruflichen Hintergrund. Als Mitglied der Bundesvereinigung der Senioren-Assistenten Deutschland e. V. wahre ich nicht nur die anspruchsvollen Statuten und Ethik-Standards unseres Berufsverbandes, sondern achte zudem Inhalt und Ziele der „Charta der Recht hilfe- und pflegebedürftiger Menschen“. Ferner unterstütze ich als Fördermitglied der Bundesinteressenventretung schwuler Senioren e. V. (B.I.S.S.), auf deren Jahresversammlung im Herbst u. a. auch das Thema „HIV im Alter“ sowie schwule Lebensformen im Alter eine zentrale Rolle spielten. Auch für schwule Männer mit Behinderung oder nach einem Krankenhausaufenthalt bin ich in Hamburg assistierend und unterstützend tätig.

  2. alivenkickn schreibt:

    Danke für Ihren Kommentar.
    MfG

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