Ein Besuch beim Zahnarzt . . . diesmal im Münsterland (akt 2)


Neun von zehn Zahnärzten diskriminieren Patienten mit HIV. Das ist die erschreckende Bilanz einer Telefonrecherche in Rheine. Ein HIV-positiver Mann von dort wandte sich an die Aids-Hilfe Münster, nachdem sein bisheriger Zahnarzt eine weitere Behandlung abgelehnt hat. Quelle: Lokalzeit Münsterland (Link mittlerweile nicht mehr vorhanden bzw aufrufbar)

Hier das folgende Video aus der Mediathek des WDR

Von einer besonderen Art der Qualität ist die Stellungnahme des „Pressesprechers?“ der Landeszahnärztekammer Münsterland, die ich zum besseren Verständnis in der Hoffnung sie besser verstehen zu können (was mir nur stellenweise gelungen ist) deshalb Wort für hier einstelle:

Zahnärztekammer Münster

Die Möglichkeiten bei einer Infektion während einer solchen Behandlung für andere Patienten die im Nachhinein folgen sind auf Grund der Hygienerichtlinien eben äh vermieden, es ist besteht nicht und daher wär durchaus hierfür das Zeit für die Behandlung in der Praxis möglich.

Das Ausschließlich möchte ich so nicht stehen lassen, aber . . . es ist durchaus dem Praxis Alltag und vielleicht auch der Organisation geschuldet das man sagt : Wir machen das zu bestimmten Zeiten“.

Von Min 1.16 – 1.33 ist die äh Erklärung einigermaßen nachvollziehbar und verständlich, jedoch ab der Minute 1.37 bis zm Schluß bedient sich besagter „Presseprecher“ genau der Argumentation derer sich 80% aller von mir befragten Zahnärzte in Frankfurt/Main sowie im Raum Darmstadt/Dieburg bedienen. Die Umfrage der AIDS Hilfe in Hanau zeitigte ein weitaus „schlimmeres“ Ergebnis.

Sich der Terminologie „Das Ausschließlich möchte ich so nicht stehen lassen“ zu bedienen dazu bedarf es schon einer Chuzpe, ausgeschlossen der Definition „. . . von charmanter Penetranz und unwiderstehlicher Dreistigkeit.“ Quelle: Wikipedia

Deshalb an dieser Stelle noch einmal – ich verspreche Euch Ihr ähnlich argumentierenden Relativierenden Presse oder sonstigen Sprecher diesbezüglich werde ich nicht müde werden mich solange bloggend zu wiederholen bis es auch der Letzte Zahn undoder sonstige Arzt verstanden hat –  dies ist DISKRIMINIEREND.

Das Robert-Koch-Instuitut hat sich hierzu bereits 2010 begrüßenswert klar geäußert:

“Die Weigerung von Zahnärztinnen und Zahnärzten, Patienten mit HIV-Infektion zu behandeln, lässt sich NICHT aus der Empfehlung der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention ableiten bzw. begründen. Wer sich auf diese Empfehlungen beruft, um eine diskriminierende Behandlung HIV-infizierter Patienten in der zahnärztlichen Versorgung zu begründen, setzt sich dem Verdacht aus, diesen Grund nur vorzuschieben, um eine auf Halbwissen und Ängsten beruhende Diskriminierungsbereitschaft zu verschleiern.” Siehe auch HIVandMORE

Keine Sonderbehandlung. Bei Einhaltung der Hygienevorschriften stellt die Behandlung von HIV-positiven Patienten nach heutigem Wissensstand kein erhöhtes Gesundheitsrisiko für das Praxisteam dar. Deshalb gilt: Schluss mit den weitverbreiteten Fehlinformationen von der Einbestellung HIV-infizierter Patienten zum Ende der Sprechstunde, Verdoppelung der Schutzausrüstung, Desinfektion der gesamten Flächen im Raum einschließlich Fußboden und danach ein Betretungsverbot für diesen Raum von einer Stunde.

Dr. Norbert Struß, Vorsitzender des Praxisführungsausschusses der LZK BW

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Grenzwertig finde ich allerdings den Satz des Psychologen der AH Münster:

Also in Münster ist es mittlerweile selten geworden weil viele HIV Patienten erst bei uns nachfragen oder bei anderen HIV Positiven: „Zu welchem Zahnarzt kann ich gehen, wo werde ich nicht wie ein Aussätziger behandelt.“

Im Klatext heißt das das die AH Münster 1 – in Worten EINEN – Zahnarzt benennt der HIV Patienten nicht diskriminiert sondern ihn wie jeden anderen Patienten behandelt und deshalb ihre Klienten zu diesem EINEN schickt.

Da wird also das Vermeidliche als gegeben hingenommen? Nun, ich weiß ja nicht ob ihr s schon wußtet liebe AH Münster, deshalb hier ein Tip:

Seminarreihen der DAH

Neben den zahlreichen Einzelveranstaltungen bietet die Deutsche AIDS-Hilfe mehrteilige Fort- und Weiterbildungen an. Hier finden Sie eine Übersicht unserer aktuellen Seminarreihen.

