Duck and Cover . . . .


. . . . ist ein animierter Zivilverteidigungsfilm für Kinder der von der US – Zivilverteidigungsbehörde gefördert wurde. In diesem Film zeigt Ben die Schildkröte Kindern wie sie sich bei einer Atombombenexplosion „Duck and Cover“ zu verhalten haben. Vereinfacht ausgedrückt könnte man sagen, das es darum geht wie man sich verhalten soll, wenn eine  Gefahr, ein Bedrohungsscenario eingetreten ist.

Wenn man den Film als Analogie verstehen möchte, könnte man sagen das HIV Positive Menschen eine Gefahr, Bedrohung sind, vor der sich die Gesellschaft auf bestimmte Art und Weisen schützen kann. Die Besonderheit im Gegensatz zu der Aussage des Filmes ist die, das sich nicht nur die Gesellschaft auf eine bestimmte Art und Weise schützen kann, sondern das ein HIV positiver Mensch der sich nicht entsprechend der Gesetze oder nach gesellschaftlichen Normen verhält zur Rechenschaft gezogen werden kann und wird.

. . . . aus der Sicht der Medien – Der Gesellschaft

Nach 25 Jahren Arbeit in der Prävention und Aufklärung durch die DAH Berlin, den regionalen und kommunalen Aids Hilfen, der Aids Stiftung, der BzgA und dem Engagement anderer Organisationen und Vereine, nach 25 Jahren Jahren Wissen darum wie HIV übertragen wird, wie man sich schützen kann und dem Wissen das man sich im Alltag, über sozialen Kontakt nicht infiziert, sollte man meinen das man Menschen die mit der Krankheit des Namens HIV positiv leben, genauso entspannt begegnen kann wie Menschen die an anderen chronischen Kranheiten wie Diabetes, Asthma, MS, Gicht, Rheuma u.v.a leiden. Dank div antiretroviraler Medikamente die man miteinander kombinieren kann ist HIV heute zu einer chronisch behandelbaren Krankheit geworden. Insofern unterscheidet sich HIV nicht von anderen chron Krankheiten.

Das Medien durch die Art und Weise ihrer Berichterstattung zum Klima innerhalb einer jeden Gesellschaft maßgeblichen beitragen, ist bekannt. Im Gegensatz zu allen anderen chronischen Krankheiten werden HIV Positive wie die jüngste mediale Berichterstattung im Zusammenhang mit der Verhaftung einer Sängerin gezeigt hat, nach wie vor stigmatisiert, diskriminiert, kriminalisiert, instrumentalisiert, „in die Schmuddelecke gestellt“. In ihrem Schlusswort in der Sendung Stern TV vom 21. April 2009 bringt eine gute Freundin wie sich viele HIV Positive fühlen sehr gut auf den Punkt:

„Seit dem Fall von N.B. klebt Schmutz an uns, den wir nicht weg bekommen. Egal, wo wir auch stehen, egal wie wir selbst an uns gearbeitet haben und uns nicht mehr schmutzig fühlen, wir sind einfach schmutzig und schuldig. Und das tut verdammt weh.“

Ich möchte hier aus Respekt vor der Person nicht en Detail die entsprechenden Boulevard Blätter zur Unterstützung meiner Aussage in diesem Artikel verlinken. Stattdessen beschränke bzw beziehe ich mich auf Artikel von Stefan Niggemeier die den Tenor der Medien – insbesondere der Journaille oder des „Boulevard“ , wenn man den elaborierten Code bevorzugt der aber am Tenor und der Art und Weise der Berichterstattung nichts ändert, in Frage stellen.

„Was Medien berichten dürfen – müssen“ und „Spiegel Online – exklusiv . . .“

Die Auswirkungen wie sich Stigma auf des Leben eines Menschen auswirkt konnte am Beispiel von Andreas Türck sehr gut verfolgt werden.

. . . . aus der Sicht der Justiz

Auch hier greife ich stellvertretend auf einen Blog zurück der sich mit dieser besonderen Thematik intensiv auseinandersetzt. Weitere Links zu der gleichen Thematik findet man als Link Verweise auf besagtem Blog.

. . . . aus der Sicht der HIV Positiven

Wie empfinde ich , wie bewerte ich die Tatsache das ich mit der Krankheit HIV lebe? Wie gehe ich mit Stigma und Diskriminierung um mit der man nach wie vor im Alltag konfrontiert wird?

Wer da glaubt das die Krankheit HIV alle Positiven miteinander verbindet liegt richtig, Richtig insofern das der Virus keinen Unterschied bzgl seines Wirtes macht. Ihm ist es egal ob der Träger ein Mann, eine Frau oder ein Kind ist. Ihm ist es egal ob man Schwuler, Lesbe, Bi, Transgender oder eine Hete ist.

