Am Dienstag, 3. November 2009 um 15 Uhr wurde das „Café Karussell im Switchboard“ in der Alte Gasse 36, 60313 Frankfurt eröffnet.
Jeden 1. und 3. Dienstag im Monat in der Zeit von 15 bis 18 Uhr sollen wechselnde Themenschwerpunkte die Besucher ansprechen.
Das Café ist ein Treffpunkt für Männer liebende Männer der Generation 60plus sowie deren Freundinnen und Freunde. Es handelt sich um ein gemeinschaftliches Projekt des Frankfurter Verbandes mit der AG 36, dem schwulen Zentrum der Aids-Hilfe Frankfurt in Kooperation mit der Gruppe 40plus „schwules Forum Frankfurt“.
Mit seinem Angebot will das Café einen Raum bieten, in dem sich ältere schwule Männer untereinander sowie mit ihren Freundinnen und Freunden und Bekannten ohne Angst vor Zurückweisung treffen können.
Es ist ein offener Treffpunkt mit einer Mischung aus
- Informationen und hilfreichen Tipps zu Fragestellungen, die auf dieLebenssituation betagter und hochbetagter Männer abgestimmt ist (Wie will ich altern? Welche Vorsorgeregelungen sollten getroffen werden? Was gibt es an unterstützenden Möglichkeiten? An wen kann ich mich wenden?)
- die in ein · kulturelles Angebot und einen geselligen Rahmen mit Musik, Lesungen,(Auto)biographischem, Bewegendem und Interessanten (Fortsetzungskrimis, Schlagerparade der 60er und 70er, Selbstporträts, Travestie usw.) eingebettet sind.
Hintergrundinformationen: Warum ein Café für alte Schwule?
Schwule Senioren haben meist viel zu erzählen, ein „verzaubertes“ Leben liegt hinter ihnen, ihren Geschichten – die traurigen wie die schönen – sind Dokumente der gesellschaftliche Entwicklung in Deutschland und in Frankfurt. Homosexuelle gab und gibt es in allen Generationen, der Prozentsatz unterscheidet sich nicht in den einzelnen Altersgruppen. Allerdings unterscheidet sich die öffentliche Sichtbarkeit und Wahrnehmung, so dass der Eindruck entstehen könnte, es gäbe nur wenige alte Schwule, was aber nicht zutrifft.
In Frankfurt und der unmittelbaren Umgebung leben laut Schätzungen des „Runden Tisches“ ca. 5000 Männer liebende Männer über 65 Jahren. Dieses Männer über 65 bis hin zur Hochaltrigkeit sind geprägt von Erfahrungen im Nazi-Deutschland oder in den Jahren danach. Sie haben ungleich schwierigere Bedingungen für ihre Lebensform gehabt als viele heterosexuelle Zeitgenossen.
Nachfolgend einige Aspekte, die auf viele der heutigen betagten und hochbetagten Homosexuellen zutreffen:
- Sie wurden kriminalisiert und verfolgt während des Faschismus. im Zeitraum zwischen 1945 – 1969 gab es in Deutschland zwischen 60.000 und 70.000 gerichtliche Verurteilungen
- Es gab nur eine sehr geringe soziale Akzeptanz gegenüber offen lebenden Homosexuellen. Viele hatten kein offenes coming out sondern haben Ihre sexuelle Identität eher verdeckt gelebt, waren bemüht unauffällig zu sein.
- Nicht wenige lebten in „Alibi“- Ehen
- Bei vielen kommt es vor allem im Alter zu einem gesellschaftlichen Rückzug, bis hin zur Vereinsamung.
- Ihre sexuelle Identität haben sie als bedroht und unsicher wahrgenommen.
Manche älteren Männer liebenden Männer haben sich aufgrund der vorerwähnten gesellschaftlichen Diskriminierung ihr Leben lang darauf eingerichtet, eher im Verborgenen leben zu müssen. „Aus den wenigen vorhandenen Untersuchungen ist bekannt, dass die Hälfte der älteren Homosexuellen unter Einsamkeit und Isolation leidet, zu Depressionen neigt und suizidgefährdet ist.“
Obwohl sich die gesellschaftlichen Bedingungen durch die Emanzipationsbewegung heute enorm verändert haben, ist es für diese Männer schwer, erlernte Bewältigungsstrategien über Bord zu werfen und offen schwul aufzutreten und am öffentlichen Leben teil zu nehmen. Eine Erhöhte Gefahr der Alterseinsamkeit ist die Folge. Viele ältere Schwule leben daher zurückgezogen und haben wenig Kontakt zur jüngeren schwulen Generation und den Einrichtungen der schwullesbischen Gemeinde. (Quelle)
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hallo man kann meinen namen angoogeln ich bin 52 und schriftsteller wäre bereit bei 60plus mal eine lesung zu machen. ich würde gerne auch leute kennenlernen, da an dem dienstag immer programm ist, würde lieber mal mit leuten plaudern.
Hallo Joachim
Da ich quasi halb Frankfurter bin und mich der AH Frankfurt verbunden fühle, habe ich anläßlich der Eröffnung des „Cafe Karussell im Switchboard“ darüber berichtet. Deinen Wunsch habe ich weitergeleitet.
LG alivenkickn