Das ganze AIDS ist ja so kompliziert . . .


Ulla Schmidt zum WeltAidsTag 2008

„Jeder müsse sich immer wieder bewusst machen: „Aids ist nicht heilbar„.

Was ist HIV – was ist AIDS

Der Begriff AIDS ist die Abkürzung für »Acquired Immune Deficiency Syndrome«, also für eine erworbene Abwehrschwäche des Körpers.

Diese Abwehrschwäche wird durch das Immunschwächevirus HIVHuman Immunodeficiency Virus« = Menschliches Immunschwächevirus) verursacht.

HIV-positiv ist nicht gleich AIDS-krank!

Zwischen dem Zeitpunkt der Infektion mit dem HI-Virus und dem Auftreten erster Symptome vergehen einige Jahre, daher ist zu unterscheiden: HIV-positiv bedeutet, das Virus ist im Blut und anderen Körperflüssigkeiten enthalten, die Person, die das Virus in sich trägt, leidet aber nicht an Symptomen. Erst wenn das Immunsystem so stark geschädigt ist, dass es sich gegen Krankheiten verschiedenster Art nicht mehr zur Wehr setzen kann, spricht man von AIDS-krank.

Dank verschiedener HIV Medikamente ist es heute möglich den Ausbruch vieler opportunistischer Krankheiten hinauszuzögern bzw zu verhindern.

Soviel Bewußheit darf sein – soviel Bewußtsein nach 25 Jahren HIV in Deutschland darf man von einer Gesundheitsministerin voraussetzen.

Aufklärung geht anders !

Insofern darf man sich nicht wundern wenn es zu „Botschaften“ wie der folgenden kommt:

* * *

Yasemin – Botschafterin auf der Seite von Welt-Aids-Tag.de sagt:

In Deutschland leben ca. rund 60.000 Menschen die mit Aids infiziert sind.

Ich würde mir wünschen das die Botschaften differenzierter und somit klarer wären. In Deutschland leben ca. 60.000 Menschen die mit dem HIVirus infiziert sind. Eine HIV Infektion ist nicht heilbar.

* * *

Wie eine dezidierte Aussage, die keinerlei Raum für Interpretationen zuläßt aussieht, bringt die Bundesregierung in ihrem Statement zum WAT 2008 auf ihrer Webside zum Ausdruck.

Da heißt es unter anderem das . . .

In Deutschland zur Zeit rund 63.500 Menschen mit dem HIV Virus leben; bei 10.500 von ihnen ist die Krankheit bereits ausgebrochen.

* * *

Im Rahmen der Aktion „Gemeinsam gegen AIDS“ initiiert von der BZgA, DAH und der Deutschen Aids Stiftzng hat sich Deutschlands berühmteste 4 Buchstaben Zeitung nicht gescheut Einsteins Zitat:

Zwei Dinge sind unendlich: Das Universum und die menschliche Dummheit. Aber beim Universum bin ich mir noch nicht sicher.

auf einen möglichen Wahrheitsgehalt erneut einer Prüfung zu unterziehen, indem sie die Frage zu dem Thema „Die wichtigsten Fragen und Antworten zu dem Thema HIV und AIDS“

„Gibt es Risikogruppen“

beantwortete:

“Homosexuelle Männer und Drogenabhängige sind besonders gefährdet, aber leider auch Unschuldige: Unter den 63.500 Infizierten sind auch etwa 400 Kinder, die HIV über ihre Mutter bekommen haben.”

Dokumentiert wurde es von Bild-Blog inklusive einer späteren Änderung.

Wie man sieht: Pisa ist überall. Und – hartnäckig . Da beißt die Maus kein Faden ab – trotz Änderung. Ich finde die Macher vom Bild Blog sollten von der Chefredaktion von Bild bezahlt werden. Gute Arbeit muß entsprechend entlohnt werden.

Die Entlarvungen der Entblödung geht – Bildblog sei Dank – weiter. Ich frage mich so langsam nach welchen Kriterien Mitarbeiter eingestellt werden.

Den Vogel schießt eine Mitarbeiterin der Aids Hilfe Oberbergischer Kreis vor „Rade integrativ“ ab. In ihren Ausführungen zu dem Thema HIV und Prävention/Aufklärung bemerkte sie u.a. . . . .

„. . . wie wichtig die Aufklärung von Behinderten Jugendlichen sei. in ihrer weiteren Ausführung bekräftigte sie dies mit der Feststellung, das Kinder mit einer Behinderung von anderen Menschen abhängig sind was zum Leidwesen der Kinder nicht selten sexuell ausgenutzt wird. Deshalb müssen sie gestärkt werden um zu erkennen das und wann man ihnen Unrecht tut. Nur so werden sie in die Lage versetzt NEIN zu sagen.

Zwar ist dies nicht gleichbedeutend damit das ein NEIN sie vor einem Übergriff schützt, doch so könne man – wenn sich die Kindern später jemandem anvertrauen – eine mögliche Ansteckung mit dem HIVirus entdecken und rechtzeitig behandeln.“

* * *

Das eine objektiv, informative und vor allen Dingen frei von jeglichen Tendenzen insbesondere keine Stigmata initiierende bzw. diskriminierende Berichterstattung möglich ist zeigt die Baseler Zeitung.