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westline.de: 12. Oktober 2012 HIV-Patient: Zahnarzt in Rheine verweigert Behandlung

Begriffsstutzig und lernresistent . . . Zahnärzte in Deutschland

Da es nach 30 Jahren HIV in Deutschland trotz unermüdlicher Aufklärung durch Organisationen und Instituitionen wie die DAH, dem Robert Koch Institut pdf Datei, DAGNÄ, Deutsche AIDS Gesellschaft, zu dem Thema „Hygienevorschriften für Zahnärzte“ nur wenige Zahnärzte gibt die Menschen mit HIV ohne „Wenn und aber“ behandeln, muß man es mittlerweile derart verallgemeinern.

. . . . auf telefonische Anfrage der Aids-Hilfe Münster lehnen neun von zehn angerufenen Dentisten eine Behandlung des Rheinensers ab oder wollen ihn nur als Notfall behandeln. Quelle und der ganze Artikel:

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Update 16. Juni 2013

Infektionsängste sind menschlich – für HIV-Patienten aber folgenreich

HIV ist heute behandelbar, die Infektionswege und die Schutzmöglichkeiten sind bekannt. Dennoch werden Menschen mit HIV weiterhin diskriminiert – auch im Gesundheitswesen. Ein DAH-Video thematisiert nun mögliche Gegenstrategien.


Jedem fünften HIV-Patienten wurde schon einmal eine Behandlung verweigert, ergab eine Umfrage des Projekts „positive stimmen“ der Deutschen AIDS-Hilfe (DAH). Lediglich ein Drittel der Befragten war sich sicher, dass die medizinischen Unterlagen über ihre HIV-Infektion völlig vertraulich gehandhabt werden. Aus Angst, zurückgewiesen, diskriminiert oder möglicherweise durch eine Unachtsamkeit des Praxispersonals als HIV-Patient bloßgestellt zu werden, scheuen viele von ihnen den Gang zum Arzt.
Quelle: DAH BlogDeutsches Ärzteblatt

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4 Antworten zu Ein Besuch beim Zahnarzt . . . diesmal im Münsterland (akt 2)

  1. Andreas schreibt:

    Leider auch meine eigene Erfahrung: Als HIV-Positiver wird man ganz „selbstverständlich“ an das Ende des Behandlungstages in die Praxis zitiert, da nach der Behandlung des HIV-Positiven der gesamte Behandlungsraum gereinigt und desinfiziert werden müsse (Erfahrung bei zwei von drei ausprobierten Zahnärzten in Bochum und Herne). Aber auch bei anderen Ärzten / Krankenhäusern sieht es nicht anders aus: Bei Magen- und Darmspiegelung und OPs in dem Bochumer Klinikum, in dem sich die HIV-Schwerpunktambulanz befindet, wird man mit der gleichen Begründung an des Ende der Behandlungsreihe gelegt.

  2. alivenkickn schreibt:

    Hallo Andreas,
    Vorurteile, Irrationale Ängste und Unwissenheit kleben in den Köpfen 30 Jahre nach HIV in Deutschland fest, wie n weggeworfener Kaugummi an den Schuhsohlen. Da bleibt nur eines zu tun: Nicht müde werden und immer wieder darauf hinweisen das ein solches Verhalten diskriminierend ist und weder den Empfehlungen des RKI entsprechen noch im Einklang mit den Hygienevorschriften der Richtlinien der Bundes/Landes Ärzte- Zahnärztekammern sind.

  3. Anonym schreibt:

    Die Angst vor dieser tückischen Krankheit geht leioder um und ich glaube, dass das gar nicht so viel mit Diskriminierung, sondern mit nackter Angst um das eigene Überleben zu tun hat.

  4. alivenkickn schreibt:

    Was heißt „tückische Krankheit? HIV ist mittlerweile eine chronische behandelbare Krankheit. Sie ist eine Krankheit mit ihrem eigenen Krankheitsverlauf wie jede andere Krankheit auch. Man kann sich vor ihr schützen.

    Wenn ich zum Zahnarzt gehe dann will ich keinen Sex mit einem Zahnarzt sondern er/sie soll sich um meine Zähne kümmern. Und dies innerhalb vorgegebener Maßnahmen im Kontext zu Schutz und Hygiene. Eben so wie sich ein Zahnarzt gegenüber jedem Patienten zu verhalten – schützen hat.
    Diese Angst ist bewiesenermaßen nach 30 Jahren Wissen um die Ansteckungswege von HIV völlig unbegründet.

    Im übrigen ist dieses von mir beschriebene und als „diskriminierendes Verhalten von Zahnärzten“ mittlerweile von verschiedenen Stellen – u.a. hier – ganz klar als Diskriminierend definiert und erkannt.

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