Man sollte meinen das innerhalb der mit HIV infizierten Personen ein bestimmter Konsens vorhanden sei. Doch weit gefehlt. Ein großer Teil wenn nicht sogar die schweigende Mehrheit ist in Selbststigmatisierung gefangen und hat eine Haltung von „Duck and Cover“ eingenommen. Spricht man dieses Thema innerhalb der Gruppe der HIV Positiven als Teil der „Community“ an so erfährt man u.U. erstaunliches. Da heißt es u.a:

„Niemand bezeichnet HIV-Positive als Bio-Waffe“ Aha . . alles ein großes Mißverständnis also

„Was nicht immer alles geschrieben und gesagt wird, da könnte man sich ja ständig aufregen…….“

„Einerseits sehe ich die Hypersensibilität der betroffenen Randgruppen, aber wenn ich manchmal sehe, wie dabei aus einer Mücke ein Elefant gemacht wird…. bleibt mir auch nur ein Kopfschütteln.“

„Eine Biowaffe ist im Prinzip jeder der sich mit einem „Erkältungsvirus“ aus dem Haus und unter Menschen traut.“

Nur damit man weiß was eine BioWaffe ist und wo – von wem – wann – wie „Bio Waffe“ eingesetzt werden. Biologische Waffen sind Massenvernichtungswaffen, bei denen Krankheitserreger oder natürliche Giftstoffe (Toxine) gezielt als Waffe eingesetzt werden.

„Was soll der Kampf gegen die Windmühlen? Dadurch macht man sich nur lächerlich und – last but not least – unbeliebt. Und das ist doch das Letzte was wir wollen, oder . . .?“

Solche und ähnliche Haltungen die innerhalb der Diskussion u.a. in HIV Foren zum Ausdruck gebracht werden, sind natürlich nicht für alle HIV Positiven repräsentativ. Ein großer Teil der HIV Positiven jedoch schweigt wenn es um den Alltag – um alltägliches geht. Nicht wenige leben zurückgezogen, vereinsamt und unsichtbar aus Angst vor Ausgrenzung, Ablehnung und Angst vor dem Verlust des Jobs und Zuneigung.

* * * * *

25 Jahre nach HIV ist gesellschaftliche Ablehnung, Ausgrenzung, Stigmatisierung, Diskriminierung gegenüber HIV Positiven immer noch Alltag. Dabei ist diese Haltung mit der uns die Gesellschaft begegnet kein Problem der Krankheit HIV. Die Ursache liegt u.a. darin welches Bild die Gesellschaft vom Wert des Menschen hat, der nicht den normativen (Verhaltens) Regeln gerecht wird bzw sich entsprechend verhält. Was Norm ist das wird von der Politik = Politiker = von Menschen i.e. der Gesellschaft letztendlich festgelegt und bestimmt. Alle Kranken, alle sozial benachteiligten Menschen, alle Arbeitslose und vor allem alle alten Menschen sind nur begrenzt „Normal“. Sie passen aber nicht in dieses „Werte-Normen Schema“ hinein. Aus diesem Grund weist man Uns – Ihnen den Begriff „Randgruppen“ zu weil wir am Rand oder außerhalb dessen was die Gesellschaft als „Norm“ bezeichnet gestellt worden sind – stehen. Die Folgen spürt jeder von uns im Alltag. Dies haben die Medien in der letzten Zeit uns vor Augen geführt. Dies erleben alle alten Menschen die ihren Lebensabend in Heimen verbringen müssen unter Bedingungen die zum großen Teil Ent – Würdigend sind. Die Würde all dieser Menschen wird ihnen nicht nur abgesprochen sondern oftmals auch mit den „Füßen getreten“ in der Art und Weise wie man sie behandelt.

Heute sind es die HIV Positiven, die Schwulen und die Lesben, die Behinderten, die Alten und die Kranken.

Und morgen? Die Dicken? Die Brillenträger? Die Rothaarigen? Die Vegetarier?

Wieviel “Anders sein” läßt die Gesellschaft zu – verkraftet die Gesellschaft? Wieviel “Anders sein” dürfen sich die Anderen erlauben zu sein?

* * * * *

Wir werden es nicht mehr zulassen das die Gesellschaft uns weiterhin stigmatisiert, diskriminiert und kriminalisiert. Wir werden es nicht mehr zulassen das man unsere Würde mit den Füßen tritt. Wir werden es nicht mehr zulassen das die Medien über uns Mythen und Lügen erzählen, das die Medien die Wahrheit verzerren.

Ich bin das Schweigen leid, also werde ich darüber sprechen. Es gibt keinen Grund „Den Kopf einzuziehen und sich zu verstecken“.

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2 Antworten zu Duck and Cover . . . .

  1. ondamaris schreibt:

    schön, dass du die haltungen zur biowaffen-frage in teilen der psoitiven-communities aufgreifst.

    mich irritieren diese haltungen des verdrängens, nicht-wahrhaben-wollens oder der selbstverleugnung auch immer wieder. aber sie sind da, und wir müsen uns auch diesen ansichten stellen, und schlüssig begründen, warum wir anders denken – und überzeugen.

    für mich geht es hier gar nicht so sehr um ein (auch sehr wichtige) recht auf anderssein, sondern darum, das auch hiv-positive ganz selbstverständlich anspruch auf menschenrechte haben, auf alle menschen rechte, und auch zb auf die vertraulichkeit des arzt-patient-verhältnisses (und der krankenakte)

  2. alivenkickn schreibt:

    @Uli

    mit dem überzeugen ist das wie mit dem kamel. ich kann es zum brunnen führen aber trinken muß es selbst.

    mit den menschenrechten ist es wie mit trüffeln die in der erde verborgen sind.
    man muß man sich gewahr sein das man sie von geburt an besitzt. um an sie zu heranzukommen muß man alles was sie bedeckt entfernen.

    im gegensatz zu den trüffeln kosten die menschenrechte außer reflektion nichts – zumindest hier in unserem westlichen kulturkreis . . .

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