Auch hierzulande sei die tägliche Ablehnung und Ausgrenzung von Menschen mit HIV Realität. Negative Reaktionen kämen nicht nur von unbekannten Personen, sondern auch von Arbeitgebern, Arbeitskollegen, Freunden und sogar aus dem engsten Familienkreis, heisst es weiter.

Unter dem Motto «Ein Zeichen setzen – gegen Diskriminierung!» machte die Aids-Hilfe Schweiz in der ganzen Schweiz auf die Situation der Betroffenen aufmerksam.

Hiv Positive sind nach wie vor der Stigmatisierung, Ausgrenzung, Ablehnung und Diskriminierung ausgesetzt. Das dies so ist – daran haben u.a. auch die Medien einen nicht unerheblichen Teil dazu beigetragen. Leider gibt es nur wenige Medien – Formate die eine objektive und sachliche Berichterstattung frei von negativen Tenzenden in der lage sind gewährleisten.

Print Medien – sind neben anderen Arten bzw. Formaten – machtvolle Instrumente. Das und was sie bewirken können zeigten u.a. Begriffe – Statements wie sie zu Beginn von HIV in den frühen 80 ger Jahren in Deutschland gerne vom Spiegel verwendet wurden. Da ist z.b. die Rede von der „Lustseuche , oder der Homosexuellen-Seuche„.

Einige Politiker bedienten sich der Medien um über sie ihre Vorstellungen von Gesundheit zu verbreiten. So war für den damaligen Münchner Kreisverwaltungsreferenten Peter Gauweiler Aids die Konsequenz einer jahrelangen öffentlich geduldeten gesellschaftlichen Verwahrlosung, von sexueller Kommerzialisierung, Prostitution, Straßenkriminalität und Drogenhandel dem man nur mit Internierung oder Tätowierung von HIV Positiven begegnen konnte.

Schwule, Prostituierte (ab Mitte der 70 ger Jahre kamen noch die Hippies = Drogengebraucher dazu) wurden seit jeher von der Gesellschaftlich diskriminiert und mit einem Stigma gebrandmarkt, deren Aussenseiter Position durch solche und ähnliche Statements und Aussagen nur noch unterstrichen und bekräftigt wurde. Mit dem Erscheinen von HIV und AIDS und der Zuweisung das diese Krankheit bezeichnend für und nur in diesen „Risikogruppen“ auftrat wurden wir – die HIV Positiven – mit einem Label – Stigma versehen. Dieses Label – diese Stigmatisierung haftet uns bis heute an und wirkt in alle Bereiche unseres Alltages hinein.

Negative Reaktionen kämen nicht nur von unbekannten Personen, sondern auch von Arbeitgebern, Arbeitskollegen, Freunden und sogar aus dem engsten Familienkreis . . .

Einen sehr guten Einblick um die Zusammenhängen von HIV/AIDS – Medien und Stigma gibt die Dissertation

HIV/AIDS und die Rolle der Medien

Die Entwicklung von HIV/AIDS in Großbritannien

aus medizinhistorischer Sicht und die Darstellung in den Medien

von Elke Lehman wieder

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Susan Sontag schreibt in ihrem 1989 erschienenen Buch „Aids und seine Metaphern„:

„Die Überzeugung, daß alle, die das Virus in sich tragen eines Tages auch die Krankheit bekommen werden, hat die offensichtliche Konsequenz, das Menschen die nach dem Test hiv positiv sind als Menschen mit Aids gelten, die eben kein Aids haben – noch nicht. Aber das ist nur eine Frage der Zeit, wie bei jedem Todesurteil. Weniger offensichtlich ist, das diese Menschen häufig angesehen werden, als hätten sie bereits Aids. Hiv-positiv zu sein, was im allgemeinen bedeutet, das man nicht auf Grund des vorhandeseins des Virus, sondern auf Antikörper getestet worden ist, wird immer häufiger gleichgesetzt mit erkrankt sein. Infiziert heißt von nun an krank. Das unschätzbare Konzept der klinischen Medizin, wonach ein Mensch infiziert, aber nicht krank sein kann, – der Körper trägt viele Infektionen in sich – wird gegenwärtig von biomedzinischen Vorstellungen verdrängt, die – wie immer es um ihre wissenschaftliche Rechtfertigung bestellt sein mag – auf eine wissenschaftliche Renaissance der wissenschaftfeindlichen Logik der Verunreinigung hinauslaufen und das konzept infiziert aber nicht krank als Widerspruch in sich erscheinen lassen. In diesem neuen Sinne krank zu sein kann mancherlei praktische Konsequenzen haben. Menschen verlieren ihren Arbeitsplatz wenn bekannt wird das sie hiv positiv sind.“

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Einen wie ich finde bemerkenswerten Artikel hat die taz zum WAT gebracht. Es gibt also doch noch Journalisten die ihren Egon Erwin Kisch gelesen haben.

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2 Antworten zu Das ganze AIDS ist ja so kompliziert . . .

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